Das Brettspiel „Junta“ ist sicherlich vielen ein Begriff. Seit mehr als zwanzig Jahren ist es ein Dauerbrenner bei Strategiespielern und erhielt vor einigen Jahren eine schöne Neuauflage von Pegasus. Die hohe Spieldauer von deutlich über 120 Minuten – manchmal auch die ganze Nacht – und der hohe Detailierungsgrad wirkte jedoch auf viele Gruppen abschreckend und so kam das Brettspiel auch bei uns kaum noch auf den Tisch. Das Spiel „Junta: Viva el Presidente!“ ist ein eigenständiges Spiel, das auf die Stärken des Klassikers aufbaut, nämlich Intrigen, schwarzer Humor und Diplomatie, und dabei in weniger als einer Stunde spielbar ist.

Der Packungsinhalt kann gleich auf den ersten Blick überzeugen. Es ist eigentlich ungewöhnlich, eine Sonnenbrille als Teil einer Spielausstattung vorzufinden. Bei „Junta: Viva el Presidente!“ passt sie jedoch perfekt ins Bild. Denn sie ist für den amtierende Präsidenten gedacht. Fünf sehr schön gestaltete Spielbretter, die das Anwesen jedes Spielers zeigen, zahlreiche Würfel und attraktive Karten sind einiges Material für knapp 20 Euro Ladenpreis.

Zum Ziel des Spiels: Die Spieler sind Mitglieder der Junta der „Republica de las Bananas“, leben pompös auf ihren Anwesen und befehligen Milizen. Es geht nun darum, Raubzüge gegen die Mitspieler zu unternehmen und durch Putschversuche das Amt des Präsidenten an sich zu reißen. Der Ausbau des eigenen Anwesens, der Ausbau der Milizen und der Putsch an die Macht stehen im Mittelpunkt, um das Spiel mit einer vorgegebenen Punktzahl zu gewinnen.

Der Aufbau des Spiels ist schnell erledigt. Jeder Spieler bekommt ein Anwesen, einen Milizwürfel (später können weitere gekauft werden) und eine Regelübersicht, die sehr schön die wenigen Regeln erklärt.

Die Spielrunde besteht aus den folgenden Phasen.

1. Karte ziehen: Zuerst zieht der Präsident so viele Karten vom Nachziehstapel, wie die Spieleranzahl + 2 beträgt. Die Putschisten erhalten nur eine Karte vom Stapel.
2. Versprechungen: Der Präsident muss nun jedem Putschisten mindestens eine seiner Handkarten versprechen. Die Putschisten dürfen sich die ihnen versprochenen Karten anschauen, aber noch nicht aufnehmen. Da sich der Präsident kaum selbst verteidigen kann, ist es eine große Herausforderung für ihn, hier geschickt die Karten zu verteilen, damit möglichst keiner der Putschisten auf die Idee kommt, den Präsidenten stürzen zu wollen.
3. Milizen befehligen: Jeder der farbigen Würfel repräsentiert eine Miliz dieses Spielers. Nun erteilt jeder Putschist seinen Milizen Befehle. Dies kann die eigene Verteidigung sein (die Augenzahl, die der eigenen entspricht liegt oben), der Angriff auf Präsident/andere Putschisten (die Augenzahl des Gegners liegt oben) oder die Verteidigung des Präsidenten (die Augenzahl 6). Dies läuft alles verdeckt und geheim ab, so dass man immer mit bedenken muss, was wohl die anderen Spieler planen.
4. Kämpfe austragen: Die Milizen werden nun gezeigt. Greift jemand den Präsidenten an, wird dieser Kampf vor allen anderen ausgeführt. Anschließend geht es im Uhrzeigersinn reihum. Wenn mehrere Putschisten einen Spieler angreifen, wird dieser Kampf gemeinsam ausgetragen. Nur wenn kein Putschist den Präsidenten angreift, bekommen alle ihre Versprechungen auf die Hand. Dann wird für jede Miliz gewürfelt, gegebenenfalls modifiziert durch Kampfkarten. Der Präsident ist dabei auf die anderen Spieler angewiesen, denn seine Milizen zählen nur als Wert 1. Bereits erstandene Gebäude addieren hierbei noch einen Punkt auf den Wert des Verteidigers. Wenn der Angriffswert höher ist als der Verteidigungswert, war dieser erfolgreich und es gibt die Beute. Bei Putschisten kann man eine Handkarte ziehen, ein Präsident, der einen Kampf verliert ist gestürzt und der siegreiche Angreifer wird zum neuen Präsidenten. Dann erhält allerdings niemand die gemachte Versprechung. Wenn der Präsident den Kampf gewinnt, bekommen alle Putschisten, bis auf die Angreifer ihre Versprechungen.
5. Geld ausgeben: Hier kann man von den erbeuteten und gesammelten Handkarten Gebäude, Milizen und neue Handkarten kaufen.

Die Regeln sind sehr gut beschrieben und nach einer Spielrunde läuft das Hauen und Stechen reibungslos. Dabei bietet das Spiel eine Menge an Möglichkeiten und Strategien, vor allem bei den Phasen „Versprechungen“ und „Milizen befehligen“, die in klarer Konsequenz zueinander stehen. Sind die Versprechungen des Präsidenten überzeugend, wird man es sich genau überlegen, ob man ihn in dieser Runde stürzen möchte. Andererseits könnte ein läppischer Bestechungsversuch mit nur 1 Millionen Pesos ganz schnell einen Putschversuch heraufbeschwören.

Die Kernkompetenz von „Junta: Viva el Presidente!“ ist jedoch die Interaktion und Kommunikation auf hohem Niveau. Und nur mit einer Gruppe, die sich darauf einlässt, kann das Spiel richtig glänzen. Schlechte Karten werden als hervorragend angepriesen, Bündnisse werden geschmiedet, nur um eine Runde später gebrochen zu werden. Somit eignet sich das Brettspiel vor allem für Spieler, die mit einem „fiesen“ Spiel umgehen können. Denn am Ende kann es nur einen Gewinner geben – und das ist selten der nette Spieler.

Fazit: „Junta: Viva el Presidente!“ ist ein hervorragendes Spiel mit einem hohen Interaktionsfaktor. Jeder kämpft gegen jeden um die Macht und dabei kann es ganz schön explosiv zugehen. Am meisten Spaß macht das Spiel mit vier oder fünf Spielern, die sich auf diese Art des Spiels einlassen können (böse Kommentare, Bündnisse werden nicht so ernst genommen, schwarzer Humor) und auch danach noch Freunde sein können. Trotz einer wirklich großen Spielesammlung kommt „Junta: Viva el Presidente!“ bei uns immer wieder auf den Tisch. Ein sehr empfehlenswertes und schnelles Spiel zu einem guten Preis.