Magic: Schattenmoor

Nach dem durchweg fast märchenhaft „bunten“ Stil von „Lorwyn“ und dem Nachfolge-Set „Morgenluft“ hat eine Katastrophe gewaltigen Ausmaßes die Welt in Dunkelheit gehüllt. Albtraum-Kreaturen durchstreifen die Lande und auch die einst freundlichsten Bewohner zeigen nun ihre düstere Seite. Wir wagen uns mit „Magic“ ins „Schattenmoor“.

von Michael Wilhelm

 

Dunkel ist es geworden. Nicht nur der Charakter der Welt, die einst Lorwyn genannt wurde, hat sich verändert, auch die Wesenszüge der dort lebenden Kreaturen haben sich verfinstert. Der Aberglaube der Kithkin wurde zu Fremdenfeindlichkeit, die Boggart-Strolche sind grausame Wilde geworden, die Flammenwesen ausgebrannte Rußkreaturen und die Merrow gierige Meuchler. Einzig die Elfen mühen sich, die letzten Reste der Schönheit ihrer Welt zu bewahren, sind dabei aber zu fanatischen und tyrannischen Geschöpfen verkommen. Seltsame Kreaturen hausen in den Schatten und herrschen in der Dunkelheit. Todesfeen und Vogelscheuchen lauern in der Finsternis.

Damit erhält auch der neueste „Halbblock“, denn „Schattenmoor“ stellt mit der folgenden Edition „Abendkühle“ das dunkle Pendant zu „Lorwyn“ und dem Nachfolge-Set „Morgenluft“ dar, sein ganz individuelles Flair. Die „Magic“-Macher schaffen es immer wieder, faszinierende und glaubwürdige Welten zu erschaffen, die auch über die Karten hinaus zu existieren scheinen. Nicht ganz unwesentlich daran beteiligt ist sicherlich die übliche Merchandising-Schiene mit Romanen und Comics. Doch auch schon die Karten lassen Sammler und Spieler dank fabelhafter Illustrationen, die sich, wie für „Magic“ selbstverständlich, auf höchstem Niveau befinden, und interessanter Zitate und Hintergrund-Texte in die Welt des Schattens von „Lorwyn“ eintauchen.

180 Karten stark ist „Schattenmoor“. Diese finden sich wie gewohnt in 15 Karten dicken Boostern (mit einer Token-Karte als Bonus) oder Themen-Decks mit 60 Karten (plus einem Foil-Standardland). Die Themendecks geben auch dieses Mal wieder einen guten Überblick über die verschiedenen neuen Fähigkeiten, Strategien und Kreaturen des Sets. So führt das schwarz-rote Deck „Armee der Unordnung“ eine Horde Goblins, Elementarwesen und Bolde ins Feld, unterstützt von Direktschaden und Kreaturen-Boostern. Ebenfalls vorgestellt wird hier die Fähigkeit „Verdorren“, die Schaden in Form von -1/-1-Marken auf Kreaturen packt und damit bleibende Spuren hinterlässt. Und diese obendrein zum gefundenen Fressen von Kreaturen wie dem Kulrath-Ritter und seinen Kumpanen macht.

Im grün-weißen „Umschwung“-Deck feiert das neue Enttap-Symbol seinen Einstand, das es erlaubt, eine getappte, sprich erschöpfte, Kreatur wieder voll einsatzbereit zu machen, oft noch mit einem günstigen Effekt. Auch die neue Fähigkeit „Verschwören“ kommt in diesem Deck zum Einsatz. Dieses Schlüsselwort findet sich auf Spontanzaubern und Hexereien und ermöglicht es, den Zauberspruch zu kopieren, also den doppelten Effekt zu haben, wenn man dafür zwei eigene Kreaturen, die mit dem Zauber eine Farbe teilen, tappen kann.

Hier kommt auch ein weiteres, im Set stark vertretenes Thema zum Einsatz: hybride Manasymbole. Erstmals (und bislang einzigartig) im „Ravnica“-Block erschienen, können diese mit zwei verschiedenen Sorten Mana bezahlt werden und die entsprechende Karte hat dann auch beide Farben als Charakteristikum. Erstmals gibt es nun einfarbige Hybridsymbole, das heißt Manasymbole, die entweder mit einem Mana einer Farbe oder zwei beliebigen (oder farblosen) bezahlt werden können.

Die Eigenschaft „Beharrlichkeit“, das heißt eine getötete Kreatur kommt mit -1/-1 vom Friedhof zurück, feiert Premiere in „Drang des Irdischen“. Dieses blau-schwarze Deck vereint finstere Merrow, Vogelscheuchen und Untote zu einem Reigen der Widergänger, die dem Gegner mehr als nur einmal einheizen sollen. Fehlen noch das weiß-blaue „Aurenbeherrschung“-Deck (mit Merrow und Kithkin) und das aus Trollen, Bolden und Boggarts rekrutierte rot-grüne Deck „Zu viel des Guten“.

Fazit: Alles in allem stellen die Themendecks eine ausgewogene und interessante Einführung in die Möglichkeiten von „Schattenmoor“ dar. Die grafische Umsetzung ist vollauf überzeugend, die spielerischen Möglichkeiten wecken auf jeden Fall Lust und Neugier auf Nachschub und der Hintergrund weiß ebenfalls zu fesseln. Insgesamt mag „Schattenmoor“ vielleicht keinen Quantensprung wie „Zeitspirale“ oder „Ravnica“ darstellen. In der Reihe der Magic-Editionen der letzten Jahre kann es sich aber definitiv sehen lassen.


Schattenmoor
Sammelkarten-Erweiterungsset
Richard Garfield, Mark Rosewater u. a.
Wizards of the Coast 2008
180 Karten, deutsch
Preis: ca. EUR 9,00 (Themendeck) / ca. EUR 2,80 (Booster)

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