Munchkin Fu 2 – Mönche mögen’s heiß

Beim Erfolg der „Munchkin“-Reihe ist es wahrlich kein Wunder, dass auch für den fernöstlichen Abstecher bald eine Erweiterung folgte. Grund genug für uns, „Mönche mögen’s heiß“ auf Spielstärke und Ausgewogenheit zu testen. Inwieweit diese Eigenschaften als Qualitätsmerkmale bei einem „Munchkin“-Spiel taugen können, werden wir sehen.

von Michael Wilhelm

 

Wie von „Munchkin“ nicht anders zu erwarten (und zu hoffen), ist es mit der Spielbalance und Ausgewogenheit allerdings nicht weit her. Die 110 Karten der Erweiterung bilden ein buntes, satirisches Potpourri durch Film- und Fernsehunterhaltung, Literatur und Popkultur aus Fernost. Wirklich Neues gibt es jedoch eigentlich nicht. Anders als beim klassischen Fantasy-„Munchkin“, wo nachträglich Gnome, Orks und Barden die Reihen der Helden verstärkten, bleibt es hier bei den altbekannten Klassen Mönch, Ninja, Samurai und Yakuza.

Dafür gibt es ein paar lustige und schlagkräftige neue Stile (samt verzierender Stilverstärkungen), unterhaltsame und schmerzhafte Fallen (wie das „Sushi der Ahnen“, das seinem Namen alle Ehre macht), jede Menge abgefahrene Schätze (und auch Schatzverstärker, um zum Beispiel aus einem „Schwert“ ein „Langes Schwert“ mit mehr Stufenbonus zu machen) und eine ganze Riege interessanter Gegner.

Wirklich neue Spielmechanismen fehlen also, dafür finden die „Munchkin“-Fans aber eine große Zahl an Gags und hervorragend ins Deutsche übersetzter Wort- und Buchstabenspielereien. Man nehme mal die „T-Zeremonie“, die nur auf den ersten Blick in Gestalt einer japanischen Geisha mit Serviertablett daherkommt. Statt grünem Tee gibt es nämlich was aufs T. Mit dieser Karte kann jede beliebige andere mit einem T im Titel ungültig gemacht werden. Und das sind eine ganze Menge, wenn man bedenkt, wie häufig dieser Buchstabe ist. Soviel zum Thema Spielbalance.

Der cinematische Charakter des Spieles bekommt eine Verkörperung in der Karte „Die große Verfolgungsjagdszene“, die auf wenigen Quadratzentimetern Illustrationsfläche das Beste aus den Filmen „Police Story“ und „Big Trouble in Little China“ zu vereinigen scheint. Dass die Karte nebenher noch ermöglicht, automatisch vor einem Kampf wegzulaufen, ist bei dem lustigen Suchbildchen dann fast nebensächlich.

Eine weitere der im gesamten „Munchkin“-Universum beliebten Schummelkarten ist die dem deutschen Set namensgebende „Mönche mögen’s heiß“, womit zu einem beliebigen Zeitpunkt einmalig die Klassenfähigkeit eines anderen Spielers benutzt werden kann.

Aus der großen Reihe der Hong-Kong-Karten sind natürlich auch wieder einige vertreten. Um nur ein paar zu nennen: die „Hong Kong Zan Ge“, der kleidsame „Hong Kong Sarong“ oder auf Monsterseite die „Hong Kong Moi Te“. Amüsant sind sicherlich auch die „Tofu Tonfa“ oder der One-Shot-Scherzartikel „Juck-Ich-Oh-Pulver“. Und als Antidot gegen die ganze Hong-Kong-Sippschaft gibt es passenderweise den Stil „Kong Fu“, der einen Spieler vor der Anwendung der gemeinen Hong-Kong-Regel schützt. Manche der Wortspielereien entpuppen sich erst beim zweiten oder dritten Ansehen und Durchlesen der Karte, sodass die ersten Spiele mit dem neuen Set zu großen Teilen aus leicht verzögert eintretenden Lachanfällen besten dürften.

Illustriert wurden die Karten wieder von Greg Hyland. Und das ist auch gut so. Denn wer beim letzten Mal noch bemängelte, dass das „Munchkin Fu“-Grundset nicht vom genialen John Kovalic gezeichnet wurde, wird trotzdem jetzt eingestehen, dass der Hylandsche Zeichenstil hervorragend zu Thema und Hintergrund passt. Und ein Wechsel des Illustrators wäre weitaus schädlicher gewesen.

Fazit: „Munchkin Fu 2“ bietet jede Menge skurille und witzige Einfälle. Dass man das Spiel nicht ernst nehmen und mit echtem Ehrgeiz spielen sollte, dürfte eigentlich den meisten klar sein. Wer ein spielerisch ausgewogenes und taktisch anspruchsvolles Spiel verlangt, ist bei allen „Munchkin“-Ablegern sicher falsch. Wer einfach mit ein paar Gleichgesinnten Spaß haben will, sollte auch beim neuesten Produkt wieder zugreifen.


Munchkin Fu 2 – Mönche mögen’s heiß
Kartenspiel-Erweiterung
Steve Jackson, Greg Hyland
Pegasus Spiele 2007
ISBN: 3939794015
110 Karten, deutsch
Preis: ca. EUR 12,95

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