Die „Magic“-Schöpfer schaffen es immer wieder, die hörige Spielerschaft in neue Welten zu entführen. So gelingt das auch mit dem neuesten Streich. Lorwyn liegt nämlich nicht nur weitab von Dominaria; es scheint sogar auf den ersten Blick, wenn man sich die Länderkarten etwas genauer ansieht, gewisse Ähnlichkeit mit dem Auenland zu haben: sanft geschwungene Hügel, saftig grüne Wiesen, lustig vor sich hin plätschernde Bäche, selbst die Gebirge scheinen hier friedlicher und weniger schroff zu sein, als wir es gewohnt sind. Und so leben auch die Kreaturen des Landes in Eintracht und Harmonie miteinander. Klingt langweilig? In der Tat, denn was wäre ein Sammelkartenspiel ohne Konflikt und Kampf. Die Idylle wird also jäh gestört, sodass Hobby- und Profi-Zauberer gleichsam aufatmen und loshexen können. „Lorwyn“ bietet nämlich jede Menge interessante und faszinierende Kreaturen und Zaubersprüche, neue Regeln und ein kurioses Setting, das Lust auf mehr macht.

Erstmals verfügen nicht nur Kreaturen über eine Stammeszugehörigkeit. Auch Verzauberungen und Spontanzauber können somit als Untertyp eine Stammesbezeichnung besitzen, die zwar keinen unmittelbaren Einfluss auf das Spiel hat, aber von anderen Karten genutzt oder als Ziel verwendet werden kann. Überhaupt dreht sich in „Lorwyn“ fast alles um die Stämme. Da wären die weißen Kithkin zu nennen, die blauen Merrow, Feen- und Elementarwesen. Goblins und Elfen dürfen natürlich nicht fehlen, auch wenn die Goblins hier Boggarts heißen und die Elfen nicht zwangsläufig grün sind, sondern endlich auch mal ihre dunkle Seite entdecken. Und so widmen sich die fünf Themendecks dann auch speziell einem der bereits genannten Stämme, um den „Lorwyn“-Neuling bestens in die Welt einzustimmen.

Auch regeltechnisch hat sich einiges getan. Seit Ewigkeiten gab es keine Einführung eines neuen Kartentyps mehr. Mit Erscheinen des vorliegenden Sets besteht erstmals die Möglichkeit, die Weltenwanderer aktiv ins Spiel zu bringen, was für „Magic“-Veteranen eine geradezu bahnbrechende Entwicklung darstellt und nicht nur für Begeisterung sorgen dürfte. Die Weltenwanderer sind jedoch zwar mächtige Waffen im Kampf, verfügen aber um eine ausreichend große Achillesferse, um dennoch balanciert am Spiel teilzunehmen. Sie stellen sozusagen mächtige Verbündete dar, die zwar durch Mana ins Spiel gebracht werden, deren Fähigkeiten aber durch Loyalitätsmarken befeuert werden, die sich eben nicht aus Mana gewinnen lassen, sodass eben dann Geduld und taktisches Geschick über den erfolgreichen Einsatz eines Weltenwanderers entscheidet.

Einen neuen Kreaturentyp stellen die Wandelwichte dar, die Gestaltwandler Lorwyns, die gleichzeitig über alle möglichen Kreaturentypen verfügen. Da lassen sich einige interessante Spielzüge und Kartenkombos ins Spiel bringen. Die „Beschützen“-Fähigkeit erlaubt es, eine bereits im Spiel befindliche Kreatur durch eine mächtigere zu ersetzen. „Herbeirufen“ ist eine vor allem bei Elementarwesen vorkommende Fähigkeit, die bei Erscheinen der Kreatur einen einmaligen Effekt bewirkt, und alternativ für reduzierte Kosten ohne das Beschwören der Kreatur (sozusagen als einfacher Spontanzauber) gewirkt werden kann. Eine wesentliche Zahl an Karten fordert zum Erreichen eines Ziels zum Durchführen einer Fehde auf. Dabei ziehen beide Spieler die oberste Karte ihrer Bibliothek, Sieger ist der Spieler, dessen Karte die höheren Manakosten anzeigt. Und dieser profitiert dann durch den Karteneffekt in einer für jede Karte spezifischen Weise.

„Lorwyn“ stellt mit seinen 301 Karten ein abwechslungsreiches und interessantes Set dar. Wie von den Wizards of the Coast nicht anders zu erwarten, finden sich unter den Illustratoren die namhaftesten Künstler im Fantasy-Bereich. Druck, Farbe und Papier sind von bester Qualität, und die strahlenden Illustrationen lassen Spieler und Sammler gleichermaßen in eine faszinierende Welt abtauchen. Neben den offiziellen 301 Karten findet sich noch ein 5-Karten-Set mit Infos zu den Weltenwanderern, sowie 11 Token-Karten, wie sie schon aus der Zehnten bekannt sind. Erhältlich ist der neueste Streich als 15-Karten-Booster, Turnierpackung mit 75 Karten, sowie fünf vorsortierten Themendecks zu je 60 Karten.

Fazit: Mit „Lorwyn“ katapultiert sich „Magic“ wieder in eine komplett neue Dimension. Nicht nur das Erscheinen der Weltenwanderer wird einen bleibenden Eindruck im Spiel hinterlassen. Gerade der von den Stämmen dominierte Charakter des Sets setzt konsequent die Linie der letzten Jahre, aber auch den Wunsch vieler Spieler fort. Eine Menge spielstarke Decks werden somit auch automatisch Themendecks sein. Unbedingt empfehlenswert!