Wie man es also beim Nachfolger des „Flohspiels“ erwarten würde, geht es um Insekten – genauer gesagt um Käfer. Die Käferarmeen der USArthropoden, Sowjetopter, Chitinier und Flyborgs kämpfen gegeneinander um die Vorherrschaft auf dem mitgelieferten Filzspielplan. Es gewinnt, wer die meisten feindlichen Basen zerstört hat.

„Micro Mutants – Evolution“ ist dabei eher ein Geschicklichkeits- als ein Taktikspiel. Nachdem der Spieler mit zwei Würfeln ausgewürfelt hat, welche Käfertypen er bewegen kann, werden die Plastikchips, die die Käfer darstellen über den Plan geschnippst. Landen Sie dabei auf einem fremden Käfer, ist der andere Käfer vernichtet. Ähnlich verhält es sich mit den Basen, nur dass diese zuerst Schaden nehmen, bevor sie endgültig vernichtet sind.

Das alles wäre ein eher mittelmäßiges (Floh-)Spiel, das aber Gott sei Dank noch durch weitere Regeln erweitert wurde. Auch wenn der Begriff „Expertenregel“ aus der Spielanleitung vielleicht den einen oder anderen abschreckt, sollte man als durchschnittlich begabter Spieler sofort mit allen Regeln spielen.

So hat jede Armee unterschiedliche Einheiten, die nicht nur unterschiedlich groß sind und sich besser oder schlechter schnippsen lassen, sondern auch besondere Funktionen haben, zum Beispiel Geschosse abfeuern oder andere Einheiten teleportieren können. Einige Einheiten haben auch eine „Spezialseite“: Landen sie mit dieser Seite nach oben auf dem Plan, wird ihre Spezialfähigkeit aktiviert, die beispielsweise darin besteht, dass die Einheit getarnt ist und nicht vernichtet werden kann.

Zu den Expertenregeln gehören auch Vorräte, die man einsammelt und für die Verbesserung der Heimatbasen ausgeben kann. Dadurch erhalten die Basen mehr Treffer aus und der Spieler erhält eine Evolutionskarte, die seinen Käfern weitere Spezialfähigkeiten gibt, etwa außer der Reihe Verstärkungen erhalten, mehrfach bewegen dürfen usw. (Hierfür steht dann übrigens der Untertitel „Evolution“ im Spielenamen.) Bestimmte Geländeteile sorgen beim versehentlichen Treffer derweil für Meteoritenhagel, Wurmlöcher oder Säuregruben.

Mit den Expertenregeln im Gepäck schnippsen wir immer zwei Käfer über den Plan, freuen uns über „geplante“ Treffer aus dem Hinterhalt und ärgern uns über knappe Fehlschüsse und komplette Ausfälle, bis der Sieger feststeht. Das Ganze ist – wie bereits angedeutet – nicht sonderlich planbar, aber extrem unterhaltsam, wenn man sich darauf einlässt. Die Expertenregeln bringen erst die Würze ins Spiel und sorgen dafür, dass eben doch ein bisschen Planung nötig ist: Sammle ich Vorräte, um meine Panzer-Käfer aufzuwerten? Soll ich meine Panzer-Käfer oder doch meine kleinen, wendigen Arbeiter verbessern? Dezimiere ich den Gegner oder springe ich gleich in die fremde Basis? Versuche ich die gefährlichen Käfer des Gegners aus dem Verkehr zu ziehen oder mache ich lieber wahllos Beute?

Es bleibt trotzdem vor allem ein Geschicklichkeitsspiel. Natürlich gibt es eine Lernkurve, natürlich werden grobmotorische Totalversager nur schwer siegen können. Einziger kleiner Kritikpunkt bleiben die Falten des mitgelieferten Filzspielplans, die dem einen oder anderen Angriff eine überraschende Wendung gaben, sonst gehen Material und passende Comic-Grafik voll in Ordnung. Kleiner Wermutstropfen ist auch ist der Preis mit ca. EUR 40,-.

Fazit: „Micro Mutants Evolution“ ist ein kurzweiliges Geschicklichkeitsspiel mit extremem Spaßfaktor – wenn sich alle Mitspieler entsprechend in ihre Feldherrenrolle hineinsteigern. Der Preis ist etwas saftig, wer aber ein Sonderangebot sieht, sollte sofort zugreifen. In der Anleitung gibt es eine kleine Andeutung auf eine Erweiterung und im Vorläuferspiel „X-Bugs“ gab es noch die zusätzlichen Rassen Samurachnids und Bifids. Ich freu’ mich auf eine Erweiterung!