Munchkin Shadowrun

Es muss ein Fehler in der Matrix gewesen sein, der dafür sorgte, dass „Munchkin Shadowrun“ so lange auf sich warten ließ. Das bekannteste Cyberpunk-Rollenspiel hat endlich auch seinen „Munchkin“-Ableger erhalten. Doch neben dem bereits bekannten Prinzip des Türen eintreten und Monster bekämpfen kann man auch die Matrix herausfordern und das Spiel gewinnen. Auf geht’s, Chummer!

von Ansgar Imme

In „Munchkin Shadowrun“ übernehmen die Spieler die Rollen von Elfen, Zwergen, Trollen oder Orks (Menschen sind hier explizit nicht vorgesehen), die die Monster hinter den Türen erledigen (wollen) und die Schätze einsacken oder alternativ die Matrix selbst bezwingen, um den Sieg zu erringen. 

Der Pegasus-Spiele-Verlag hat die Box im Vergleich zu den Ursprungsversionen dabei deutlich vergrößert, auch wenn der enthaltene Umfang gar nicht so viel größer geworden ist, sondern vor allem viel Plastik enthält. Vielleicht lässt sich durch eine etwas größere Box das Spiel im Handel besser vermarkten als die frühere kleine und schmale Pappschachtel. Durch die größere Packung ist allerdings auch der Preis deutlich angezogen. 

Neben 193 farbigen Karten sind ein sechsseitiger Würfel, Marker für die Spieler, eine Zählscheibe sowie natürlich eine Spielanleitung enthalten. Die Zählscheibe ist grundsätzlich eine gute Idee, nur bräuchte man eigentlich für jeden Spieler eine, sodass der Zweck unklar bleibt. Zur Anzeige der Spielstufe eines jeden Spielers sollte daher möglichst noch etwas vorhanden sein, um bis Zehn zu zählen, welches die Zielstufe ist.

Der Spielablauf gleicht den bisherigen „Munchkin“-Spielen – mit Ausnahme der zusätzlichen Matrixregeln sowie Fahrzeugen statt Begleitern und Konzernzugehörigkeiten bei Gegenständen. Das Spiel ist dabei für 3 bis 6 Spieler vorgesehen, wobei es grundsätzlich auch in größerer Runde gespielt werden könnte. Dann sollten aber vorzugsweise weitere „Munchkin“-Sets dazugenommen werden und man bräuchte zusätzliche Marker für die Matrixregeln. 

Die Karten werden in zwei Stapel aufgeteilt: Türkarten und Schatzkarten. Jeder Spieler startet auf Stufe 1 und erhält je vier Karten von jedem Stapel. Er kann von seinen erhaltenen Karten bereits eine Rasse wählen, sofern sich eine darunter befindet. Im Gegensatz zum Ursprungs-„Munchkin“ ist das Geschlecht hier irrelevant und kann damit auch nicht verändert werden respektive Vor- oder Nachteile generieren. Man gewinnt, wenn man als Erster die Stufe 10 erreicht. Die Stufe ist dabei ein Maß für die Stärke und Erfahrung und kann nie unter 1 sinken (außer im Kampf durch Karten der Gegner). 

Das Spiel geht immer im Uhrzeigersinn herum, wobei jeder Spieler seinen Spielzug in vier Phasen durchläuft. Zuerst muss der Spieler, der an Reihe ist, eine Tür eintreten, indem er die oberste Karte des Türstapels aufdeckt. Wird ein Monster aufgedeckt, kommt es zum Kampf. Hat der Spieler kein Monster aufgedeckt, kann er in Phase 2 „auf Ärger aus sein“ und selbst ein Monster ausspielen. Falls es nicht zu einem Kampf mit einem Monster kam und der Raum leer war, kann in Phase 3 der Raum geplündert werden. Der Spieler darf dazu verdeckt eine Karte vom Türstapel auf die Hand nehmen. In der vierten und letzten Phase muss der Spieler, sofern er mehr als 5 Karten auf der Hand hat, die überzähligen Karten an den/die Spieler mit der niedrigsten Stufe abgeben. Anschließend ist der nächste Spieler an der Reihe.

