Munchkin im Mixer

Dir reicht „Munchkin“ nicht aus? Eine „abartige Axt“ oder gewisse „Beschwörungsfehler“ sind dir nicht genug? Und auch Vampire und Werwölfe können dich nicht mehr reizen? Deine „Munchkin“-Karten stauben also vor sich hin? Dann bring doch einfach mal mit dem „Munchkin Mixer“ neuen Schwung in das angestaubte Leben deiner Kartensammlung…

von Dominik Cenia

 

Das Prinzip von „Munchkin“ ist ja eigentlich relativ einfach. Mit immer neuen Karten werden die Spieler bei der Stange gehalten. Denn leider haben Fun-Kartenspiele das Problem, dass die Karten irgendwann nicht mehr witzig sind und nur noch aus reiner Routine heraus gespielt werden. Doch leider geht auch das Konzept der immer neuen Ideen für noch verrücktere Karten irgendwann nicht mehr auf. Alles ist schon mal da gewesen und irgendwie wirken die neuen Karten nur noch wie ein Aufguss der vorherigen Editionen. Kennt ihr das Problem? Zumindest meiner Gruppe ist es bei Munchkin auf Dauer ziemlich aufgefallen…

Guter Rat ist da teuer. Was läge also näher, als einfach eine Erweiterung rauszubringen die über NOCH extremere Karten verfügt und das letzte bisschen Verstand aus den Regeln herauskitzelt? „Munchkin im Mixer“ ist in diesem Sinne keine einfache Erweiterung, die wie bisher dem Grundspiel komplett beigemischt wird. Es ist vielmehr ein 112 Karten starkes Werkzeug, aus dem man eine bestimmte Menge an Karten auswählt und zu den bisherigen Karten mischt. Je nachdem wie viele Basisspiele und Erweiterungen man besitzt, kann man die Schatz- oder Türkarten aus „Munchkin im Mixer“ dazugeben.

Aber was zeichnet die neuen Karten aus?

Also erstmal… sie sind absichtlich EXTREM überpowert. Es gibt Ultra-Munchkins, neue Schummel-Karten, das Drittelblut, extreme Monsterverstärker (so genannte Monsterverstärker-Verstärker), und jede Menge Schätze, die einen Bonus auf die eigene Stufe geben. Dazu eine ganze Menge von neuen Stufe 1 Monstern, die absichtlich leicht zu besiegen sind, um einen möglichst schnellen Stufenaufstieg zu gewähren. Wer also bisher Karten wie z. B. „Schummeln“ oder „Gezinkter Würfel“ mochte, wird bei „Munchkin im Mixer“ voll auf seine Kosten kommen. Nur eben mit dem Faktor 10…

In der Box liegen außerdem noch Spielregeln für „epische“ „Munchkin“-Spiele bei. Ein episches Spiel geht bis Stufe 20. Ab Stufe 10 bekommt dann jede Rasse und Klasse (egal ob Munchkin, Star Munchkin oder wie sie alle heißen…) eine zusätzliche epische Fähigkeit. Elfen können z. B. mit einen Pfeilhagel in Kämpfe schießen, an denen sie gar nicht beteiligt sind usw. Es gibt jetzt auch Regeln für „schnelle Spiele“, die zum Teil aber schon aus „Munchkin beißt!“ bekannt sein dürften.

Die neuen Karten sind nett illustriert, aber zum Teil sehr textlastig. Auch dürften viele Karten aus vorherigen Erweiterungen bereits bekannt sind („Gezinkter Würfel“, „Halb-Blut“, „steige eine Stufe auf“, „Schummeln“ …). Die Witze bleiben zum Teil auf der Strecke, da sie in der ein oder anderen Formulierung schonmal dagewesen sind. Dafür sind die neuen Monster der Stufe 1 allesamt gelungen („Plastiksoldaten“, „schmutzige Wäsche“, „Handpuppe“, …).

Taugen die neuen Karten aber im Spiel was? Leider nein. Denn mal abgesehen davon, dass ca. 20 Karten nicht wirklich neu sind (sie kamen schon in vorherigen Erweiterungen vor), machen die neuen, überpowerten Karten irgendwie nichts her. Das Spiel wird zwar viel extremer, aber dadurch auch unberechenbarer. Alle Planung ist dahin und die Möglichkeiten, z. B. drei Klassenkarten zu besitzen oder auf alle erdenklichen Weisen zu schummeln, lassen das Spiel in pure „Kartenschlachten“ ausarten. Die Spielregeln werden nur noch Nebensache, da sie durch jede zweite Karten irgendwie außer Kraft gesetzt werden können. Die Idee des epischen Spiels ist zwar nett, zieht sich gegen Ende aber extrem in die Länge, vor allem wenn ein Spieler stirbt und sich quasi erstmal seine komplette Ausrüstung neu beschaffen muss. Für den gebeutelten Spieler ist es dann trotz hoher Stufe fast unmöglich, wieder den Anschluss zu finden.

Fazit: Nur für ganz hartgesottene „Munchkin“-Fans zu empfehlen. Alle anderen sollten die Finger von dieser unausgegorenen Erweiterung lassen. Und auch die Tatsache, dass einige der Karten kalter Kaffee sind, trüben den Gesamteindruck. Unterm Schnitt bleiben einem also weniger als 100 neue Karten, die das Spiel nur bedingt besser machen. Mein Tipp: Lieber zu dem neuen „Munchkin beisst! 2“ greifen.


Munchkin im Mixer
Kartenspiel-Erweiterung
Steve Jackson, John Kovalic
Pegasus Press 2005
ISBN: 3-937826-53-X
112 Karten, deutsch
Preis: EUR 12,95

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