Interview mit Rita Modl

Rita Modl ist Fotografin und Spieleautorin. Sie lebt in einem beschaulichen Dorf in Bayern. Ihr Erstlingswerk „Men at Work“ wurde 2019 veröffentlicht. Seitdem hat Rita einige weitere Spiele auf den Brettspielmarkt gebracht: „Hoppytop“, „King of 12“, „Council of 12“, „Crazy Donut Party“ und „Zwergendorf“. Wir haben uns mit der sympathischen Macherin unterhalten.

von Sabrina

Ringbote:
Liebe Rita, wie bist du eigentlich dazu gekommen, Spieleautorin zu werden? Du warst ja bereits als Fotografin gut beschäftigt.

Rita Modl:
Ich hatte lange Zeit nicht mehr gespielt. Eines Tages, nach einem Kindergeburtstag, hatte ich Lust, ein Spiel zu erfinden, quasi aus dem Nichts. Erst danach habe ich mich wieder mit aktuellen Spielen und dann auch mit der Branche beschäftigt. Ein einschneidendes Erlebnis war auch mein erster Kontakt zu einem anderen Autor. Das war Jeffrey D. Allers. Er war so unglaublich nett und hilfsbereit, das war ein großer Unterschied zur Fotobranche, wo die Meisten nur ihre Ellenbogen ausfahren. Da hab ich mir gedacht, wenn die alle so nett sind, dann mach ich da weiter.

RB: Was ist das Spannende am Spiele erfinden. Du hast immerhin deinen Job als Fotografin aufgegeben.

RM: Ganz aufgegeben habe ich es nicht. Ich fotografiere ab und zu schon noch und kann beides gut miteinander verbinden. Hauptberuflich bin ich aber gerade Spieleautorin. Schuld daran war tatsächlich Corona. Alle Fotojobs sind auf den Schlag weggefallen und die Spieleabrechnungen gingen gleichzeitig hoch. Da war die Entscheidung für mich klar. Der Unterschied zur Fotografie ist, denke ich, dass es hier noch viele Möglichkeiten gibt, Dinge zu entdecken und zu erfinden. Da ist die Fotografie schon etwas eingeschränkter.

RB: Fast immer, wenn wir uns sehen, und das ist nicht soooo selten, hast du einen neuen Prototypen am Start. Woher nimmst du deine Ideen?

RM: Die Ideen sind nicht das Problem. Schwieriger ist es, ein richtig gutes Spiel aus einer Grundidee zu machen. Und dazu ist viel, viel Testen (unter anderen auch mit dir) erforderlich.

RB: Wie dürfen wir uns eine Spieleveröffentlichung vorstellen. Von der ersten Idee über den Prototypentest bis hin zum Exemplar, dass wir im Laden kaufen können.

RM: Also zuerst ist da die Grundidee, basierend auf einer Mechanik, einem Thema oder dem Material. Dann bastle ich den ersten Prototyp und teste meist mit mir selbst, bis ich meine Tester damit quäle. :-) Das ist der Part, der am spannendsten ist. Schwierig wird es danach: Prototyp überarbeiten, wieder testen, Fehler finden, Balancing, wieder testen, überarbeiten, testen, testen, testen … Hier braucht man Ausdauer und muss sich immer wieder neu motivieren. Meist bin ich sehr motiviert vor einer Messe, da man hier die Termine mit den Verlagen hat und seine Prototypen vorstellt. Entscheidet sich ein Verlag für mein Spiel, dauert es dann meistens nochmal 1 Jahr, bis das Spiel im Laden steht. In diesem Jahr wird meist zusammen mit dem Verlag nochmal etwas an dem Spiel gefeilt, die Illustrationen erstellt und die Anleitung geschrieben.

RB: Was sind dabei die größten Herausforderungen? Etwas Innovatives zu entwickeln, genug Tester:innen zur Verfügung zu haben, den richtigen Verlag zu finden?

RM: Die größte Herausforderung ist es, sich immer wieder zu motivieren, gerade wenn das Spiel mal nicht tut, was es soll. Es gehört aber auch dazu, eine Spielidee zu begraben, wenn es gar nicht vorwärts geht.

RB: 2022 war ein gutes Jahr für dich. Du hast gleich drei Spiele auf den Markt gebracht. Erzähl uns doch kurz, worum es in diesen Spielen geht und an welche Zielgruppe sie sich richten.

RM: In Essen 2022 kamen „Crazy Donut Party“ beim Frechverlag und „Zwergendorf“ bei Skellig Games raus. Ersteres ist ein schnelles Reaktionsspiel für Kinder und Familien, bei dem man passende Donuts erkennen muss. „Zwergendorf“ ist mein erstes Kennerspiel, ein Draft-and-Write. Das Besondere ist, dass man während dem Spiel immer mehr Ressourcen bekommt, aber nur bedingt Platz auf seinem Plan hat.

Anfang nächstes Jahr kommt dann die „Queen of 12“, der dritte und meiner Meinung nach aus beste Teil der 12er-Reihe bei Corax Games. Hierzu lief das Schmiedeprojekt dieses Jahr.

RB: Du bist ja recht aktiv, was Social Media angeht. Insbesondere auf Instagram (@ritaonfire) hast du bereits eine treue Fangemeinde. Muss man als Autor*in in der heutigen Zeit auf Social Media aktiv sein?

RM: Nein, muss man natürlich nicht, aber ich halte es für sinnvoll. So gut wie alle Künstler*innen in anderen Branchen sind auf Social Media, um Werbung für sich zu machen und die Leute an ihrer Arbeit teilhaben zu lassen. Wenn man gesehen werden will, sollte man sich auch sichtbar machen! Spieleautor*innen haben sich meiner Meinung nach in der Vergangenheit eher versteckt. Das ist, denke ich, auch der Grund, warum man in der Öffentlichkeit kaum Spieleautor*innen kennt und manche Verlage es bis vor Kurzem auch nicht für nötig hielten, Autor*innen auf die Schachtel zu schreiben. In anderen Branchen undenkbar! Stellt euch mal vor, eine Musikband oder Buchautor*in bringt was Neues raus und steht nicht auf dem Cover …

RB: Auf was dürfen wir uns neben „Queen of 12“ denn schon mal freuen. Gibt es konkrete Pläne für weitere Veröffentlichungen in nächster Zeit?

RM: Kommendes Jahr sind neben der „Queen of 12“ zwei neue Spiele für Ende 2023 geplant. Näheres kann ich noch nicht sagen, es sind aber Familienspiele.

RB:
Vielen Dank Rita für das interessante Interview und natürlich weiterhin viel Erfolg.

RM: Danke dir, wann hast du wieder Zeit zum Testen? ;-)