Das 35-seitige „Flüssige Finsternis“ von Sebastian Weitkamp ist in Deutschland angesiedelt. Ein Kriminalbeamter bittet die Charaktere, ihm bei der Überführung einiger Artefakte eines kürzlich verstorbenen Mediums in die Preußische Staatsbibliothek behilflich zu sein. In der Staatsbibliothek wird ein apathischer Einbrecher in einem Schrank entdeckt. Die Spur führt in Dr. Dryanders Sanatorium. Das Szenario dreht sich dann auch folgerichtig unter anderem um Machtmissbrauch in der Psychiatrie. Es gilt nicht nur dies zu beenden, sondern auch die Pläne von Mythoswesen zu vereiteln. Das gute Abenteuer wird wohl für die Spieler nicht vorhersehbar sein und so bleibt es spannend, ob die Ermittler dem Kern der Sache auf die Schliche kommen.

Das 21-seitige „Der Herr der Winde“ von Günther Dambachmair spielt in Großbritannien. Auf einem Jagdausflug stoßen die Spielercharaktere auf einen Mann, der tödlich verunglückt. Er trägt einen bronzenen Armreif bei sich, der magische Wirkung zu haben scheint. Neun Kultisten in schwarzer Kleidung, auf deren Umhängen ein flammendes, lidloses Auge abgebildet ist, verfolgen von nun an die Abenteurer, die sich auf den Weg zu Prof. J. R. R. Tolkien himself machen, um mehr über den Armreif zu erfahren. Tolkien soll später seine Eindrücke in diesem rasanten Szenario zu „Der Herr der Ringe“ verarbeiten. Na, wenn das keine originelle Idee ist! Schade nur, dass nicht mehr Anspielungen auf den Fantasy-Roman von Tolkien verwendet werden und dass das Abenteuer recht kurz ist, was beides wohl zusammenhängt.

Das 43-seitige „Die Plantage“ von Wesley Martin hat sich hauptsächlich den Süden der USA als Handlungsschauplatz auserkoren. Die Ermittler erfahren von dem Jungen Joe, dass seine Schwester entführt wurde, und werden von ihm um Hilfe gebeten. Die Charaktere machen sich auf den Weg in den Süden zu einer Plantage in den Sümpfen. Sie finden Hinweise auf eine Obeah- oder Mojo-Gottheit namens Dambala, eine Schlangengottheit, die dort vor allem von den Afroamerikanern verehrt wird. Versierte „Cthulhu“-Forscher werden bereits ahnen, welche Mythosgottheit sich wirklich hinter Dambala verbirgt. Die Ereignisse in diesem atmosphärischen Abenteuer spitzen sich bei einem magischen Ritual zu einigen actionreichen und gefährlichen Szenen zu. Was auch zu gefallen weiß, ist, dass der Autor die Lebenssituation im ehemals Sklaven haltenden Süden der USA stimmig beschreibt.

Das 59-seitige „Das Schloss in den Bergen“ von Jan Christoph Steines hat sich die USA und Transsylvanien als Schauplatz ausersehen. Einer der Charaktere hat eine anfallartige Vision von osmannischen Soldaten, die ihn angreifen. Diese Vision hinterlässt körperliche Folgen für den Betroffenen. Nachforschungen in der Familiengeschichte decken weitere Anfälle dieser Art auf – jeweils mit Todesfolge! Um der Sache auf den Grund zu gehen, reisen die Charaktere nach Rumänien und suchen dort das gefürchtete, schaurige Schloss eines Grafen auf. Dieses gruselige Szenario mit Gothic-Aspekten weist mehrere überraschende Wendungen auf. Wenn die Ermittler allzu vertrauensselig sind, wird dies ihr letztes Abenteuer sein.

Fazit: Motto dieses Abenteuerbandes sind ja unterschiedliche geografische Settings, und diesem Anspruch wird der Band auch voll und ganz gerecht. Es sollte dem Spielleiter leicht fallen, das ein oder andere Szenario Gewinn bringend in seine Kampagne zu integrieren. Erste Sahne, wie der eingangs erwähnte Doppelband „Bleicher Mond“, ist „Jenseits der Schwelle“ nicht ganz, jedoch bekommt man immer noch viel qualitativ Hochwertiges für sein Geld.