Wenn „Magic: The Gathering“ die Mutter aller Sammelkartenspiele ist, so sind Goblins und Elfen quasi die beiden erstgeborenen ungleichen Söhne dieser. Wie in jeder guten Geschichte hat jeder Sohn seine individuellen Vorteile und Stärken, wodurch ein Zweikampf dieser beiden überaus interessant sein kann.

In einer Packung „Elves vs. Goblins – Duel Decks“ sind ein monorotes Goblin-Deck und ein grünes Elfen-Deck mit unterstützenden Artefakten enthalten. Die Karten sind im aktuellen Design und haben ein eigenes Editionssymbol. Die Decks haben jeweils die klassische Stärke von 60 Karten. Als Bonus gibt es insgesamt drei Token-Karten; je 1 bekannte Karte zur Symbolisierung einer 1/1-Kreatur in grün und rot und ein neuer 7/7-Trampler in grün. Es sind jeweils vier Rares pro Deck enthalten, von denen je eine sogar foil und mit alternativem Artwork versehen zuoberst in der durchsichtigen Verpackung lag.

Dadurch dass dieser Packung kein Regelheft beiliegt, sondern lediglich eine Strategiehilfe, ist es nicht für blutige Anfänger konzipiert. (Dementsprechend spare ich mir hier auch, die generellen Regeln von „Magic“ zu erklären.) Schade um diese verschenkte Option des Regelheftes, denn die Decks sind einfach genug gestrickt, um Anfänger an dieses Spiel heranzuführen. Aber im Internet findet man dieses ja auch.

(Anmerkung: Mit diesen Decks wurde ich zum Wiedereinsteiger in „Magic“. Ich kam damals mit dem Spiel in Berührung als die „4. Edition“ gerade heraus kam und blieb bis „Visions“ dabei. Als Mitspieler suchte ich mir jedoch einen Veteranen, der seit dieser Zeit dabeigeblieben ist. Die Regeländerungen seit damals waren schnell erklärt und die für mich neuen Keywords (Haste, Echo, Cycling) zumeist sogar auf den Karten erklärt.)

Obwohl ich am Anfang etwas Zweifel hatte, kann der Aufbau der Decks durchaus als gelungen bezeichnet werden.

Das rote Goblin-Deck ist wie damals für Rot üblich ein DD-Deck (Direct Damage). Fast alle Goblins (immerhin die Hälfte der 60 Karten und alle Kreaturen) lassen sich in der ein oder anderen Form in direkte Schadensverursacher an gegnerischen Kreaturen oder, noch effizienter, sogar am Spieler umwandeln. Gespielt wird hierbei auf einen schnellen Angriff und das Überrollen des Gegners hin, bevor er seine Verteidigung aufbauen kann. Eine einfache Möglichkeit, das Spiel für sich zu entscheidenden, ist dabei die Kombination der Karten „Goblin Sledder“ (einen Goblin opfern, um einem anderen +1/+1 zu geben) und „Boggart Shenanigans“ (für jedem Goblin, der aus dem Spiel im Friedhof landet, 1 Schaden bei einem Spieler verursachen). Es gibt jedoch noch weitaus mehr Möglichkeiten, andere Kombos und interessante Synergieeffekte, sodass immer für Abwechslung gesorgt ist; je nachdem auf welche Ideen einen die gezogenen Karten bringen.

Das grüne Deck hat als Kreaturen die kleinen Elfen, die eher ein langes und friedliches Leben bevorzugen. Dementsprechend sucht man hierbei nicht sein Heil im Angriff, sondern versucht die Anfangsoffensive der Goblins abzuwehren und die „Wellwisher“ (Tappen: 1 Lebenspunkt pro Elf) am Leben zu halten. Erst wenn man sich im Laufe der Zeit genug 1/1-Token mit „Lys Alana Huntmaster“ und/oder „Imperious Perfect“ erzeugt hat – die Masse macht es bei den Elfen –, reicht meist ein entscheidender Angriff, um die Partie für sich zu gewinnen. Durch das Artefakt „Moonglove Extract“ hat man zudem sogar die Chance auf 2 Punkte Direktschaden, um die lästigsten Goblins abzuwehren oder drohendes Übel rechtzeitig im Keim zu ersticken. Obwohl sich hier weniger Kombinationsmöglichkeiten unter den Karten ergeben, spielen sich die Elfen gut und auch hier ist keine konzeptionell unnütze Karte enthalten. Ob man jedoch auch immer eine in diesem Moment günstige Karte zieht, steht auf einem anderen Blatt.

Bei unserer intensiven Spielstudie ergab sich, dass das grüne Deck leichte Vorteile hat und tendenziell etwas öfter gewinnt. Rot braucht den schnellen Angriff, während, wenn es bei Grün zum Anfang nicht gleich läuft, noch nicht alles verloren ist.

Für meinen Geschmack sind die verwendeten Karten etwas zu manaintensiv, obwohl schon mehr als die damals üblichen 20 Länder auf 60 Karten beigelegt worden sind (rot 24, grün 22 + Manaelfen). Somit wurden drei Testpartien aufgrund von Manaknappheit frühzeitig verloren.

Des Weiteren sollte man noch ein paar Marker für die 1/1-Token-Kreaturen zur Hand haben.

Im großen „Magic“-Kontext gesehen, sind die Karten sozusagen das Best-Of des moderaten Preissegmentes der jeweiligen Gruppierung. Es sind keine neuen Karten, nur eben mit einem neuen Bild. Wenngleich „nur“ die letzten 6 Jahre an Karten berücksichtigt wurden, um die Decks turnierlegal (Extended-Format) zu halten, trifft man beispielsweise mit den Llanowar Elfen auch auf ganz alte Bekannte. Es sind keine Superkarten mit dabei, wodurch jedoch der Preis angenehm niedrig gehalten werden kann. Durch ein paar Veränderungen an der Kartenzusammenstellung der jeweiligen Decks kann man natürlich diese Vorschläge noch weiter verfeinern und das jeweilige Deck versuchen zu perfektionieren. So wie es bei einem Sammelkartenspiel eben üblicherweise gemacht wird.

Fazit: Mit den englischsprachigen Duel Decks „Elves vs. Goblins“ sind interessante Einfarben-Themendecks zusammengestellt worden, die sowohl spielbar als auch ausgewogen sind und gegeneinander gut bestehen können. Selbst nach mehreren Partien werden sie nicht langweilig und sind sowohl für relative Neulinge, als auch für Wiedereinsteiger und für Profis geeignet. Der Preis soll dem gegenwärtigen Markt- und Spielwert der Karten auch angemessen sein. Wäre ein Regelbuch enthalten, wäre es das ideale Einsteigerprodukt in die Welt von „Magic“.