Spannend wird es in den Kämpfen gegen die Monster. Hier können auch die anderen Spieler eingreifen. Die Stufe des aktiven Spielers wird mit der Stufe des Monster verglichen (oder der Monster, falls weitere in Spiel kommen). Ist sie niedriger als die des Monsters, gewinnt dieses, und der Spieler muss fliehen. Die Flucht gelingt aber nur bei einer 5 oder 6 auf dem Würfel. Misslingt die Flucht, passieren „schlimme Dinge“, die vom Verlust eines Gegenstandes bis zum Tod reichen und sich je nach Monster unterscheiden. Durch zusätzliche Karten mit Boni kann der Spieler seine Stufe verbessern. Besiegt der Spieler das Monster, steigt der Spieler eine Stufe auf und bekommt die Schätze des Monsters. Die anderen Spieler können beim Kampf durch eigene Karten den Spieler oder das Monster unterstützen und vom aktiven Spieler eine Belohnung aushandeln.

Eine Besonderheit sind die Matrixregeln. Neben den beiden oben genannten Stapeln werden für die Matrix sogenannte Layer (Karten) aufgedeckt, von denen 7 der 10 Layer-Karten verwendet werden. Anstelle obigen Spielablaufs kann man nur in seiner eigenen Runde auch entscheiden, die Matrix zu hacken. Man muss dazu der Reihe nach aufsteigend die Bedingungen der Layer-Karten erfüllen, um auf die nächste Layer-Karte zu gelangen und sich in der Matrix vorzuarbeiten. Dabei kann man sich so weit je Runde vorarbeiten, wie es einem möglich ist. Mit dem Sieg über die „Grid Overwatch Division (G.O.D.)“ gewinnt man ebenso das Spiel, auch wenn man noch nicht Stufe 10 erreicht hat. Die ersten Aufgaben auf den Karten sind recht gut meisterbar, aber spätestens gegen die „G.O.D.“ benötigt man doch etliche Boni und eine eigene hohe Stufe, da die Matrix beziehungsweise „G.O.D.“ die Stufe 20 hat.

Auch „Munchkin Shadowrun“ erfindet die Spielserie nicht neu, sondern behält das Prinzip weitgehend bei. Einzig die Matrixregeln erlauben auch ein Vorankommen ohne den Kampf gegen Monster und die anderen Spieler. Allerdings benötigt man schon etliche Karten mit guten Boni, um auch dort den Endkampf zu gewinnen. Da die Belohnungen im Vergleich eher niedriger sind, muss man sich gut überlegen, ob man diesen Weg geht. Vielleicht hätte man hier Eigenarten des „Shadowrun“-Rollenspiels durch weitere kleine Regelerweiterungen testen können, um dem Spiel neuen Schwung auch für Altspieler zu geben. So wird eher der Sammeltrieb animiert, wenn man noch nicht alle „Munchkin“-Editionen besitzt. 

Das Spiel lebt damit natürlich wieder von den tollen Illustrationen (allerdings nicht von John Kovalic) und den Anspielungen auf das Rollenspiel, die vor allem dessen Spieler ansprechen. Gefühlt ist der Humor etwas dosierter und nicht ganz so bissig wie in manch anderen Editionen. 

Fazit: „Shadowrun“-Spieler oder Neulinge im „Munchkin“-Universum können recht bedenkenlos zugreifen, wenn sich das Spielprinzip für sie spannend anhört und sie vor allem ein Spiel für zwischendurch suchen. Dazu bekommen sie auch ausreichend zu lachen. Wer die „Munchkin“-Serie kennt, kann zugreifen, wenn ihn die Matrixregeln interessieren (die nicht sonderlich komplex sind) oder er gern die Sammlung vervollständigen will. 

Munchkin Shadowrun
Kartenspiel für 3 bis 6 Spieler ab 12 Jahren
Devin Lewis, Lar deSouza
Pegasus Spiele 2025
EAN: 4250231741692
193 Karten, 1 Würfel, 1 Zählscheibe, Marker, deutsch
Preis: 24,99 EUR

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