Legend of the Five Rings CCG: Diamond Edition

„Legend of the Five Rings“, ein Spiel um heldenhafte Samurai, mystische Shugenja und fürchterliche Kreaturen der Schattenlande, angesiedelt in dem japanisch angelehnten High-Fantasy-Kaiserreich Rokugan. Lerne die Bedeutung der Ehre kennen, erlebe wilde Schlachten, blitzschnelle Duelle und gestalte die Zukunft des Reiches in einem interaktiven Sammelkarten-Samurai-Epos.

von Oliver Schmidt

 

Erste Schritte in die Welt der bedruckten Pappkarten

Vorab möchte ich anmerken, dass ich bisher weder andere Sammelkartensysteme gespielt habe noch diesen sonderlich enthusiastisch gegenüber stand. Da „Legend of the Five Rings“ allerdings zu jenen Rollenspielen gehört, welche mir über die Zeit durchaus viel Freude bereitet haben, entschloss ich mich, auch dem in diesem Setting angesiedelten Kartenspiel eine Chance zu geben. Ohne besondere Erwartungen in das Spiel zu setzen öffnete ich das erste Starterset, entnahm die Anleitung (ich habe bewusst darauf verzichtet, mir die Karten zu betrachten, da ich wenigstens wissen wollte, worum es sich bei diesen im Einzelnen handelt) und muss gestehen, nach dem ersten Lesen ein wenig überfordert gewesen zu sein.

Die Erläuterungen des mit 110 Seiten recht umfangreichen Heftes kann man nicht gerade als übersichtlich oder leicht verständlich bezeichnen und obgleich ein Glossar vorhanden ist, welcher die wichtigsten Begriffe noch einmal erläutert, hätte ich mich über ein geordnetes Inhaltsverzeichnis gefreut. Da das Schriftwerk ob der Komplexität des Spieles (es ist zum Beispiel möglich, auf drei verschiedene Weisen den Sieg zu erringen, sei es durch Ehre, Erleuchtung oder die brachiale militärische Überlegenheit, und jeder Klan bietet verschiedenste eigene Varianten, dieses Ziel zu erreichen) für Neueinsteiger einige Zeit ein ständiger und notwendiger Begleiter sei wird, trübt es die Freude am Zocken doch merklich, immer und immer wieder die Seiten durchforsten zu müssen, um Klärung einer unklaren Situation zu schaffen. Zur Ehrenrettung der Anleitung sei jedoch angemerkt, dass die einleitende Geschichte angenehm zu lesen war und zusammen mit dem geballten Inhalt Neugier zu wecken vermochte. Ein so umfangreich gestaltetes Spiel (es gibt sage und schreibe 14 [!] verschiedene Kartentypen) muss einfach Potential aufweisen.

Nunmehr mit rudimentären Grundwissen ausgestattet, entnahm ich der Packung die Karten, um die wichtigsten Utensilien des eigentlichen Spieles einmal näher in Augenschein zu nehmen. Die Illustrationen sind als durchwachsen zu bezeichnen: obschon einige Bilder etwas lieblos anmuten, so wussten doch vor allem die Charaktere durchaus zu begeistern. Im Gegensatz zur Erläuterung sind die wichtigen Daten hier übersichtlich dargestellt und meist wurde neben den regeltechnischen Notwendigkeiten noch ein kleiner stimmungsvoller Text hinzugefügt, welcher den Karten etwas „Persönlichkeit“ verleiht. Allerdings gibt es auch hier wieder einen Umstand, welcher das Gesamtbild zu trüben vermochte, denn auf einigen der Karten fallen Rechtschreibfehler sofort ins Auge, verwechselte Buchstaben sind ebenso zu finden wie das gänzliche Fehlen selbiger. An sich sind dies jedoch keine wirklichen Gründe, das Game bei Seite zu legen, also lud ich einen Freund zu mir ein und los ging es mit der ersten Runde L5R CCG. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten, welche ich primär der verworrenen Erläuterung zuschreiben möchte, packte uns dann auch schnell die Lust auf mehr...

Fakten

Ein Starterset beinhaltet 84 Karten, welche sich aus dem Dynastiedeck mit schwarzem und dem Schicksalsdeck mit grünem Rückendruck zusammensetzen, sowie einem 110 seitigen Regelheft. Es gibt 5 Windkarten, die eine Fraktion des kaiserlichen Hofes darstellen, welchen man unterstützen kann, und 2 Klanssitze, die eine Hochburg der jeweils gespielten Fraktion symbolisieren. Weiterhin enthält das Set eine optisch durch silbrigen Glanz hervorgehobene Karte, bei der es sich nach Aussage erfahrenerer Spieler jedoch nicht unbedingt um eine Rare handeln muss und welche damit wohl eher als kleines Gimmik angesehen werden kann.

Die Starterdecks

Auf die drei mir vorliegenden Decks werde ich im folgenden kurz eingehen. Alle beinhalten verschiedene Persönlichkeiten der jeweiligen Fraktion sowie eine ausreichende Anzahl an unterstützenden Karten, sodass man sich gleich ins Geschehen stürzen kann. Leider wird schnell ersichtlich, dass die Decks sich weniger für ein dem Klanshintergrund angemessenes taktisches Spiel eignen, da neben den Beschriebenen eine große Anzahl zufälliger Karten beigelegt wurden, wie man sie in den Boosterpacks finden wird. Um die ganze Vielfalt des Spieles genießen zu können, wird man um den Erwerb zusätzlicher Karten also kaum umhin kommen.

