Magic: Kälteeinbruch

Die neueste Erweiterung zum erfolgreichsten Sammelkartenspiel aller Zeiten, "Kälteeinbruch", ist eine echte Zeitreise. Als drittes Set des "Eiszeit"-Blocks konzipiert, kommt es zwar mehr als zehn Jahre zu spät, erweckt auch einige Mechanismen aus grauer "Magic"-Vorzeit zu neuem Leben, hat sich aber ein zeitgenössisches Gewand übergeworfen, sodass es sich nahtlos ins aktuelle Design einfügt.

von Michael Wilhelm

 

Die "Magic"-Gemeinde war schwer gespalten in den Erwartungen, die an den verlorenen Sohn des "Eiszeit"-Blocks gestellt werden sollten. Manch einer sah darin wohl wieder nur eine neue Masche der Wizards of the Coast, aus alten Kamellen Kohle zu scheffeln. Praktisch alle waren sich einig, dass spieltechnisch nicht viel Neues zu erwarten sei und wohl auch wenig auf längere Sicht brauchbare Karten dabei sein würden.

Ist "Kälteeinbruch" also nur was für Nostalgiker, die sich noch an die "guten alten Zeiten" erinnern? Ein Wiedersehen gibt es nicht nur mit schneebedeckten Standardländern, die jetzt den Subtyp "verschneit" mit Kreaturen und Verzauberungen teilen, sondern auch mit bleibenden Karten, die kumulative Versorgung verlangen. Dabei wird jede Runde in der Versorgungsphase eine Altersmarke auf die Karte gelegt und dann ein fester Betrag, multipliziert mit der Zahl der Altersmarken, beglichen. Meist handelt es sich um Manakosten, die so also Runde um Runde steigen, bis die weitere Kontrolle der Karte unerschwinglich wird. Manche Effekte sind aber durchaus positiv, wie zum Beispiel bei der Verzauberung "Ende des Winterschlafs" aus dem "Ansturm der Auerochsen"-Themendeck. Damit kann in jeder Versorgungsphase eine Kreatur mit Manakosten in Höhe der Altersmarken ins Spiel gebracht werden. Kann (oder will) man nicht mehr zahlen, wandert die Karte auf den Friedhof.

Für jede der Farben gibt es so genannte "Slowtrips", das sind Zauber, die zu Beginn des folgenden Versorgungssegments das Ziehen einer Karte ermöglichen, zusätzlich zum eigentlichen Effekt der Karte. Der rote Spontanzauber "Balduvianischer Zorn" ist also nicht nur ein Power-up, sondern verschafft gleich noch einen Kartenvorteil mit Verzögerungswirkung.

"Bergung" ist eine Fähigkeit, die im Todesfalle einer Kreatur das Recyceln von bereits auf dem Friedhof liegenden Karten ermöglicht. Dazu wird ein kleiner Mana-Obulus gezahlt und die Karte wandert zurück auf die Hand. Werden die Bergungskosten nicht gezahlt, kommt die Karte ganz aus dem Spiel.

Der blaue Spontanzauber "Wogender Äther" verfügt über "Wallung". Neben dem eigentlichen Effekt, bleibende Karten zurück auf die Hand des Besitzers zu schicken, werden dadurch Kopien der Karte mit Wallung, die sich unter den obersten der Bibliothek befinden, getriggert und können kostenlos gespielt werden.

Erhältlich ist "Kälteeinbruch" in Boostern zu 15 Karten (mit einer seltenen) und Themendecks mit je 60 Karten (mit 2 festen seltenen). In den Themendecks finden sich neben verschneiten Standardländern und Karten aus "Kälteeinbruch" Reprints aus "Eiszeit" und "Allianzen". Insgesamt verfügt das Set über 155 Karten, davon 60 häufige, 55 weniger häufige und 40 seltene.

Das Thema des Sets orientiert sich stark am den alten Hasen noch aus den beiden Vorgänger-Sets bekannten Setting. Eine Allianz aus Balduvianern (rote Barbaren), Kjeldoranern (weiße Ritter) und dem Yavimaya-Reich (grüne Elfen) steht den Tod und Kälte bringenden Raureif-Magiern (blau) und ihren untoten (schwarzen) Verbündeten entgegen. Das wird auch entsprechend in den Themendecks repräsentiert. Das schwarz-blaue "Schneelandschaft" widmet sich den "Bösen", "Ansturm der Auerochsen" bietet allerlei grünes und rotes trampelndes Getier und "Kjeldoranische List" ist ein weiß-blaues, eher defensiv ausgelegtes Deck.

Fazit: Wie nicht anders zu erwarten, stellt "Kälteeinbruch" eine kleine Zeitreise in die graue Vergangenheit der "Magic"-Geschichte dar. Sicher wird es bei dem einen oder alten Veteranen feuchte Augen geben, so viele alte Bekannte zu treffen. Man denke nur an "Darien, König von Kjeldor", der nun als Karte erscheint. Spieltechnisch ist das Set aber nicht ganz am Puls der Zeit, auch wenn das Konzept der Kumulativen Versorgung grundüberholt und ökonomisiert wurde. Und eigentlich ist es auch recht abgefahren, sich Zombies und Skelette mit dem Typus "verschneit" als schneebedeckte, wandelnde Leichen vorzustellen. Nostalgie hin oder her, "Kälteeinbruch" ist vielleicht nicht das an Power-Karten reichste Set, aber ein interessantes allemal.


Kälteeinbruch
Sammelkartenspiel-Erweiterung
Bill Rose u. a.
Wizards of the Coast 2006
AISN: B000HHFDLC (Themendeck) / B000FTR49G (Booster)
155 Karten, deutsch
Preis: ca. EUR 12,99 (Themendeck) / ca. EUR 4,10 (Booster)

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