von Dominik Cenia
Die erste Auflage des „Malleus Monstrorum“, des Monster-Handbuchs für das „Cthulhu“-Rollenspiel, erschien 2005 mit der damals immerhin stattlichen Anzahl von über 140 Mythoskreaturen. Zugegeben, unter normalen Umständen sollte das doch eigentlich ausreichen, oder? Aber die Redaktion des „Cthulhu“-Rollenspiels bei Pegasus sah die Sache wohl ein wenig anders. Und so umfasst die zweite Edition des „Malleus Monstrorum“ satte 331 Kreaturen. Das sind fast doppelt so viele wie in der ersten Edition! Anzumerken ist jedoch, dass das Buch dabei auch wieder alle Mythoskreaturen und Götter enthält, die auch schon im „Spielleiter-Handbuch“ zu finden sind. Ausgenommen sind hierbei die Werte und Beschreibungen von gewöhnlichen Tieren oder von Monstern ohne direkten Mythosbezug, wie etwa Zombies, Mumien, Geistern, Werwölfen oder Vampiren.
Im Gegensatz zu vielen anderen Monster-Handbüchern, bietet das „Malleus Monstrorum“ nicht einfach nur eine alphabetisch sortierte Aneinanderreihung verschiedenster Kreaturen, sondern teilt diese zusätzlich in verschiedene Klassen ein. Es finden sich sowohl Unterteilungen für unabhängige Rassen und Dienerrassen sowie einzigartige Wesen. Die Götter sind in „Ältere Götter“, „Die Großen Alten“, „Die Älteren“ und „Avatare“ unterteilt. Außerdem bietet das Buch ein kurzes Register mit Hinweisen, wie die meisten Namen der jeweiligen Kreaturen ausgesprochen werden. Es gibt Tipps über den Einsatz und Umgang mit Mythosmonstern, sowie eine Einteilung der Monster in verschiedene Kategorien (so alle Wesen, die direkt oder indirekt Cthulhu zuzuordnen sind).
Doch der Kern des Buches sind natürlich die Beschreibungen der einzelnen Kreaturen des Mythos. Alle, die dem Vorurteil anhaften, dass die meisten Mythosmonster recht ähnlich aussehen (Pseudopoden, unzählige Mäuler und Augen, Tentakel usw.), belehrt das Werk eines Besseren. Es gibt menschenähnliche Dienerrassen, Geistererscheinungen oder Wesen, die nur in Form von Licht und Nebel existieren oder gar nur als kleiner Parasit oder Spore auftreten. Auf diese Weise bietet das Buch eine Vielzahl an Herausforderungen, die endlich auch mal etwas anderes als einfach nur 1W6 Tentakel mit einem Stärkebonus von 8W6 oder mehr beinhalten. Die meisten Kreaturen bieten schon für sich allein genommen genug Geheimnisse und Hintergrund, um ein abendfüllendes Abenteuer daraus zu machen. Entsprechend lassen sich natürlich auch im ganzen Buch verteilt zahlreiche Abenteuerideen und -vorschläge finden. Natürlich lassen sich viele Wesen auch einfach nur als schnelles Kanonenfutter für kampferprobte Ermittler oder Delta-Green-Einheiten verwenden.
Zusätzlich zu der eigentlichen Beschreibung und eines kleinen Kastens mit spielrelevanten Werten, wird jede Kreatur durch ein kleines „Intro“ oder „Outro“ ergänzt. Dabei handelt es sich um kursiv gedruckte Texte, die losgelöst von der reinen Monsterbeschreibung oft eine typische Situation darstellen, in der das entsprechende Monster eine Rolle spielt. Mittlerweile gehören solche Texte zum Standard der deutschsprachigen „Cthulhu“-Publikationen. Und gerade beim „Malleus Monstrorum“ passen sie auch sehr gut ins Bild und laden einen sprichwörtlich zum Blättern ein, um sich in einer gemütlichen Stunde gezielt ein paar nette Aufhänger durchzulesen.
Nicht alle Kreaturen sind bebildert. Doch das ist bei dieser Menge wohl auch nur schwer möglich. Vielmehr bietet das Buch eine bunte Auswahl an verschiedensten Darstellungen, die teils historischen, teil modernen Ursprungs sind. Es gibt Darstellungen von alten Holzschnitten, Fotos von alten Plakaten oder Ruinen, aber auch moderne Abbildungen aus Comic-Heften, digitale Mock-ups, Fernsehserien oder Werbeanzeigen. Wie immer hat sich die deutsche Redaktion bemüht, auf den meisten Bildern ein Gefühl von „Wirklichkeit“ zu erzeugen. Etwas, das schon bei der Bildauswahl des „Necronomicon“-Quellenbandes wunderbar geklappt hat und auch hier seine Wirkung nicht verfehlt.
Mit seinen knapp über 500 Seiten ist das komplette Werk natürlich bei Weitem zu umfangreich, um an dieser Stelle auf die Einzelheiten der Mythoswesen einzugehen. Doch allein beim Querlesen fällt einem auf, dass hier eigentlich für jeden was dabei sein müsste. Egal ob „Cthulhu Now“, die 1920er oder 1890er, ob Mittelalter oder gar das „Hexer von Salem“-Rollenspiel – der Band bietet so ziemlich für jedes Genre und jeden Spielstil das passende Ungeheuer.
Fazit: Das „Malleus Monstrorum“ macht seinem Namen auf jeden Fall alle Ehre. Und wer es mir nicht glaubt: Das Buch bringt fast 1,7 kg Eigengewicht auf die Wage! Welch bemittleidenswerter Spielleiter, der das Werk im Rucksack zum Rollenspieltermin mitschleppen muss (zusammen mit dem „Spieler-Handbuch“, dem „Spielleiter-Handbuch“, dem „Waffen-Handbuch“, dem „Necronomicon“ usw.). Kurz gesagt: Ein weiterer Pflichtkauf für jeden „Cthulhu“-Liebhaber und Rollenspieler. Und auch der Preis von 39,95 Euro geht bei einem derart erschlagenden Umfang natürlich voll in Ordnung.
Malleus Monstrorum – Zweite Edition
Quellenbuch
Scott David Aniolowski, Sandy Petersen, Lynn Willis, Frank Heller u.a.
Pegasus Spiele 2008
ISBN: 3939794651
503 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 39,95
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