Der Klan der Krabbe

Die Krabben sind die Hüter Rokugans und beschützen das Reich vor der Bedrohung durch die Horden der Schattenlande. Diese mächtigen Krieger kümmern sich nicht um schöne Worte oder Politik. Ihr Mut und die große Kaiumauer sind die letzte Bastion gegen eine Herrschaft der Finsternis.

Ob ihrer Natur liegt es nahe, die Krabben als einen offensiven Klan zu sehen, welcher durch die Kampfstärke ihrer Truppen und Persönlichkeiten zu überzeugen versteht. Das Deck enthält kaum Shugenja (Zauberer), viele Samurai und Berserker, von welchen nicht wenige über Eigenschaften verfügen, die sie noch über den Tod hinaus zu beeindruckenden Gegnern machen. Schon der im Set enthaltene Hida Kuon allein ist ein wahres Monster an Kampfstärke.

„Kämpfe nicht um des Ruhmes Willen, denn diesen werdet ihr hier nicht finden. Es reicht zu wissen, dass das Reich noch einen weiteren Tag überlegen wird. Das ist eure einzige Belohnung.“ - Hida Kuon

Der Klan des Phönix

Kein Klan kann sich mit der Magie des Phönix messen. Ihre zahlreichen Tempel enthalten große Geheimnisse und nur wenige haben eine wage Vorstellung über ihre wirkliche Macht. Sie sind die Stimme des Kaisers und bringen Frieden zu den anderen Klans. Damit garantieren sie Stabilität und Einheit wo es keine gibt.

Dem Hintergrund treu bleibend konzentriert sich das Phönixdeck auf eine Auswahl an Shugenja und Zaubersprüchen und wird durch einige wenige Samurai ergänzt. Auch hier ist mit Shiba Mirabu ein Champion des Klans enthalten, welcher als Samurai von einer Anzahl unterstützender Zauberer profitieren wird. Alles in allem ein Set, mit welchem sich ein ehrenhaftes Spiel förmlich anbietet.

„Alle Beschränkungen in dieser und jeder anderen Welt sind diejenigen, die du dir selbst auferlegst.“ - Shiba Mirabu

Die Nezumi

Die Nezumi gab es schon lange bevor das Reich existierte. Sie sind eine uralte Rasse von Rattenmenschen, die über eintausend Jahre in den furchtbaren Schattenlanden überlebt hat. Diese mutigen Krieger kämpfen gegen den Morgen und fürchten immer die Zerstörung ihres Volkes.

Ein Unterschied zwischen den Bewohnern der Schattenlande und den Klans des Kaiserreiches mag darin bestehen, das die Nezumi das Spiel einer kleineren Anzahl von Provinzen beginnt, was sie auf den ersten Blick etwas einschränken mag. Die überragende Stärke der im Deck enthaltenen Klanssitze jedoch macht diesen Nachteil mehr als Wett. Da das Starterset der Rattenmenschen bedingt durch ihre Herkunft keine Samurai ihrer Fraktion enthält, empfiehlt sich hier eher ein auf Kampf ausgelegtes Spiel, denn einen Ehrgewinn werden die Nezumi selten für sich verbuchen können. Dafür enthält die Box eine gute Auswahl an Truppen, welche durch den auch hier vorhandenen Champion Kan'ok'ticheck sehr gut ergänzt werden.

„Der Morgen ist Tod. Der Morgen kommt. Lauf – lauft solange ihr könnt, aber der Morgen ist schneller. Bewahrt unsere Legende tief-tief-tief in der Erinnerung. Einziger Weg, um ewig zu leben.“ - Kan'ok'ticheck

Fazit

Wer sich an den kleinen Fehlern der Aufmachung nicht stört, wird seine wahre Freude an dem Spiel haben. Eine großartige Auswahl an taktischen Möglichkeiten kombiniert mit einer interessanten Geschichte machen das „Legend of the Five Rings“-Sammelkartenspiel zu einer lohnenswerten Anschaffung und werden über einen langen Zeitraum hinweg Garant für abwechslungsreiche und spannende Stunden sein. Schon mit der Zusammenstellung des Decks und dem Sammeln der dazugehörigen Karten steht der Spieler vor einer Herausforderung, welche ein gewisses Maß an Weitsicht erfordert, denn jedes Spiel, jeder Gegner ist anders und erfordert eine durchdachte Strategie. Jene, welche bereit sind, einige Euro in ein kleine Pappkarten zu investieren, werden von L5R sicherlich nicht enttäuscht werden.


Legend of the Five Rings CCG: Diamond Edition
Sammelkarten-Grundset
Alderac Entertainment Group 2003
200+ Karten, deutsch
Preis: EUR 11,99 (Starter)

bei pegasus.de bestellen (Diamond Edition Starter Pack – 10 verschiedene Klanstarter)