Magic Maze on Mars

Initialisiere positronisches Selbsttestmodul an Mars-Roboter MMoM-1. Sanduhrerkennung: check! Schnellbahn-Stabilität: check! Plattform-Matrix: check! Kuppel-Sensoren: check! Kommunikations-Interface: offen für Transmission. Mars-Robotor MMoM-1 bereit für die Kolonialisierung des Planeten Mars durch die Erdlinge. Warte auf Auftrag…

von Oliver Clemens

Wer kennt sie nicht, die vier Abenteurer auf Diebeszug, die gemeinsam aus dem Kaufhaus flüchten? Kaspar Lapps Echtzeitspiel „Magic Maze“ schaffte es 2017 auf die Nominiertenliste zum Familienspiel des Jahres. Im Nachfolger „Magic Maze on Mars“ muss die Truppe jedoch auf der Erde bleiben. Auf dem roten Planeten sind Roboter die wahren Helden. Und auch sie finden ausschließlich über Teamwork zum Sieg.
 
Es gibt reichlich zu tun auf dem Mars, um die Ankunft der Kolonialisten vorzubereiten. In den Fabriken müssen ausreichend Ressourcen-Spielsteine produziert werden. Über Schnellbahnen wandern diese dann von Plattform zu Plattform. So können sie genutzt werden, um den Planeten zu erkunden und neue Marsplättchen aufzudecken. Denn wie beim Vorgänger gilt: Zu Beginn kennen die Spieler erst einen klitzekleinen Bereich der Spielfläche. Mit neuen Plättchen kommen neue Fabriken und damit neue Rohstoffe ins Spiel. Insgesamt gibt es davon sechs verschiedene. Je höher der Schwierigkeitsgrad der Mission, die die Spieler am Anfang gemeinsam auswählen, desto mehr Ressourcen-Management bedarf es. Erschwerend kommt jetzt noch dazu, dass von jeder der sechs unterschiedlichen Ressourcen höchstens zwei im Spiel sein können. Außerdem ist jede Plattform nur so stabil, dass sie einen einzelnen Rohstoffmarker beherbergen kann. Da schlägt jedes Logistiker-Herz höher!

Damit Ressourcen von A nach B kommen können, befinden sich auf jedem Plättchen farbige Linien, die sogenannten Schnellbahnen. Auf ihnen flitzen die Ressourcenmarker auf ihrem Weg zu den unterschiedlichen Verwendungszwecken. Die Bahnen unterscheiden sich farblich, was für den Rohstoff kein Hindernis darstellt; Transportweg ist Transportweg. Für die Spieler ist das schon ein größeres Problem. Die bekommen nämlich zu Beginn des Spiels unterschiedliche Aktionsplättchen mit einer Auswahl an farbigen Schnellbahnen. Und nur ausschließlich auf diesen dürfen sie die Marker bewegen. Der Rest ist tabu!



Hier greift „Magic Maze on Mars“ bei der Bewegung das bewährte Spielprinzip seines Vorgängers wieder auf. Spieler werden auf einzelne Handlungen limitiert und müssen einen Weg finden, miteinander zu kooperieren. Und auch die Sanduhr hat es wieder in das Spiel gepackt – alles passiert nämlich wieder gnadenlos in Echtzeit. Läuft die Zeit ab, endet die Mission erfolglos. Gut, dass es auch Sanduhr-Plattformen gibt. Dort kann einmalig die Sanduhr umgedreht werden. Aber auch das Bedarf des besonderen Timings, weil ja keine wertvollen Sekunden verloren gehen sollen.

Ach ja! Kommunikation ist verboten! Nicht sprechen, nicht zeigen und auch Geräusche haben im Spiel nichts zu suchen. Was bleibt ist das eindringliche Anstarren der Mitspieler, wenn sie etwas tun sollen. Geht der Blick aber ins Leere, können die Spieler jederzeit nach dem roten „Tu was!-Pöppel“ greifen. Wird er vor einem Mitspieler platziert, bedeutet dies, dass diese Person handeln soll. Alternativ kann der Spielstein auf dem Kommunikationsfeld abgestellt werden. Dort sind die Symbole mit den möglichen Aktionen aufgedruckt und zeigen somit an, was als nächstes passieren sollte. Reden darf die Truppe wirklich nur dann miteinander, wenn die Sanduhr umgedreht wird. Der Sand rieselt aber gnadenlos weiter, Aktionen beim Austausch miteinander sind verboten.

Das eigentliche Ziel des Spiels ist es, die Plattformen mit den Kuppel-Baustellen zu finden und zu beliefern. Sind alle Kuppeln gebaut, ist endlich die Zeit der Menschen-Kolonisten gekommen, die im Orbit darauf warten, den Planeten betreten zu können. Sind alle gelandet und noch Zeit in der Sanduhr, ist die Mission ein Erfolg!



