Manifest Destiny 5: Mnemophobia & Chronophobia

Einst waren die USA „Terra incognita“ für die europäischen Siedler. Viel gab es zu entdecken, zu erforschen, zu vermessen. Einen großen Beitrag zur Erkundung der neu in Besitz genommenen Landschaften, ihrer Pflanzen, Tiere und auch Ureinwohner leisteten Meriwether Lewis und William Clark, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Auftrag des amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson durch das weite Land zogen. Ihre berühmt gewordene Expedition ist für das Team der Comic-Reihe „Manifest Destiny“ die Grundlage eigener phantastischer Geschichten. Mit dem Hardcover-Sammelband „Mnemophobia & Chronophobia“ in deutscher Veröffentlichung schon zum fünften Mal.

von Simon Ofenloch

Ende des Jahres 1804 rüsten sich Captain Meriwether Lewis und Lieutenant William Clark und ihre übrigen Expeditionsteilnehmer, darunter auch die indianische Fährtenleserin Sacagawea, für den Winter, in dem sie ein Fort als Bollwerk errichten. Doch was, wenn dieses Fort weniger zur Verteidigungslinie taugt als sich vielmehr zu einer Falle entwickelt? Dass sich alle in großer Gefahr befinden, zeigt sich spätestens, als immer dichterer Nebel aufzieht. Und inmitten der Schwaden Monster aus der Vergangenheit und gegenwärtiges Unheil auftauchen. Während die hochschwangere Sacagawea auf die Niederkunft ihres Kindes wartet, muss sie zunächst noch mit einigen erschreckend lebendigen bösen Erinnerungen ins Reine kommen. Als der Wahnsinn immer mehr um sich greift, müssen sich Lewis und Clark einer weiteren schweren Prüfung stellen.

Eine nette Landpartie ist das nicht, was Erfinder und Autor Chris Dingess, bildseitig unterstützt von Matthew Roberts, Tony Akins und Owen Gieni, den Handlungsträgern da zumutet, in dieser ganz eigentümlichen Interpretation der berühmten Lewis-und-Clark-Expedition, einer der ganz wesentlichen Pionierleistungen in der US-amerikanischen Geschichte. Hier nun, im fünften Sammelband, gibt es ein Wiedersehen mit einigen monströsen Gegnern der vorangegangenen Episoden. Und die Verwendung eines geradezu Repertoire-erprobten Horror-Motivs. Besonders interessant ist der erweiterte Einblick in die Psyche von Sacagawea und ihre Auseinandersetzung mit den Dämonen ihrer Kindheit.

Zeichnerisch und im Seitenaufbau ist der Comic großes Kino. Sehr atmosphärisch, sehr dynamisch, mit kraftvollen Motiven. An einigen Stellen ist der Gore- und Splatter-Faktor ziemlich hoch, doch das ist Teil des Konzepts, von Anfang der Comic-Reihe an. Der Schluss des Bandes ist eher versöhnlich. Doch die Reise ins Herz der Finsternis wird weitergehen.  

Am Ende des Bandes sind in einer Galerie alle Cover der US-amerikanischen Einzelhefte abgebildet, gefolgt von Werbung für ein, zwei andere Titel aus dem Comic-Programm von Cross Cult.

Fazit: Die Abenteuer von Lewis und Clark gehen munter weiter in dieser originellen „Alternate History“-Pulp-Fiction-Phantasie. Es bleibt gruselig, gewalttätig und blutig, doch nicht mehr ganz so unappetitlich schockierend wie in einigen Handlungen zuvor. Da setzte vor allem der dritte Sammelband eine besondere Spitze. Bildgestalterisch von großer Bravour.   

Manifest Destiny 5: Mnemophobia & Chronophobia
Comic
Chris Dingess, Matthew Roberts, Tony Akins, Owen Gieni
Cross Cult 2017
ISBN: 978-3-95981-553-6
144 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 20,00

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