Munchkin 4 - Rasende Rösser

„Rasende Rösser“ gibt uns das, was bisher jedem echten Munchkin noch gefehlt hat: Reittiere in Hülle und Fülle, die einen schnell in ein Dungeon rein und noch schneller wieder raus tragen. Und weil das arme Tier natürlich nicht überlastet werden darf, gibt es zusätzlich eine Unzahl von neuen Mietlingen, die einem helfend unter die Arme greifen. Im Vergleich zu den anderen Erweiterungen des „klassischen“ Munchkins bringt diese Erweiterung mal wieder ein paar echte Lacher ins Spiel! Aber nur, wenn es sehr viele Spieler sind.

von nana

„Munchkin“ ist ein Kartenspiel, das von Steve Jackson entwickelt und von John Kovalic illustriert wurde und mittlerweile unter Rollenspielern einen echten Kultstatus hat. Wer das erste mal eine „Munchkin“-Grundbox in den Händen hält, kommt normalerweise aus dem Lachen nicht mehr raus. Dagegen haben mir die ersten beiden Erweiterungssets des klassischen „Munchkins“ („Abartige Axt“ und „Beschwörungsfehler“) nur ein müdes Lächeln abgerungen. Zu viele der auf bekannten Klischees beruhenden Witze zündeten nicht wirklich. „Rasende Rösser“ macht hier viel Boden wieder gut und peppt das Spiel nicht nur inhaltlich, sondern auch humoristisch wieder ordentlich auf.

„Rasende Rösser“ ist das dritte Erweiterungsset zu dem klassischen (will sagen: auf Fantasy basierendem) „Munchkin“. Allerdings hält sich die Anzahl von Monstern und Schätzen in diesem Kartensatz eher klein, denn er dient, wie der Name schon sagt, der Ausrüstung mit Reitgetier. Dazu zählen, ganz nach dem Geschmack eines echten Munchkins, nicht nur Pferde, sondern unter anderem auch Drachen und Mutantenwüstenrennmäuse sowie eine ganze Reihe weitere Exoten, deren Verwendbarkeit als Reittier eher fraglich ist.

Durch die Reittiere hat man mehr Möglichkeiten, einen Kampf zu gestalten. Im Grundspiel konnte man nur auf die Hilfe seiner Mitspieler hoffen (beziehungsweise befürchten, dass sie einem in den Rücken fallen, indem sie das Monster dopen), danach kamen die Mietlinge zu Hilfe, mit „Rasende Rösser“ schließlich erschließen sich dem tapferen Recken zusätzliche Fluchtoptionen. Von der Möglichkeit, dank selbiger mehr große Waffen zu transportieren, ganz zu schweigen. Nur: Wenn jeder einen Mietling und ein Reittier hat, dann ist dieser Bonus auch schnell wieder dahin.

Um die Anzahl der Karten ein wenig aufzustocken, findet der glückliche Käufer aber nicht nur Reittiere in „Rasende Rösser“, sondern auch neue Angehörige der bereits erwähnten Mietling-Klasse. Wie bereits bei „Super Munchkin“ und „Munchkin beißt!“ gehen sie in ihren Fähigkeiten über die der Gepäckträger in der Standardversion hinaus und erweisen sich im Spielverlauf als Helfer (mal mehr, mal weniger). Besonders erwähnt sei die Tatsache, dass extra für die deutsche Ausgabe ein paar zusätzliche Karten entworfen wurden. Eindeutig als solche (und Kind seiner Zeit) zu erkennen ist zum Beispiel der 1-Euro-Mietling, der… richtig geraten… zu nichts gut ist. Ob die Karte „Jedes Spiel, in dem ein Nazi getötet wird, ist ein gutes Spiel“ auch dazu gehört, ließ sich leider auf die Schnelle nicht ermitteln.

Die große Auswahl hat jedoch auch einen großen Haken: Wer bisher nur das Basisspiel besitzt und im allgemeinen in einer kleinen Runde zockt, dem wird die Schwemme an Reitgetier und Helfern leicht den Spielspaß verderben. Denn: Mit jeder Erweiterung wächst der Kartenstapel. Wenn man nur die Basisversion hat, dann ist das eine ausgewogene Mischung aus Monstern, Schätzen, tollen Waffen, fiesen Gimmicks und (wenn ich mich recht erinnere) bloß einem Mietling. Kauft man nun aussschliesslich „Rasende Rösser“ dazu, dann verdoppelt sich die Anzahl Karten, allerdings nicht in demselben Verteilungsverhältnis, weil es eben ein Zusatzpack extra für Reittiere und Mietlinge ist. Wenn plötzlich jede zweite Karte, die man zieht, ein Mietling ist, dann wirkt das irgendwie inflationär. Vor dem sinnvollen Einsatz der Rösserbox sollte man also möglichst alle anderen Erweiterungen. Das wiederum bringt das Spielset auf ungefähr 550 Karten - und es dauert einige Zeit, das Ganze mit nur vier Leuten zu spielen.

Fazit: „Rasende Rösser“ ist vor allem eine Box für den Super-Munchkin, der sich auch alle anderen Erweiterungen sofort angeschafft hat und der nun unter seinem 550-Karten-Stapel sehnsüchtig auf Abwechslung wartet. Für ihn – und seine möglichst vielen Freunde – bietet das Set neue Spieldynamiken und mal wieder ein paar gute Lacher, dank der neuen Karten mit ihrem gewohnt und doch besonders gelungen bissigen Humor.

Einsteiger oder kleine Spielrunden sind wahrscheinlich besser bedient, wenn sie sich erst einmal eines der anderen Basisspiele aus der mittlerweile unendlich anmutenden Auswahl zulegen  (etwa „Star Munchkin“, „Munchkin beißt!“ oder „Munchkin Fu“). Alternativ muss man die Karten aus „Rasende Rösser“ wie ein Booster aus einem Sammelkartenspiel einsetzen, aus dem man ja auch nur die ein paar besonders gut zum eigenen Spielstil passende auswählt, statt einfach alle ins Deck zu mischen.


Munchkin 4 - Rasende Rösser
Kartenspiel-Erweiterung
Steve Jackson, John Kovalic
Pegasus Spiele 2006
ASIN: 3937826645
120 Karten, deutsch
Preis: EUR 12,95

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