Nach dem Grundregelwerk für „Heredium“, das rechtzeitig zur Spiel 2008 veröffentlicht wurde, erscheint nun der erste Abenteuerband zu dem postapokalyptischen Rollenspiel. Das Abenteuer führt die Spielercharaktere in den fernen Osten, nach Temora, dessen Zentrum die gewaltige Kuppelstadt Hirohito City bildet. Die Stadt ist ein Überbleibsel aus der Zeit vor dem Mondfall, der den Großteil der Menschheit und ihrer Zivilisation auslöschte.

Nirgendwo sonst ist der Kontrast zwischen weit entwickelter Hightech und finsterster Barbarei größer. Ein guter Teil des Abenteuers spielt in diesem Moloch, der in vielen Stadtteilen einem überdachten Slum ähnelt. Deshalb finden sich hier auch eine Menge nützlicher Hintergrundinformationen, die für ein Spiel in der Stadt nützlich sind – auch jenseits des Abenteuers. Ein grober Plan der Stadt und die Aufteilung der Machtbereiche der kriminellen Familienclans, welche die eigentliche Macht in der Metropole haben, sowie eine Erläuterung der wichtigsten Institutionen Temoras macht dies schon deutlich. Die einzelnen Familien und deren „Geschäftsinteressen“ werden kurz beschrieben – mit etwas Aufwand kann hieraus eine umfassende Kampagne erarbeitet werden.

Nun aber zu den wichtigen Dingen, dem eigentlichen Abenteuer. Die Inhaltsangabe verrät dem Leser, dass das Abenteuer für vier bis sechs Spieler mit Anfangscharakteren ausgelegt ist. Die Story dreht sich um eine neue Droge namens Ikari, welche die Straßen der Stadt überschwemmt. Die Droge ist billig und steigert die Aggressivität der Nutzer um ein Vielfaches, sodass diese nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden können. Verantwortlich für diese Drogenschwemme ist Liang, der Führer einer der mächtigsten Familien der Metropole. Die Droge sichert ihm einen neuen Platz an der Spitze des hart umkämpften Drogenmarktes der Stadt, aber vielleicht steckt mehr dahinter, als nur der schnöde Mammon. In jedem Fall werden die Charaktere in ein Netz aus Intrigen und Gewalt verstrickt, der sie auch aus der Stadt hinaus in die feindliche Einöde jenseits der Kuppel führt.

Natürlich werde ich nicht viel mehr über den Inhalt verlieren. Zumal der Teil des Abenteuers, welcher in der Stadt spielt, nicht linear angelegt ist und die Spieler frei sind, ihren eigenen Weg zu gehen. Bis auf einige Schlüsselszenen werden dem Spielleiter lediglich Anregungen zur Vorgehensweise gemacht, wie er seine Spieler auf die richtige Fährte führt. Draußen in der feindlichen Einöde, die nur so von mutierten Bestien tierischer und menschlicher Natur wimmelt, wird es ablaufbedingt etwas linearer. Aber auch hier stehen natürlich noch Möglichkeiten zur freien Gestaltung offen. Das Ende, das die gängigsten denkbaren Ausgänge des Abenteuers abdeckt, liefert eine Menge schöner Anreize für Folgeabenteuer.

Den Abschluss machen die einzelnen Spielwerte der wichtigsten NSC und der möglichen Gegner, mit denen es die Spieler zu tun bekommen könnten. Alles ist schön ausgearbeitet und sehr übersichtlich gestaltet. Insgesamt liest sich das Abenteuer selbst sehr unterhaltsam und ist höchst stimmungsvoll in Szene gesetzt. „Mad Max“ und Co. lassen grüßen. Ein paar passende Zeichnungen und Karten lockern das Abenteuer auf und machen Stimmung.

Fazit: „Menschen, Göttern gleich“ ist der erste Abenteuerband für „Heredium“, der gekonnt das Intrigenspiel in einer der letzten verbliebenen Hochburgen der Hochtechnologie mit der unbeschreiblichen Barbarei der asiatischen Einöde verbindet und die Spieler vor überraschende Herausforderungen stellt. Für jeden Spielleiter, der in der fernöstlichen Metropole Temora sein Spiel gestalten möchte, ist dieses Abenteuer wegen der Infos über den Stadtstaat allein schon sehr interessant.