von Nicolas Hohmann
Auf dem Dach der Leichenhalle, die Doc Easter als HQ genutzt hat, tobte der Kampf zwischen der technologisch aufgerüsteten Rune Balot und dem ebenfalls verbesserten Dimsdale Boiled, dem Schergen Shells. Gerade als Rune beinahe besiegt und Oeufcoque schwer verletzt und funktionsunfähig waren, endete der erste Band. Im zweiten Band wird genau hier die Handlung wieder aufgenommen. Der Doc hat seine alten Militärkontakte spielen lassen und zum Schutz der Kläger im Fall die fliegende Festung „Humpty Dumpty“, die die Form eines silbernen Eis hat, angefordert.
Die fliegende Festung erscheint über dem Dach und errettet Rune Balot und Oeufcoque, der sofort auf eine medizinische Station verlegt wird. Rune hat das Gefühl, ihn als Waffe missbraucht zu haben, und ist ganz aufgelöst, während er in der Schutzkammer ruht und sich regeneriert. Doch am Ende sprechen sich beide aus und es kommt zur Versöhnung. Rune erkundet die fliegende Festung, die als Unterschlupf für all die Wissenschaftler und verbotenen Technologien aus der Zeit des Krieges dient. Diese dürfen diese Festung nie verlassen. Sie lernt Tweedledee, einen blauen Jungen kennen, der mit einem schwulen Delfin namens Tweedledum liiert ist, der im Datenmeer der Festung schwimmt. Über eine illegale Verbindung nach draußen schaffen Rune und die beiden Geliebten es, den Aufenthaltsort der Gedächtnisinhalte von Shell ausfindig zu machen. Er hebt sie als goldene 1-Millionen-$-Chips in einem seiner Kasinos auf.
Dimsdale Boiled hat unterdesseneinen Weg gefunden, sich in die fliegende Festung zu schleichen. Bald wird er vom Kommandanten der Festung ausfindig gemacht, einem fliegenden Kopf genannt Faceman, der einst ein Wissenschaftler war. Ein Rededuell entbrennt, denn die beiden kennen sich auch, und die Hintergründe und Gedanken Boileds werden beleuchtet. Er lässt sich nicht davon abbringen, Gewalt anzuwenden und das Sicherheitssystem – Schattenhaie – springt an. Doch er widersteht ihnen und Doc Easter, Oeufcoque sowie Rune bleibt nichts als die Flucht. Aber mit einem Plan: Das Kasino sprengen beziehungsweise legal gewinnen. Ausgerüstet mit dem genialen Verstand des Docs, der Rechenkraft Oeufcoques und den übernatürlichen Sinnen Runes machen sie sich ins Kasino. Zunächst erspielen sie sich ein wenig Kapital an den einarmigen Banditen, bevor sie sich Pokerschlachten gegen Profis liefern und Rune zum Roulette-Duell gegen die beste Croupière des Hauses Bell Wing antritt.
Der zweite Teil unterscheidet sich deutlich vom ersten Band. In der Festung stehen metaphysische Gespräche über die Existenz der einzelnen Charaktere und ihre Bestimmung auf dieser Welt sowie ihre Motivationen für ihr Handeln im Vordergrund. Der Charakter Rune Balot entwickelt sich enorm weiter, zu ihrem zentralen Problem wird, ob sie sich durch die neugewonnene Macht nicht in das verwandelt, das sie bekämpft. Die Freundschaft zu Oeufcoque wird vertieft und er wünscht sich sie als Benutzerin. Die zweite Hälfte des Romans wird von der Kasinoszene eingenommen, er besteht nur aus Kartenkombinationen respektive Setzmustern beim Roulette. Erstaunlicherweise jedoch gar nicht unspannend geschrieben.
Fazit: Der zweite Band hat einen anderen Ton als der erste und ist deutlich nachdenklicher. Die Charaktere werden logisch fortgeführt und die Geschichte ist spannend. Meine Empfehlung für Manga-Fans und SF-Interessierte bleibt bestehen. Wer den ersten Teil gelesen hat, kommt um den zweiten nicht herum.
Mardock 2: Expansion
Science-Fiction-Roman
To Ubukata
Heyne 2007
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