Kinder der BASIS

„Kinder der BASIS“ von Rainer Nagel ist der erste Abenteuerband für das „Perry Rhodan“-Rollenspiel und gleichzeitig Auftaktband der vierteiligen Sternenwächter-Kampagne. Spielerfiguren der Grade 1 bis 3 werden mit einem lange verschollenen Geheimnis aus der Geschichte der BASIS, eines zum Vergnügungspalast umgebauten, uralten Trägerraumers, konfrontiert.

von Tharean

 

Zum Inhalt

Das Ganze beginnt mit einer Zufallsbegegnung: Bei einem sterbenden Topsider finden die Charaktere einen Datenträger. Sollten sie sich weder für seine Herkunft noch seinen Inhalt interessieren – okay, dann war es ein kurzes Intermezzo. Bei ein wenig Nachforschung indes führt die Spur nach Stiftermann III, einem Planeten unweit der BASIS, auf dem sich eine Gefängniskolonie befindet. Hier erhalten die Helden Hinweise auf einen mehrteiligen Codegeber, mit dem man den Chip auslesen kann und den es im Anschluss daran auf der gesamten BASIS zusammenzusuchen gilt. Einmal komplett enthüllt selbiger das Geheimnis um den Verbleib der Kinder der BASIS, der Crew, die einst das Trägerschiff verlassen musste und bereits seit Jahrhunderten verschollen ist.

The Good

„Kinder der BASIS“ ist ein wirklich einsteigerfreundliches Abenteuer. Autor Rainer Nagel hat sich nicht nur viel Mühe gegeben, alle Szenen inklusive Hintergrundinformationen ausführlich zu beschreiben, er geht sogar so weit, praktisch alle notwenigen Prüfwürfe und Widerstandswürfe, die im Verlauf der Geschichte anfallen könnten, aufzulisten. Auch diverse Abweichungen vom optimalen Handlunsgverlauf berücksichtig er und gibt Hinweise, wie man vom Kurs abgekommene Spieler wieder zurückführen kann. Besser kann man einen Anfänger, der mit den Feinheiten des Systems noch nicht vertraut ist, kaum an die Hand nehmen.

Von der Handlung her baut „Kinder der BASIS“ eher auf detektivisches Geschick, soziale Interaktion und planvolles Agieren, denn auf Action und Strahlergefuchtel. Zwar können die Charaktere auch zur Waffe greifen, gerade zu Beginn ihrer rollenspielerischen Karriere sind ihnen allerdings fast alle sonstigen Interessensgruppen vermutlich überlegen. Für Powergamer ist das Abenteuer daher kaum geeignet, eher für Spieler, die auf Cleverness und Umsicht setzen – ganz im Sinne der Heftromanhelden.

Lobend erwähnt werden soll übrigens auch das Titelbild von Swen Papenbrock, das sehr schön den Stil der Heftromane einfängt und dabei durchaus einen Bezug zur Handlung aufweist, ohne groß Geheimnisse des Plots preiszugeben.

The Bad

Selbst das einfachste „Perry Rhodan“-Abenteuer ist tief in die Historie dieses Heftroman-Universums verstrickt. Das macht es für den unbeleckten Spieler schwer, in die Atmosphäre einzusteigen. Ständig werden kleine Schnipsel Perry-Vergangenheit eingestreut, die zwar Fans ein Aha-Erlebnis bescheren, doch allen anderen immer wieder vor Augen führen, dass es bereits mehr als 2200 Heftromane gibt, die eine Welt entworfen haben, welche immens komplex ist und fast unzugänglich für Gelegenheitsbesucher scheint, es sei denn, man ist bereit, praktisch alle Querverweise einfach zu ignorieren und schlicht das Hier und Jetzt zu genießen – dann allerdings entfaltet gerade dieses Abenteuer kaum seine ganze dramaturgische Tragweite. Allerdings kann man dies „Kinder der BASIS“ nicht allein zur Last legen – das Problem gilt universell für das „Perry Rhodan“-Rollenspiel.

Ein wenig enttäuschend ist die innere Bebilderung ausgefallen. Die Illustrationen von FuFu Frauenwahl sind typische Rollenspielkost, wie man sie vor zehn Jahren in Büchern von „Midgard“ über „Shadowrun“ bis „BattleTech“ gefunden hat. Aktuelle Produkte wie „Vampire“, „Dungeons & Dragons“ oder „Call of Cthulhu“ zeigen dagegen, dass man heute eigentlich andere Qualität (oder zumindest ein bisschen stilistische Experimentierfreude) erwarten darf. Und gerade der Motivreichtum des „Perry Rhodan“-Universums hätte da doch einiges möglich machen sollen.

The Ugly

Auf ihrer Schnitzeljagd durch die BASIS werden die Charaktere mit dem greisen Ex-Blue-Politiker Fydeldün Slüryam konfrontiert, der sich auf seinem Hotelzimmer ohne Unterlass mit vier Gespielinnen gleichzeitig vergnügt (zwei Jülziish, einer Arkonidin und einer Terranerin). Ich sage dazu nur: Der erste Charakter, der dieses Interspezies-Gelage zu Gesicht bekommt, erblindet automatisch ohne Widerstandswurf. *grusel*

Fazit: „Kinder das BASIS“ ist eine abwechslungsreiche Schnitzeljagd, die Einsteigercharakteren verschiedenste Möglichkeiten bietet, ihre Fertigkeiten zu erproben und gleichzeitig den Atem der Geschichte des „Perry Rhoden“-Universums im Gesicht zu verspüren. Gestandenen Spielern mag innerhalb der detektivischen Abenteuerhandlung das zwischenmenschliche Element ein wenig zu kurz kommen, doch auch die Heftromanreihe ist ja dafür bekannt, Ereignisse über Empfindungen zu stellen. Ein Science-Fiction-Spaß für Jungs, die bereit sind, sich auf ein gewaltiges Spieluniversum einzulassen.

Kinder der BASIS
Abenteuer
Rainer Nagel
VF&SF-Spiele (edition DORIFER) 2005
ISBN: 3-924714-27-4
80 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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