von Oliver Clemens

„Zwielichtige Gestalten“ ist schon die zweite Erweiterung für das kooperative Echtzeit-Spiel „Magic Maze“. Im Grundspiel versuchen sich ein Magier, ein Krieger, ein Elf und ein Zwerg in einem Kaufhaus die Ausrüstung für die nächste Dungeon-Expedition zu schnappen und abzuhauen. Nicht nur, dass dabei gnadenlos eine Sanduhr läuft und somit die Flucht zu einem turbulenten Rennen gegen die Zeit wird, vielmehr darf am Tisch nicht miteinander gesprochen werden. Ebenfalls kann jeder Mitspieler nur eine gewisse Anzahl an Aktionen ausführen.

Will man mit den Mitspielern Kontakt aufnehmen, hilft dann der rote „Tu was!“-Pöppel, der vor einer anderen Person platziert werden kann. Das macht eine gemeinsame Taktik bei „Magic Maze“ zwar schwierig, bringt aber jede Menge turbulenten Spaß in eine Partie. Gewonnen ist eine Runde, wenn alle vier Abenteurer-Figuren den Weg aus dem Einkaufszentrum gefunden haben. Das Grundspiel bietet insgesamt 17 verschiedene Szenarien für gemeinsamen Spielspaß, die in unterschiedlichen Personenzahlen gemeistert werden können.

„Zwielichtige Gestalten“ verändert das Grundspiel in einem ganz zentralen Aspekt: aus alle-zusammen wird semi-kooperativ! Jeder Spieler erhält nämlich vor dem Start eine Rollenkarte, die niemandem gezeigt wird. Das teilt die Gruppe in Helden und einen Verräter. Dieser hat genau ein Ziel, nämlich die Helden daran zu hindern, die Mission zu erfüllen, ohne selbst dabei entdeckt zu werden. Aber wer ist wer?



Mit der Erweiterung können die Szenarien drei bis sieben nach den Regeln des Grundspiels in diesem neuen Verräter-Modus gespielt werden. Nachdem die grünen und roten Rollenkarten verdeckt an die Mitspieler ausgegeben sind, wird die neue „Ich-Seh-dich!“-Karte neben dem „Tu-was!“-Pöppel platziert. Die Aufgabe der Helden ist jetzt nicht nur, vor Ablauf des Zeitlimits mit ihrer gestohlenen Ausrüstung zu fliehen, sondern am besten auch noch dem Verräter das Handwerk zu legen. Dieser hat nämlich alle Hände voll zu tun, die Flucht zu vermiesen und arbeitet im Geheimen gegen die Truppe.

Dabei gilt: Bloß nicht erwischen lassen! Fällt nämlich jemand durch fragwürdige Spielzüge auf, kommt die „Ich-Seh-dich!“-Karte ins Spiel. Sie ist eine Warnung! Dadurch achten die Mitspieler sofort kritischer darauf, ob die Handlungen der markierten Person auch hilfreich für das gemeinsame Ziel sind. Übertreibt der Verräter es sogar, kann er von den anderen Spielern des Verrats bezichtigt werden. Dann wird innerhalb von 5 Sekunden abgestimmt. Ist die Anklage erfolgreich, scheidet der Verräter aus dem Spiel aus und die Runde wird ohne weitere Störungen fortgesetzt.

Sollte der Verräter es aber schaffen, dass ein Held angeklagt wird, endet die Runde sofort und der Verräter gewinnt. So entsteht während der Flucht aus dem Kaufhaus auf der Metaebene ein Psycho-Durcheinander im Kopf: Wem kann ich trauen und wem nicht? Spannend ist, dass die Erweiterung gleich mehrere Schwierigkeitsgrade anbietet, die von einfach bis erheblich in den gewohnten Spielablauf eingreifen. Tarnt sich auf Level 1 gerade mal ein Verräter, können auf Level 2 sogar bis zu drei oder vielleicht gar kein Verräter in der Heldengruppe unterwegs sein. Außerdem erlaubt das Spiel mit steigendem Schwierigkeitsgrad auch, direkt mehrere Spieler des Verrats anzuklagen. Zusätzlich warten noch persönliche geheime Missionsziele auf die Spieler oder es muss nach individuellen Regel gespielt werden, wie etwa, dass der Spieler den „Tu-was!“-Pöppel nicht berühren darf oder ein Held das Sanduhrenfeld benutzt haben muss. Während des Spiels können sogar aus Helden Verräter werden – Paranoia ist vorprogrammiert!



Durch die Erweiterung erhöht sich die Spielvorbereitung einer Runde „Magic Maze“ nur unerheblich. Das Aussortieren und Verteilen der entsprechenden Level-Rollenkarten fügt vielleicht ein Minütchen hinzu. Dadurch, dass der Verräter aber das Verlassen des Kaufhauses mit allen Mitteln verhindern möchte, verlängert sich eine Runde „Zwielichtige Gestalten“ auf etwa 10 bis 15 Minuten. Es bleibt aber immer noch ein rasantes Spielerleben unter Echtzeit-Sanduhr-Stressbedingungen.

Die Erweiterung beinhaltet 54 Karten und eine Spielanleitung in Deutsch. Die Spielkarten haben Tarot-Größe, zeigen auf der Rückseite den Spielnamen und auf der Vorderseite ein Helden-Porträtbild im Comic-Stil mit zusätzlicher kurzer Rollenerklärung und Siegbedingung. Die Farben rot und grün verraten auf den ersten Blick, ob es sich dann um eine Helden- oder Verräterkarte handelt.

Die Anleitung startet auf den ersten zwei Seiten mit den notwendigen Infos zum Einstieg und der Verknüpfung mit dem Grundspiel. Danach folgen aufeinander aufbauend die Regeln für die Schwierigkeitslevel 1 bis 5. Es ist deswegen auf jeden Fall anzuraten, mit dem niedrigsten Level 1 zu beginnen. Diese Regeln sind nach 10 Minuten gelesen und verstanden, sodass dann direkt losgespielt werden kann. Drei Spieler sind jedoch mindestens notwendig.



Außerdem befindet sich in der kleinformatigen Schachtel noch eine Mini-Erweiterung für die Besitzer der ersten Erweiterung „Alarmstufe Rot“, die aus drei neuen Einkaufszentrumsplättchen und einer kurzen Anleitung besteht, wie die ins Spiel eingebaut werden sollen.

Fazit: Wer sich am kooperativen Charakter von „Magic Maze“ satt gespielt hat, sollte unbedingt zu „Zwielichtige Gestalten“ greifen. Das Bewusstsein, dass sich ein oder gleich mehrere Verräter in der Heldengruppe befinden werden, hebt das Spiel auf ein neues Niveau, das allerdings auch anstrengend fürs Gehirn ist. Für den ultimativen Verfolgungswahn gilt: Je mehr Spieler am Tisch, desto besser!

Magic Maze – Zwielichtige Gestalten (Erweiterung)
Brettspiel für 3 bis 8 Spieler
Kaspar Lapp
Pegasus Spiele 2019
EAN: 4250231718359
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 9,95

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