Nach Editionen im Gewand der Jack-the-Ripper-Morde und der Edgar-Allan-Poe-Erzählung „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ handelt „der dritte Fall“ der Kartenspiel-Reihe „Mystery Rummy“ von einer weiteren makaberen Schauermär. Dieses Mal geht es um Robert Louis Stevensons belletristische Bearbeitung der menschlichen Doppelnatur, um „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“, erstmals erschienen im Jahr 1886.

Wie die Vorgänger basiert auch diese Ausgabe von „Mystery Rummy“ auf dem bekannten Spielprinzip des seit Urzeiten beliebten „Rommé“-Kartenspiels. Bei jedem Spielzug nimmt man eine Karte vom Nachzieh- oder vom Ablagestapel, legt anschließend passende Karten aus und wirft am Ende noch eine einzelne Karte ab.

Als „Mystery Rummy“ wurde das Spiel thematisch eingefärbt und um Ereigniskarten ergänzt, die mehr Taktikeinsatz zulassen sollen. Zudem wurde mit einer sogenannten „Doppelidentitätskarte“ ein weiterer besonderer Clou integriert, der Robert Louis Stevensons Vorlage Tribut zollt: Die doppelseitige Karte zeigt zu jedem Zeitpunkt an, ob sich das Spiel gerade in der Dr.-Jekyll- oder in der Mr.-Hyde-Phase befindet. Entsprechend dürfen in der jeweiligen Phase nur Karten der einen oder der anderen Sorte ausgespielt werden.

Dies ist auch am Ende einer jeden Spielrunde von Bedeutung: Denn wenn es einem Spieler gelingt, den Durchgang zu beenden und er dabei nur Karten der aktuell ausliegenden Identität ausgespielt hat, geht sein Gegner bei dieser Runde komplett leer aus. In diesem Fall punktet nur der Sieger, auf dem Weg zu 100 Gesamtpunkten.

Eine Spielrunde endet, wenn entweder ein Spieler seine letzte Karte abgeworfen hat oder der Nachziehstapel ein zweites Mal aufgebraucht wurde. In diesem letztgenannten, eher seltenen Fall gehen beide Spieler leer aus. Ansonsten werden am Ende jeder Runde alle vor den Spielern ausliegenden Karten mit Punkten gewertet. Die Punktewerte der auf der Hand des Verlierers verbliebenen Karten werden von dessen positivem Ergebnis abgezogen. Das Spiel wird so lange fortgesetzt, bis ein Teilnehmer insgesamt mindestens 100 Punkte erreicht hat.

Ebenso wie die anderen „Fälle“ der „Mystery Rummy“-Reihe besticht auch dieses Spiel durch seine liebevolle und qualitativ hochwertige Ausstattung. In einer wie ein Buch mit Einband und Rücken anmutenden Aufklappbox befinden sich 64 grafisch ansprechende Hochglanz-Karten, die mit feinen Bändchen aus ihren Fächern entnommen werden können, darunter auch zwei den Spielablauf zusammenfassende Übersichtskarten für die beiden Teilnehmer. Auf jeder Spielkarte befinden sich alle wichtigen Erklärungen, wann und wie die jeweilige Karte zu spielen ist. Dabei darf man sich allerdings nicht verwirren lassen: Bei den Ereigniskarten „Laborarbeit“ lautet der Informationstext auszugsweise: „Schauen Sie die obersten 3 Karten der Fallakte an oder durchsuchen Sie London. Nehmen Sie in beiden Fällen 1 Karte, die der aktuellen Seite der Doppelidentität entspricht. Legen Sie diese Karte in Ihren Spielbereich.“ Doch mit dieser letzten Anweisung ist eben nicht die just aufgenommene 1 Karte gemeint, sondern die Ereigniskarte „Laborarbeit“. Hilfreiche detailliertere Angaben finden sich aber glücklicherweise in der ausführlichen, übersichtlichen und gut strukturierten Spielanleitung, die sogar noch ein Glossar und einen beispielhaft beschriebenen Spielzug enthält.

Ein klein wenig unsympathisch erscheinen lediglich die Ereigniskarte „Verwandlung“ – weil ihr Einsatz etwas kompliziert anmutet – und der Umstand, dass man das Spiel nur zu zweit spielen soll. Aber gut, für eine größere Runde existieren ja die 4-Spieler-Varianten von „Fall 1“ und „Fall 2“.

Fazit: Ein kurzweiliges, leicht erlernbares und wunderschön gestaltetes Kartenspiel, das absolut überzeugt und die „Mystery Rummy“-Reihe gelungen fortsetzt.