Locke & Key 4 – Schlüssel zum Königreich

Während es nach wie vor unsicher ist, ob eine TV-Serie zu „Locke & Key“ jemals die Fernsehbildschirme erreichen wird, schreitet die deutsche Veröffentlichung des Comicoriginals zügig voran. Also auf zum mittlerweile vierten Band um die Geschichte der Familie Locke und das mysteriöse Keyhouse.

von Bastian Ludwig

 

Inhalt

Noch immer ist Zack Wells auf seiner blutigen Suche nach dem Omega-Schlüssel. Langsam kann er die Spuren, die er dabei hinterlässt, nicht mehr verbergen. So trifft Kinsey auf Erin Voss, eines der Mitglieder der einstigen Theater-AG ihres Vaters. Die alte Dame könnte vielleicht Licht in das Geheimnis um die Höhle bei den Klippen bringen; etwas, das Zack auf keinen Fall zulassen kann. Ebensowenig dürfen ihm Rufus Whedon oder der Polizist Mutuku, der den Tod von Professor Ridgeway untersucht, auf die Schliche kommen. Als auch noch Tyler seinem mutmaßlichen Freund gegenüber argwöhnisch wird, findet der einen neuen Platz, um sich zu verstecken.

Besprechung

Was kann ich noch über diese Serie sagen, was ich nicht schon in früheren Besprechungen erwähnt habe? Nicht viel, um ehrlich zu sein. „Locke & Key“ ist und bleibt ein großartig erzählter und illustrierter Comic mit spannender Geschichte und tollen Figuren.

Da „Schlüssel zum Königreich“ die vierte von sechs Miniserien ist, aus denen die Reihe letzten Endes bestehen wird, stellt Autor Joe Hill dieses Mal die Weichen für das anstehende Finale, indem er die Handlungsstränge einiger Figuren abschließt und die Beziehungen zwischen den Hauptcharakteren noch einmal neu ordnet. Mit dieser aufgeräumten Ausgangssituation wird in den letzten beiden Bänden genug Platz sein, damit die zentralen Konflikte und Fragen plausibel und umfassend geklärt werden können, was ja bei groß angelegten Mysteriegeschichten nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist.

Bei Hill bin ich da aber guter Dinge. Er scheint den Hintergrund seiner Story wirklich sehr genau ausgearbeitet zu haben, sodass alle Teile sauber ineinandergreifen. Und er zaubert nicht alle Nase lang irgendeine neue Wendung aus dem Hut, sondern arbeitet konsequent mit der Mythologie und den Handlungselementen, die er schon etabliert hat. Das macht Hoffnung auf ein rundes und abgeschlossenes Ende.

Überhaupt lässt sich in „Schlüssel zum Königreich“ wieder sehr schön erkennen, was für ein Kaliber Hill als Erzähler ist. Verschiedene Erzähltempi, Rückblenden und Vorschauen, unterschiedliche Wahrnehmungsebenen der Figuren. Das alles mischt er mit einer Leichtigkeit, dass es eine wahre Freude ist, und erschafft so Situationen voller Dramatik ebenso wie ruhige Charakterszenen, Suspense und wirkliche Schocks. Dazu kommt dann noch einer der herzzerreißensten Momente, den ich wohl je in einem Comic gesehen habe.

Gabriel Rodriguez wiederum darf dieses Mal mit verschiedenen Zeichenstilen spielen, und in jedem einzelnen davon scheint er sich wie zuhause zu fühlen. Wieder unterstützt er mit seinen Bildern die Texte von Hill so kongenial, dass er völlig verdient in den Credits gleichberechtigt mit diesem als „Erzähler“ geführt wird.

Fazit: Ich muss zugeben, wenn ich einen neuen Band „Locke & Key“ in der Hand halte, dann verliere ich inzwischen völlig mein kritisches Auge. Was soll ich sagen? Für den Moment finde ich praktisch nichts, dass ich gegen diese Comicserie vorbringen kann. Wenn es Hill und Rodriguez gelingt, das Niveau über die letzten beiden Miniserien zu halten, und sie die Geschichte auf eine befriedigende, geradlinige Art und Weise auflösen können, dann liegt uns in ein paar Monaten ein zukünftiger Comicklassiker vor.


Locke & Key 4 – Schlüssel zum Königreich
Comic
Joe Hill und Gabriel Rodriguez
Panini Comics 2011
ISBN: 978-3-862010-60-8
160 S., Softcover, deutsch
Preis EUR 16,95

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