Munchkin Fu

Sie haben im Dungeon gegen die Topfpflanze und den lahmen Goblin gekämpft, im Weltraum Aliens und Roboter besiegt und ihre Schätze (und die Schätze ihrer Kameraden) geklaut. Weder das Superhelden- noch das Agentengenre sind noch vor ihnen sicher. Jetzt können Hong Kong und Japan sich warm anziehen, denn die Munchkins sind da, um mit Samurai-Schwertern, Kung Fu-Techniken und Yakuza-Sonnenbrille unsere Spieltische zu erobern.

von Michael Wilhelm

 

Keine Frage, dass Steve Jackson nach dem bahnbrechenden Erfolg der ursprünglichen, im Fantasy-Dungeon-Hack'n'Slay-Genre angesiedelten "Munchkin"-Reihe, die inzwischen die vierte Erweiterung zählt, das Konzept auch an andere Welten adaptieren würde. Mit "Munchkin beißt!" und "Star Munchkin" waren die ersten Ableger bereits deutsch bei Pegasus erschienen. Nun liegt auch "Munchkin Fu" auf deutsch vor.

Was leider auf den ersten Blick auffällt, ist, dass die Illustrationen dieses Mal nicht aus der Feder John Kovalics stammen. Ein nur auf den ersten Blick großes Manko, denn gerade die humorvollen Zeichnungen des genialen "Dork Tower"-Schöpfers waren es, die einen großen Reiz des Spieles ausmachen. Aber schon nach dem ersten Durchschauen der 168 Karten hat man sich an den eigenen Stil des Illustrators Greg Hyland gewöhnt, der glücklicherweise nicht versucht, Kovalic zu kopieren, sondern seine eigene Art hat, die Kartentitel passend umzusetzen.

Zum Spielablauf selbst muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden, denn der ist, bis auf rhetorische Adaptionen an das Hintergrund-Genre, seit dem unübertroffenen Original gleich geblieben, das übrigens jedem "Munchkin"-Neuling als Einstieg zu empfehlen wäre. Nach wie vor werden zunächst eine Türe geöffnet, das Monster bekämpft (oder man rennt weg) und dann dessen Schätze geplündert. Nach wie vor kann (auf beiden Seiten) in den Kampf eingegriffen werden, gefeilscht und geholfen werden und der Verrat gerade geschlossener Pakte gehört fast schon zum guten Umgangston.

Genre-spezifisch kämpfen sich Ninjas, Yakuza, Mönche und Samurai mit spezifischen Fähigkeiten, Waffen, Rüstungen oder anderen Utensilien durchs Dungeon. An Stilen finden sich "Bananen Fu", "Drahtseil Fu" und "Clown Fu", die durch Verstärker wie "Betrunken" oder "Tanzend" aufgepeppt werden können. "Chinaböller" und "Wurfsterne" können derweil Mitspielern oder Monstern gegen den Kopf geworfen werden. Am Ende tritt also der mit dem "Himmlischem Jadedolch", dem "Kamikaze-Stirnband" und der "Jadeplattenrüstung" gerüstete Stufe 5 Yakuza mit "Skorpion-Kung Fu" an, um den "Straßenbettler", den "Mecha-Ninja" und die "Gorgonen-Geisha" zu bezwingen. Und als "Super Munchkin" mit zwei Klassen geht das natürlich noch mal leichter.

Fazit: Spielerisch stellt "Munchkin Fu" nicht wirklich viel Neues dar. Dafür kann es aber bedenken- und gnadenlos mit allen anderen "Munchkin"-Ablegern sowie dem extra dafür konzipierten "Munchkin im Mixer" kombiniert werden. Und Genre-Fans freuen sich über "ihre" "Munchkin"-Variante. Und wer von all dem noch nicht genug haben kann: Mit "Super Munchkin" wartet bereits das nächste Genre, erobert zu werden. Und "Munchkin Possible" und die nächste Horror-Variante "Cthulhu Munchkin" sind auch schon in der Pipeline. Es gibt noch viel zu töten – und zu lachen.


Munchkin Fu
Kartenspiel für 3 bis 6 Spieler
Steve Jackson, Greg Hyland
Pegasus Spiele 2006
ASIN: 3937826858
168 Karten
Preis: ca. EUR 14,95

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