MWDA 13: Der Stachel des Skorpions

Nach einer Wartezeit von etwa drei Monaten hält der mittlerweile 13. "MWDA"-Roman recht vollmundige Versprechungen und Implikationen im Klappentext bereit: politische Verwicklungen, Intrigen, Aufstände und sogar ein Mordanschlag (an keiner unwichtigen Person), alles zentriert um das bisher wichtigste politische Ereignis der Republik der Sphäre, die erste freie Wahl eines neuen Exarchen! Und als Leser, der mittlerweile mehr durchschnittliche als gute "MWDA"-Romane gelesen hat, hofft man, dass zumindest ein Teil dieser Versprechungen erfüllt wird.

von Dyotron

 

Aber zunächst die Story: Nachdem die Regierungsperiode des derzeit amtierenden Exarchen der Republik der Sphäre, Damien Redburn, in naher Zukunft vorbei sein wird, werden alle Paladine von ihm zurück nach Terra beordert, um dort aus ihren Reihen einen neuen Kandidaten zu wählen. Dass bei dem politischen Ringen um dieses Amt, das eines der mächtigsten, wenn nicht sogar das mächtigste der ganzen Inneren Sphäre darstellt, nicht alles reibungslos abläuft, kann man sich denken, denn es gibt genug Fraktionen, deren Ambitionen teilweise auch über die legalen Einflussmöglichkeiten hinausgehen.

Schon im ersten Kapitel, in dem wir eine altbekannte Person wiedertreffen (und nein, diesmal nicht unsere liebe Tara Campbell), wird ein nicht geringer Anteil an "Foreshadowing" und Geheimniskrämerei betrieben, was gleich die richtige Atmosphäre schafft. Die folgenden Kapitel, die im Grunde "nur" Nachrichtenübergaben an diverse Paladine beinhalten und gleichzeitig ein paar neue Charaktere einführen, präsentieren dem Leser weiterhin eine lebendige und mitunter recht chaotische Republik. Man hat eigentlich nie das Gefühl, dass außer der Wahl in der Inneren Sphäre nichts anderes passiert, was für eine realistische Stimmung sorgt.

Daneben lernen wir nun endlich alle Paladine und noch ein paar weitere wichtige Persönlichkeiten kennen und erfahren, was und vor allem wer die Republik zum Ticken bringt und welche politischen Strömungen sich nach dem Verschwinden von Devlin Stone vor vier Jahren gebildet haben. Auch andere liebgewonnene Charaktere aus bisherigen Büchern treffen wir wieder und sogar die Gruppierung der Phantomritter, die ja bisher nur im ersten "MWDA"-Roman "Geisterkrieg" aufgetaucht ist, hat endlich mal wieder einen kurzen Auftritt.

Einen besonderen Reiz des Buches macht die Menschlichkeit der Charaktere aus. Nicht alle Hauptpersonen sind steife Politiker, die jeden anderen und auch sich selbst ständig genau im Auge behalten, um bloß keinen falschen Eindruck zu hinterlassen. Vielmehr verhalten sie sich natürlich, wirken dadurch sehr sympathisch und man kann sich als Leser gut in sie hineinversetzen. An Szenen, die einem hier und da zu einem amüsierten Grinsen verhelfen, fehlt es auch nicht.

BattleMech-Kämpfe per se gibt es in diesem Buch keine und auch sonst beschränkt sich die Action auf zwei Kampfhandlungen, die aber ebenfalls nicht sonderlich umfangreich oder aufwändig gestaltet sind (das Coverbild ist mal wieder die einzige Szene mit BattleMech, die sich dafür eignet). Fehlen tun dem Roman solche Elemente aber nicht wirklich, da die Story auch so schon mehr als genug Spannung und Wendungen bereithält. Die Karte am Anfang des Buches ist mal wieder die gleiche (und nutzlose) wie im Vorgängerroman, aber da dieses Buch zu 95% auf Terra spielt, ist das nicht übermäßig tragisch.

Das einzige, was mir an "Der Stachel des Skorpions" nicht ganz so gut gefällt, ist sein schnelles Ende. Der "Höhepunkt", also die Wahl des neuen Exarchen, läuft relativ unspektakulär und ohne große Überraschungen ab, vor allem, weil ich schon einige Kapitel weiter vorn einen recht definitiven Verdacht hegte, welcher Paladin es denn nun werden würde, und dieser sich dann auch bestätigte. Nach der Verkündung des Ergebnisses folgt dann nur noch ein einziges weiteres (und eher kurzes) Kapitel, welches knapp zwei Wochen nach der Wahl spielt, und dann ist der Roman auch schon wieder vorbei. Und trotz seiner recht angenehmen Länge von 351 beschriebenen Seiten hätte man gerne noch ein wenig mehr über den Ausgang dieses wichtigen politischen Ereignisses gelesen. Man ist nicht wirklich enttäuscht, es fehlt auch nicht wirklich etwas, aber... nun ja, ein wenig runder hätte das Buch schon enden dürfen.

Fazit: Alles in allem ist "Der Stachel des Skorpions" ein sehr guter "BattleTech"-Roman, der uns in einen bisher eher vernachlässigten Bereich des "MWDA"-Universums entführt und dies zudem auf eine spannende und fesselnde Weise tut. Und trotz des eher abrupten Endes bekommt er von mir eine Kaufempfehlung, da es mal wieder eine "MWDA"-Publikation ist, die man nur ungern wieder aus der Hand legt, bevor man sie durch hat.


Der Stachel des Scorpions (Mechwarrior Dark Age – Bd. 13)
Rollenspiel-Roman
Jason Hardy
Heyne 2006
ISBN: 3-453-52228-1
365 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95

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