Kinder des Judas

Mit „Kinder des Judas“ hat Markus Heitz einmal mehr das typische Fantasy-Genre verlassen und wendet sich nun den Vampiren zu. Dabei lässt er, wie auch bei seinen beiden Werwolf-Romanen „Ritus“ und „Sanctum“, zwei unterschiedliche Erzählstränge, die in verschiedenen Jahrhunderten spielen, nebeneinanderher laufen.

von Thomas König

 

Im Jahr 2006 in Leipzig spielt der eine Handlungsstrang. Theresia arbeitet als Krankenschwester und besitzt eine besondere Begabung. Sie kann den baldigen Tod von Menschen vorhersehen. Sie bleibt bei den Sterbenden und kurz vor ihrem Tod ruft sie die Angehörigen. So wird sie zur guten Seele im Krankenhaus und steht vielen in den letzten Stunden mit Trost zu Seite.

Keiner ahnt, dass Theresia ein Doppelleben führt. Sie ist eine Vampirin, die dem Bündnis der „Kinder des Judas“ angehört und über 300 Jahre alt ist. Auch nimmt sie an illegalen Kämpfen teil und gewinnt diese aufgrund ihrer vampirischen Fähigkeiten regelmäßig ohne Schaden zu nehmen.

Im osmanischen Reich um 1670 lebt die achtjährige Jitka mit ihrer Mutter im von Türken beherrschten serbischen Gebiet. Jitkas Mutter wird nach einer Intrige von den Besatzern inhaftiert und schließlich getötet. Jitka gelingt die Flucht und sie trifft auf ihren totgeglaubten Vater Karol. Er nimmt sie bei sich auf und der Mann, der als Wissenschaftler mit einem edlen Aussehen in einer Mühle wohnt, kümmert sich um das Kind. So vergehen die Jahre.

Mit vierzehn erfährt Jitka, dass ihr Vater einem Geheimbund von Forschern angehört. Jitka, die sich nun Scylla nennt, stellt fest, dass die Wissenschaftler auch noch Vampire sind und sie auch einer ist. Sie versucht sich von dem Bund zu lösen, doch dabei bringt sie nicht nur sich in große Gefahr.

Nach „Ritus“ und „Sanctum“, in dem die Werwölfe im Vordergrund standen, schreibt nun Markus Heitz eine Geschichte, in der Vampire im Mittelpunkt stehen. Doch diese sind anders als die, die man bisher kennt. Weit weg von einem Grafen Dracula schildert er eine interessante Geschichte, die mit vielen Facetten aufwartet. So gieren die Vampire hier nicht nach Blut, sondern es ist eine Schwäche, die bekämpft wird. Sollte jemand doch einmal die Beherrschung verlieren, so zeichnet er seine Opfer mit drei Kreuzen, die die römische Zahl Dreißig darstellen. Für dreißig Silberlinge verriet Judas Jesus. Auch kann ein Kreuz einem Vampir nichts anhaben. Vielmehr tragen die Vampire Kreuze bei sich.

Die Mittelpunkt der beiden Handlungsstränge steht dieselbe Figure, die von Jitka zu Scylla und Theresia wurde. Dabei steht nicht so sehr das Jetzt im Vordergrund, sondern vielmehr ihre Geschichte. Das Jetzt ist eher der Rahmen. Dabei gibt es einen interessanten Einblick in die Erziehung und Bildung des jungen Mädchens, bis hin zum Erkennen, was ihr Vater wirklich ist. Aber auch Scyllas Vates ist sehr gut beschrieben, und die Figur und ihr Verhältnis zu seiner Tochter gewinnt immer mehr Profil und Tiefe.
 
Fazit: „Kinder des Judas“ ist der etwas andere Vampirroman und ein echter Markus Heitz. Wer „Ritus“ und „Sanctum“ kennt, weiß, dass der Autor manchmal sehr blutrünstige Wendungen verwendet. Das ist diesmal auch der Fall. Markus Heitz ist momentan einer der Besten seiner Zunft, und das stellt er mit diesem Roman einmal mehr deutlich unter Beweis.


Kinder des Judas
Horror/Mystery-Roman
Markus Heitz
Knaur 2007
ISBN: 3-426-66277-9
704 S., broschiert, deutsch
Preis: EUR 14,90

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