Kreuzzüge – Ritter im heiligen Land

Die Zeit zwischen Papst Urban II. Aufruf zum ersten Kreuzzug 1095 bis zum Fall der letzten Kreuzfahrer-Festung Akkon 1291 ist von religiösem Wahn, Blutvergießen, Vorurteilen und politischen Wirren geprägt. Nun kommt auch noch der cthuloide Schrecken hinzu.

von Peter Berneiser

 

Auf rund 300 Seiten beeindruckt der erste Quellen- und Abenteuerband für „Cthulhu im Mittelalter“ mit einer dichten Fülle an Hintergrundinformationen zu den Kreuzzügen. Optisch und inhaltlich entspricht der Band dem gewohnt hohen Standard. Nur einige Foto-Portraits, die in Quellenbänden über die 1930er Jahre sicherlich nicht aufgefallen wären, erscheinen vor dem Hintergrund des Mittelalters unpassend.

Der Inhalt ist chronologisch gegliedert und beginnt mit einer Übersicht über das christliche Europa, Byzanz, Armenien und die Reiche der Muslime vor dem ersten Kreuzzug. Anschließend werden alle sieben Kreuzzüge vorgestellt. Zwischen den verständlich verfassten historischen Daten und Fakten werden regelmäßig Bezüge zum Mythos in Form von Büchern, Kulten, Persönlichkeiten und besonderen Ereignissen hergestellt. Insgesamt hätten die Autoren einige historische Details weglassen können. Die Chronologie der Kreuzzüge kann leicht selbst recherchiert werden, während weitere Informationen zur Alltagsgeschichte (wie die Menschen gelebt und wie sie ihr Leben und die Ereignisse um sich herum wahrgenommen haben) und Mythosbezüge meiner Meinung nach spannender und nützlicher sind.

Auf die Übersicht über die Kreuzfahrerstaaten und ihre Nachbarn folgt der Regelteil. Neue Berufe wie der Derwisch oder der Beduine ermöglichen auch muslimische Spielercharaktere. Über den Nutzen der zahlreichen Profile für historische Persönlichkeiten lässt sich streiten, die Werte für typische abendländische und muslimische Kämpfer sind allemal sehr brauchbar. Informationen über Kleidung und Bewaffnung der Kämpfer und über Belagerungen und Gefangenschaft ergänzen diese Übersicht. Die Kampfregeln enthalten vor allem Regeln für Spielercharaktere in der Schlacht, im Gefecht und im Zweikampf.

Den Abschluss bilden zwei Abenteuer. In „Gorgonenhaupt“ ziehen die Spielercharaktere als Nachzügler des Heeres von Gottfried von Bouillon durch Ungarn. Nach der Rettung eines Geistlichen werden sie in Machenschaften hineingezogen, die Ungarn in einen Konflikt mit den Kreuzfahrern stürzen könnte. Intrigen, Verfolgungen, klirrender Stahl – dieses Abenteuer bietet viel Abwechslung. Leider ist die Handlung recht verworren und bietet den Spielern einen sehr eingeschränkten Handlungsspielraum.

„Das Heer der Verfluchten“ ist eine Minikampagne in drei Teilen und ebenfalls zur Zeit des ersten Kreuzzugs angesiedelt. Die Spielercharaktere nehmen an der Belagerung von Antiochia teil und werden mit dem Alltag des Kreuzfahrerdaseins konfrontiert: Kampf, Hunger und Tod. Spannung kommt auf, als ein Teufel sein Unwesen treibt und die Spielercharaktere in den Besitz von seltsamen Schmuckstücken gelangen. Im Folgenden muss ein uralter Fluch gebrochen werden. In den Wirren der Kämpfe um die Heilige Stadt Jerusalem kommt es zum großen Showdown. Die Minikampagne bietet spannende Unterhaltung, Freiraum für eigene Ideen und interessante Entwicklungen.

Fazit: Es bleiben nur wenige Kritikpunkte: etwas mehr Feinschliff beim Einführungsabenteuer, weniger historische Fakten, mehr Informationen zum Mythos. Abgesehen davon ist „Ritter im heiligen Land“ ein gelungener Quellenband über eine dunkle, für den cthuloiden Schrecken sehr passende Zeit der Menschheitsgeschichte.


Cthulhu Kreuzzüge – Ritter im heiligen Land
Quellenbuch
Mirko Bader, Heiko Gill, Christoph Maser
Pegasus Press 2011
ISBN: 978-3-941976-35-1
296 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 34,95

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