Das Spiel bietet fünf Missionen auf unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Mission eins führt wie ein Tutorial entspannt ins Spiel und seine Mechaniken ein, Mission zwei hebt den Anforderungsgrad an Teamplay schon deutlich an. Jede Mission erweitert ebenfalls die Regeln des Grundspiels. So können später für den effizienteren Transport Brücken gebaut werden oder Joker-Marker zum Umwandeln oder Kommunizieren eingesetzt werden. Leider blockieren auch Müllspielsteine den notwendigen Platz auf den Plattformen. Wie gut, dass dann verzweigte Rohrsysteme oder fresswütige Raumschnecken beim Entsorgen helfen können. Reichlich aufmerksam sollte man schon sein, wenn man all dies im Blick behalten will. Nichts also für den müden Kopf.

Je nach Schwierigkeitsgrad dauert eine Runde „Magic Maze on Mars“ zwischen drei und fünfzehn Minuten – abhängig davon, wie gut das Team die Sanduhr im Blick hat. Ein Sieg setzt in der Regel die Motivation für den nächsten Schwierigkeitsgrad frei, das Scheitern kann jedoch auch zu einem Frust-Erlebnis werden. Deswegen sollten Einsteiger nicht überambitioniert in das Spiel herangehen, sondern in den unteren Missionen starten, um erste Erfahrungen zu machen. Je öfter eine Gruppe miteinander die Herausforderung annimmt, desto besser harmoniert sie und erhöht somit die Chance auf den gemeinsamen Erfolg. Jedoch spielt auch Glück eine wesentliche Rolle. Je nachdem, in welcher Reihenfolge neue Plättchen erschlossen werden, entwickelt sich ein Szenario entweder zu einem Spaziergang oder zu einem Ultramarathon gegen die Zeit.

Bei dem Spielmaterial gibt es keine Kompromisse. Alles ist vom Feinsten. Die Ressourcenmarker sind aus Holz und durch knallige Farben und unterschiedlichen Formen optisch und haptisch unterscheidbar. Die Meeple der Kolonisten, der Müll-Spielsteine und vor allem der Raumschnecken sind absolut individuell gestaltet. Der Karton, aus dem die Mars- und Aktionsplättchen und die anderen Komponenten gearbeitet sind, ist dick und stabil. Sogar an ein Inlay für die Schachtel wurde gedacht, in dem das Material sinnvoll verstaut werden kann. Insgesamt setzt das Spiel auf ein hochwertiges farbenfrohes Familienspielerlebnis!



Die Spielanleitung besteht aus insgesamt 12 Seiten. Zuerst erklärt sie in gebotener Kürze das Spielkonzept, das Spielziel und den Spielaufbau, danach führt sie nacheinander in die fünf Missionen ein. Zu Beginn jeder Herausforderung gibt eine Übersicht jeweils an, welche Materialien für das Szenario gebraucht werden. Dann folgen die notwendigen Regeln in übersichtlich strukturierten Abschnitten mit kurzen Sätzen. Das sorgt für Klarheit. Farbig hervorgehobene „Wichtig-Textfelder“ fassen noch mal zusammen, was neu ist. Zusätzlich helfen Bilder, dass alles verstanden wird und das Spiel zügig beginnen kann. Jede neue Mission baut dann auf der Kenntnis der bisherigen Regeln auf. Insgesamt entfaltet sich das Spielprinzip schnell und auch neue Spieler finden sich zügig zurecht. Das sorgt für einen hohen Wiederspielwert. „Magic Maze on Mars“ ist leicht erlernt und schnell aufgebaut. Die vielen Konstellationen von bis zu sechs Personen ermöglichen ganz unterschiedliche Spielerlebnisse, auch wenn mehrmals die gleiche Mission gespielt wird. Wer gerne alleine tüftelt, kann das Spiel sogar im Solomodus meistern.

Fazit: Bei „Magic Maze on Mars“ spielen alle gleichzeitig als Team entsprechend ihrer Aktionsplättchen. Die Sanduhr bringt eine gehörige Portion Zeitdruck ins Spiel. Das kommt je nach Spielerpersönlichkeit am Tisch ganz unterschiedlich an. Für die einen bedeutet das Chaos pures Vergnügen, für andere entsteht so Stress, der zu schweißnassen Handflächen führt. Das Material und die optische Darstellung macht das Familienspiel auf jeden Fall zu einem farbenfrohen Erlebnis.  

Magic Maze on Mars
Brettspiel für 1 bis 6 Spieler
Kasper Lapp  
Pegasus Spiele 2020
EAN: 4250231726927
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 24,95

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