Mystery Rummy – Fall 2: Edgar Allan Poe – Doppelmord in der Rue Morgue

Aufruhr im Pariser Quartier St. Roch. In der Rue Morgue wurde ein brutaler Doppelmord begangen. Doch als der Detektiv, der Sie nun einmal sind, ist Ihnen schnell klar: Der Mörder kann nur ein Orang-Utan gewesen sein. Begeben Sie sich also auf Spurensuche und versuchen Sie, Beweise für Ihren Verdacht zu sammeln. Der zweite Teil der „Mystery Rummy“-Reihe bietet Ihnen dazu in Anlehnung an eine Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe die Gelegenheit.

von Bastian Ludwig

Aufmachung

Den ersten Eindruck bei jedem Spiel macht ja nun einmal die äußere Aufmachung, und hier schneidet „Mystery Rummy 2“ aufs Allerbeste ab. Die Spielpackung ist in der vom ersten Teil bekannten Buchoptik gehalten und aus stabiler Pappe mit Hochglanzdruck gearbeitet. Als kleines Extra findet sich auf der Innenseite des Deckels ein kurzes Porträt von Edgar Allan Poe. Die 66 festen Spielkarten sind auf zwei Fächer aufgeteilt und lassen sich bequem aus der Schachtel nehmen. Gehalten sind sie in schlichter Optik, versehen mit hübschen Illustrationen einzelner, der Kurzgeschichte entnommener Situationen und Figuren.

Spielmechanik

Was einem als erstes auffällt, wenn man sich durch die 14-seitige Anleitung arbeitet, ist die Umbenennung einiger kartenspieltypischer Elemente, denn dem Konzept der „Mystery Rummy“-Serie folgend orientieren sich diese an der Handlung der Kurzgeschichte; so etwa der Nachziehstapel, der hier ‚Fallakte’ heißt, oder der ‚Rue Morgue’ genannte Ablagestapel. Auch die beiden Kartengruppen des Spiels bilden da keine Ausnahme. Es gibt die ‚Hinweise’ und es gibt die ‚Ereignisse’; beide in jeweils verschiedenen Farben. Daneben finden sich dann noch die nach dem Täter benannte Karte ‚Orang-Utan’, ein zusätzlicher Ablagestapel, der nach einer besonderen Regel aufgefüllt wird, und vier Übersichtskarten des Spielverlaufs.

Der Spielablauf ist denkbar simpel und orientiert sich – der Name verrät es – wie schon beim ersten Teil von „Mystery Rummy“ wieder am Kartenspielklassiker „Rommé“.

Jeder spielt gegen jeden, bei vier Personen bildet man zwei Zweierteams. Es geht im Wesentlichen darum, mindestens drei Hinweiskarten der gleichen Farbe zu sammeln und diese dann auszuspielen, also eine so genannte ‚Meldung zu machen’; dies ist die wichtigste Einnahmequelle für Punkte. Außerdem spielt man Ereigniskarten aus, die Extrapunkte bringen oder bestimmte Aktionen auslösen, einem etwa die Möglichkeit geben, gezielt die Fallakte, die Rue Morgue oder auch den Orang-Utan zu durchsuchen. Ansonsten bekommt man seine Karten durch blindes Nachziehen von der Fallakte beziehungsweise durch bewusstes von der Rue Morgue.

Ein Spiel besteht aus mehreren Durchgängen; ein Durchgang endet spätestens, wenn die Fallakte zweimal durchgezogen wurde. Wer es vorher schafft, als erster alle Karten seiner Hand abzuspielen, gewinnt den Durchgang. Ausgespielte Karten geben dann Punkte, Karten auf der Hand Minuspunkte.

Ergänzt wird das Ganze noch durch einige weitere Sonder- und Fortgeschrittenenregeln. So gibt es jeweils zwei Hinweisfarben, die einander zugeordnet sind. Schafft es ein Spieler, beide vor sich auszuspielen, bekommt er bei der Auswertung Zusatzpunkte.

Vergleicht man die Beschreibung der Hintergrundhandlung mit der Zusammenfassung des Spielverlaufs, dann fällt es vielleicht schon auf: Ersteres wirkt sich auf Letzteres kaum mehr aus als die Fantasy-Aufmachung beim Kartenspiel „Wizard“. Der Hintergrund dient nur dazu, Atmosphäre aufzubauen, denn letztlich bleibt das Ziehen einer Karte von der Fallakte eben doch nur das Ziehen einer Karte vom Nachziehstapel.

Da aber Rahmenhandlung und Spielmechanik nicht fester miteinander verbunden sind, ist die Gefahr groß, dass sie sich im Verlauf des Spiels sehr schnell voneinander lösen. Die besondere Namensgebung kann so schon bald vergessen sein, denn ‚Ablagestapel’ geht einem halt doch leichter über die Lippen als ‚Rue Morgue’. So muss man sich also den ganzen, an sich ja interessanten, Rahmen wegdenken, um zu entscheiden, was für ein Spiel „Mystery Rummy 2“ wirklich ist.

Was dann übrig bleibt ist zwar nicht schlecht, allerdings auch nicht so herausragend, wie es die Präsentation des Spiels annehmen lässt. Hauptsächliche Spielaktionen sind das Nachziehen von Karten und das Warten darauf, dass man irgendwann eine Meldung machen kann. Der Glücksfaktor hierbei ist sehr hoch, und auch durch die wenigen Ereignisse, die es einem erlauben, gezielt nach bestimmten Karten zu suchen, kann er nur bedingt heruntergeschraubt werden.

Ansonsten muss man nur noch ein wenig über das Ausspielen der wenigen unterschiedlichen Ereigniskarten nachdenken und an mancher Stelle überlegen, welche Karten man gezielt zieht beziehungsweise auf die beiden Ablagestapel legt, sodass andere Spieler sie nicht zu leicht bekommen. Damit kommt ein leicht taktisches Moment ins Spiel, das jedoch im Vergleich zum Glücksfaktor nur sehr gering ausfällt.

Fazit: Eine herausragende Präsentation für ein durchschnittliches Spiel. Für die leichte Unterhaltung zwischendurch oder als Absacker eines langen Spieleabends ist „Mystery Rummy 2“ durchaus geeignet, beinharte Kartenspieler wird die Spielmechanik aber kaum zu begeistern wissen.


Mystery Rummy – Fall 2: Edgar Allan Poe – Doppelmord in der Rue Morgue
Kartenspiel für 2 bis 4 Spieler
Mike Fitzgerald
Pegasus Spiele 2009
ISBN: n. a.
66 Karten, Spielregeln, deutsch
Preis: EUR 9,95

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