Indien – Der Subkontinent in den 1890ern

Bei dem Gedanken an Indien steigen im Geiste der meisten Leser exotische Bilder auf: Fakire auf Nagelbrettern, geheimnisvolle Schlangenbeschwörer, überwucherte Tempelruinen in finsteren Dschungeln oder eine Tigerjagd auf dem Rücken eines Elefanten. Genug Stoff also für cthuloide Abenteuer in fernen Landen. Doch wie verhält sich der englische Gentleman in der Gaslichtära in der Kolonie Indien? Was motiviert ihn? Und wo kann er in Indien auf den Mythos treffen? Alle diese Fragen will das vorliegende PDF beantworten.

von André Frenzer

 

Das Quellenmaterial zu Indien in den 1890ern war – wie schon einige der „PDF-only“-Veröffentlichungen von Pegasus Press für das „Cthulhu“-Rollenspiel – ursprünglich für die leider eingestellte „Cthuloide Welten“ vorgesehen. Nun wird das von Stefan Droste geschriebene Material den Spielern auf andere Weise zugänglich gemacht. Es dient dabei zugleich auch als Appetit-Anreger für einen kompletten „Gaslicht“-Band, der zwischen den Zeilen schon das ein oder andere Mal vom Verlag angekündigt wurde.

Um es direkt vorweg zu nehmen: Der Titel des PDF ist etwas irreführend gewählt. Wer einen ausführlichen Regionalia-Artikel im Stile der „Cthuloide Welten“ erwartet, wird wohl etwas enttäuscht werden: Zwar beschäftigen sich einige der insgesamt 15 Seiten mit Land und Leuten, allerdings liegt der Schwerpunkt des Materials auf der englischen Kolonialherrschaft in den 1890ern. Die wird allerdings umfassend behandelt: Da geht es um die Geschichte der Kolonie oder auch um die Motivation der englischen Gentleman in Indien. Ein ausführliches Kapitel widmet sich dann auch englischen Spielercharakteren in Indien; hier werden zahlreiche Vorschläge für mögliche Berufe gemacht.

Wiederum einige Seiten beschäftigen sich mit dem Mythos in Indien. Hier erfährt der interessierte Spielleiter, welche Kreaturen und Gottheiten in der fernen Kolonie wohl anzutreffen sind. Dabei trifft man hauptsächlich auf alte Bekannte unter neuem Namen. Auch an typische Mythosbücher, die wohl in Indien zu finden sein könnten, wurde bei der Behandlung des Mythos gedacht. In diesem Kapitel ergeben sich schon alleine durch die Beschreibungen der Kreaturen und Artefakte einige Szenario-Ideen.

Zu guter Letzt findet sich noch eine Seite mit Hinweisen auf weiterführendes Quellenmaterial zu Indien. Wer eigene Abenteuer in diesem Land inszenieren möchte, kommt wohl auch nicht um eigene, weiterführende Recherche herum. Wie oben bereits angeführt, sind gerade die Regions-Beschreibungen in dem vorliegenden PDF sehr knapp gehalten.

„Indien“ reiht sich optisch nahtlos in die übrigen PDF-only-Veröffentlichungen ein. Das Dokument ist reich bebildert; die dabei verwendeten Photographien versprühen genau den Hauch von Exotik, den es für ein so fernes Land zu erzeugen gilt. Insgesamt kann man die grafische Aufmachung wohl wieder mit einer guten Note versehen. Was ich ehrlich gesagt ein wenig übertrieben finde, ist das mitgelieferte elektronische Inhaltsverzeichnis: Man muss nicht jede kleine Zwischenüberschrift bei einem Artikel, der wohl nicht für den direkten Einsatz am Spieltisch in Frage kommt, in das Verzeichnis mit aufnehmen. So wird es fast schon komplizierter, die gewünschte Information rasch herauszusuchen, was natürlich dem Zwecke dieses Inhaltsverzeichnis zuwider läuft.

Fazit: „Indien – Der Subkontinent in den 1890ern“ ist wirklich gut – wenn man mit der richtigen Erwartungshaltung an den Text herangeht. Für eine Regionsbeschreibung ist er schlicht und einfach zu kurz, gerade der Teil über Land und Leute bietet viel zu wenig. Wer aber nach Informationen über englische Charaktere in der fernen Kolonie sucht, der wird hier in völlig ausreichendem Maße fündig. Insofern gibt es eine gute Note – allerdings ist das Thema damit auch schon so speziell, dass es wohl von selbst den einen oder anderen Käufer ausschließt.


Indien – Der Subkontinent in den 1890ern
Quellenbuch
Stefan Droste
Pegasus Press 2012
15 S., PDF, deutsch
Preis: $ 3,71 / EUR 2,95

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