Kragmortha

Abends, im Herzen des Ruhrgebietes. Der Autor dieser Rezension sitzt mit ein paar Leuten um einen Tisch, balanciert eine Spielkarte auf dem Kopf, klemmt eine zweite zwischen die Unterarme und vermeidet es um jeden Preis, drei ganz bestimmte Wörter auszusprechen. Der Autor spielt „Kragmortha“, das neue Spiel aus dem Hause Truant. Ob er sich einfach nur blöde vorkommt, oder auch Spaß dabei hat, möchte er euch nun gerne verraten.

von Pascal Kamp

 

 

Der Hintergrund des Brettspiels, das übrigens ins Deutsche übersetzt wurde, ist schnell erklärt: Wie bereits in der Kartenspiel-Variante „Ja, Herr und Meister“ spielt man einen mickrigen und überaus unfähigen Goblin. Dieser wuselt durch die Bibliothek seines Herrn „Rigor Mortis“ und stellt dort allerlei Schabernack an, während er versucht, seine Konkurrenten ins Unglück zu stürzen. Dabei kommen ihm die Zaubersprüche natürlich gerade recht, die er zu diesem Zweck vom Tisch des Meisters stehlen kann.

Die Spielregeln sind ebenso schnell erklärt. Mit Bewegungskarten kann man entweder die eigene Figur durch des Meisters Keller jagen oder eben Rigor Mortis selbst steuern. Dabei müssen stets Bewegungskarten mit dem Symbol ausgespielt werden, das auch auf dem Spielfeld prangt, das man betreten möchte. Die Spieler versuchen nun der Reihe nach, ihre Spielfiguren zum Tisch des Meisters zu bringen, um dort Zauberbücher zu stehlen, oder aber sie versuchen vor ihrem Herren zu fliehen. Denn wenn dieser auf das Feld eines Goblins tritt, fängt sich dieser einen vernichtenden Blick ein. Alternativ können sie auch den Meister steuern, um ebendies herbeizuführen.

Wenn Herr und Sklave also aufeinander treffen, zieht der Spieler des bemitleidenswerten Goblins eine „Vernichtender Blick“-Karte und befolgt ihre Anweisung. Dies sind Anweisungen wie „Klemme diese Karte in deine Ellenbeuge“, „Klemme diese Karte zwischen dein Kinn und deine Brust“ oder auch „Deine Gegner bestimmen drei Worte, die du nicht nennen darfst“. Diese Effekte halten dann für den Rest des Spiels an. Das Spiel endet, sobald ein Spieler seinen vierten Fluch zieht.

So einfach die Regeln auch sind, so führen sie oft dazu, dass manche Spieler einige Zeit in ihr Kartenblatt vertieft sind und sich ihre Route errechnen. Das lähmt dann natürlich den Spielfluss. Und wenn sich das Spiel dadurch in die Länge zieht, werden manche Flüche immer härter zu ertragen. Haltet ihr mal euren Mund über eine halbe Stunde lang weit (auf die Beachtung des Wörtchens „weit“ legen Mispieler stets großen Wert) geöffnet oder balanciert eine halbe Ewigkeit eine Spielkarte auf dem Kopf. Da wäre ein schnelleres Zugsystem doch wünschenswert gewesen.

Zudem beanspruchen manche Flüche die Karten sehr. Wer clever ist, klemmt die Karte mit der langen Seite zwischen Kinn und Brust. Aber leider biegt sich die Karte nach einiger Zeit immer stärker und nach ein paar Spielen erkennt man sie schon auf dem Stapel.

Aber von diesen Unbillen mal abgesehen, macht „Kragmortha“ einfach tierisch viel Spaß! Zu sehen, wie die Mitspieler in merkwürdigen Verrenkungen verzweifelt versuchen, ihre Kartenhand aufzufüllen, oder sie dazu zu verleiten, ihre „verbotenen“ Wörter zu sagen, das ist Spielspaß wie man ihn sich an einem geselligen Abend nur wünschen kann! Das Material ist solide verarbeitet, putzig aufgemacht und wird dem Spiel gerecht. Die Anzahl der Flüche und Zaubersprüche ist hoch genug, das ein ausreichender Wiederspielwert erreicht wird.

Fazit: Wer bei einem geselligen Abend das Eis brechen will und auch kein Problem damit hat, sich für dieses Ziel zum Affen zu machen, dem sei dieses Spiel wärmstens empfohlen. Leute, die nur Spiele wie Schach mögen, werden nicht unbedingt Spaß daran haben, alberne Sprüche durch den Raum rufen zu müssen. Diese sollten dann auch lieber bei Schach bleiben. Ansonsten ist „Kragmortha“ alles in allem ein lustiges Spiel, das trotz einiger Haken im Detail einen genaueren Blick allemal wert ist!


Kragmortha
Brettspiel für 2 bis 8 Spieler
Walter Obert, Riccardo Crosa
Truant 2007
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,95

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