Marvel Heroes

Wer wollte nicht schon immer mal wie Spiderman an den Wänden hochkrabbeln, wie Storm einen Blitz herbeirufen oder einfach mal wie der Hulk ein halbes Hochhaus durch die Gegend werfen? Die Marvel-Helden erfreuen sich stetiger Beliebtheit und neben ihren Kinofilmen, Comics und Computerspielen kann man sie nun auch auf dem Spielbrett in die Schlacht ziehen lassen.

von Sebastian Thies

 

 

New York, und insbesondere Manhattan, ist in Gefahr – und wer kann da besser helfen, als die Helden des Marvel-Universums? Den zwei bis vier Spielern stehen vier Teams zur Verfügung: die „Fantastic 4“ mit Mister Fantastic, Human Torch, Thing und Invisible Woman, eine Auswahl der „X-Men“ (Cyclops, Storm, Jean Grey und natürlich Wolverine), die „Avengers“ mit den Mitgliedern Captain America, Thor, Iron Man und dem Hulk und ein Team, das unter dem Zeichen der Spinne (Spider-Man, Daredevil, Elektra, Doctor Strange) steht.

Natürlich bekommen es die Helden auch mit ihren Erzfeinden zu tun. Doctor Doom, Magneto, Red Skull und King Pin versuchen alles, um ihren Masterplan durchzuführen. Für jeden der erwähnten Charaktere gibt es jeweils eine eigene bemalte Spielfigur von der Qualität, wie man sie etwa von den bekannten „HeroClix“-Helden her kennt.

Ich würde jetzt zwar gerne eine kurze Regelübersicht geben, doch ist dies leider nicht möglich, da selbst die Anleitung des Spiels ihre Probleme hat, dieses auf  15 Seiten zu bewerkstelligen. Die Regeln an sich sind, auch wenn man sie nach ein paar Spielen durchaus intus hat, zunächst einmal recht komplex und etwas verzwickt. Die Anleitung ist denn auch das größte Manko des Spiels. Nicht wirklich übersichtlich und ohne einen Index kann man schon mal einige Minuten damit verbringen, eine benötigte Information aus einem Nebensatz zu finden, wenn man die Regeln noch nicht verinnerlicht hat.

Aus diesem Grund, werde ich nur einen kleinen Überblick über die vorhandenen Spielelemente geben.

Das Ziel der Spieler ist es, mit ihrem Team eines von 10 verschiedenen Szenarien siegreich zu beenden. Dabei kann es sich zum Beispiel um die nahende Ankunft von Galactus oder um offene Höllentore handeln. Hierbei handelt es sich um die übergeordnete Gefahr, die ihre Auswirkung in Form besonderer Regeln auf das normale Spiel hat.

Die Helden müssen während dieser Zeit in der Stadt für Ruhe und Ordnung sorgen, da sich Schurken die Situation zunutze gemacht haben und ihr Unwesen in der Stadt treiben. Dies wird durch Auftragskarten, etwa „Diebstahl in den Laboren von Osborn Inc.“ oder „ Panik bei Wohltätigkeitsgala“, symbolisiert. Jeder Auftrag hat einen eigenen Gefahrengrad, aus dem sich die Schwierigkeit des Gegners ergibt. Die Spieler können dann mit ihren Superhelden vor Ort entweder mit deren speziellen Fähigkeiten in die Schlacht ziehen oder einen kämpfenden Helden unterstützen. Bekämpft werden Schurken, die von den anderen Spielern gesteuert und geboostet werden können. Es kommen hier die bekannten Widersacher der zweiten Reihe wie Sabertooth oder Bullseye zum Zuge.

Hin und wieder kann es aber auch vorkommen, dass sich einer der vier Erzschurken in die Geschehnisse einmischt. Jeder Spieler am Tisch erhält den Bösewicht seines Tischnachbarn und kann diesem so das Leben schwer machen. Der Erzschurke versucht dabei seinen eigenen Masterplan zu verwirklichen, der ihm Vorteile für die nächsten Schlachten bringt.

Die Helden haben aber auch die Möglichkeit sich zu verbessern. Neben Sidekicks, die sie zur Hilfe rufen können, können sie auch ihre eigene private Geschichte vorantreiben und so sich neue Superfähigkeiten beziehungsweise Superausrüstung aneignen.

Das Spielprinzip ist schon ziemlich komplex, erthält dadurch aber auch viele Variationsmöglichkeiten. Man benötigt schon ein bis zwei Partien, bis man die gesamten Regeln einmal erfasst hat und dann beim nächsten Mal zügig vorankommt. Das Problem, dass das Spiel jedoch beinhaltet, ist die Tatsache, dass man sich nach einigen Spielen seine Taktik – gerade den besten Einsatz der Helden – zurechtgelegt hat, mit der man alle möglichen Herausforderungen meistern kann. Auf diese Weise geht dann einiges an Vielfalt verloren und das Spiel verkommt zur reinen Würfelorgie.

Ein schönes Element des Spiels sind die ganzen kleinen Kommentare und Erklärungen, die auf den Karten stehen. Mit denen lässt sich durchaus eine komplette Story erspielen, die sich natürlich von Spiel zu Spiel verändert. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, wenn man sich bei einem Brettspiel denn die Zeit nimmt, dieses „Rollenspielelement“ mit einzubauen.

Fazit: Wenn man sich mal durch die Regeln gekämpft und ein zwei Probespiele hinter sich gebracht hat, macht „Marvel Heroes“ durchaus Spaß. Das Problem ist nur, dass manche Strategien deutlich besser funktionieren als andere, sodass der Rezi der Vielfalt nach einigen Partien verloren gehen kann und diese dann stets nach dem gleichen Schema ablaufen dürften. Wer jedoch Spaß daran hat, bei jeder Partie die sich entwickelnde Story auch schön auszumalen, dürfte auch längerfristig seine Freude an dem Spiel haben.


Marvel Heroes
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 12 Jahren
Marco Maggi, Francesco Nepitello
Heidelberger Spieleverlag 2006
ISBN: n.a.
Box mit Spielbrett, Miniaturen, über 200 Ereigniskarten, Spezialwürfeln, deutsch
Preis: EUR 49,95

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