„Hunting Ground: The Rockies“ beschreibt detailliert die Umgebung der Rocky Mountains der Welt der Dunkelheit aus der Sicht der Werwolfpopulation und schafft damit einen einfach zu übernehmenden Hintergrund für die eigene Chronik. Territorium ist für Werwölfe etwas Essentielles und dieser Quellenband beschreibt eine Gegend, in der es nach großen Umbrüchen der letzten Zeit (absichtlich ohne genaue Zeitangabe, also irgendwann aus Sicht der eigenen Chronik „letztens“) ausreichend freien Raum gibt, in der sich ein neues Rudel ansiedeln kann. Dabei ist die beschriebene Region so groß und vielfältig, dass sich für jede Art Rudel ein Territorium finden lässt, sei es nun städtisch, ländlich oder mitten in der Wildnis gelegen. Nachbarn, Freunde wie Feinde, sind schnell aus der Vielzahl der gegebenen Vorlagen ausgewählt (komplett mit Abenteuerideen) und schon sind die Grundlagen einer Chronik geschaffen.

Wie immer bei „Werewolf“ beginnt das Buch (sowie jedes Kapitel) mit einer stimmungsprägenden Kurzgeschichte. Kapitel 1 „Time and Place“ beschreibt einführend (aus Sicht der Werwölfe) die Geschichte und Geographie der Rocky Mountains, hauptsächlich seit Ankunft der Europäer und mit besonderem Augenmerk auf der jüngeren Geschichte Denvers. Dieses wurde in letzter Zeit nach jahrelanger Besetzung durch den Idigam Gurdilag durch die kombinierte Anstrengung mehrerer Werwolfrudel befreit, wodurch eine Menge Raum für Territorien geschaffen wurde (viele Werwölfe sind in den letzten Jahren getötet oder vertrieben worden, wodurch es jetzt eine sehr geringe Werwolfpopulation und damit viel freien Raum gibt). Doch auch in der weiteren Umgebung gibt es aufgrund der niedrigen Bevölkerungsdichte ausreichend Platz für neue, weniger städtische Territorien.

Kapitel 2 „Tribes of the Moon“ beschreibt detailliert elf in den Rockies ansässige Rudel, fertig, um sie als Verbündete oder Rivalen der Charaktere einzusetzen (ausreichend Abenteuerideen werden mitgeliefert).

Kapitel 3 „The Spine of the World“ beschäftigt sich mit der lokalen Geisterwelt, die für Werwölfe ausreichend Gelegenheit bietet, sich zu beweisen, sodass die Chronik nicht langweilig wird: von den Nachwirkungen der Befreiung Denvers über normale Geisterkonflikte (häufig zwischen Wildnisgeistern und den vordringenden Stadt/Technikgeistern) bis zu uralten Geistern, die seit Jahrhunderten unbehelligt schlafen (um bei Wunsch des Erzählers in ihrer Ruhe gestört zu werden).

Kapitel 4 „Prey“ beschreibt einige mögliche Gegner (von Pure Packs, die große Gebiete der Rockies kontrollieren, über Azlu und Beshilu bis hin zu Geschöpfen Gurdilags).

Kapitel 5 „Storytelling“ geht noch einmal (ähnlich wie im Kapitel IV von „Werewolf: The Forsaken“) auf das eigentliche Erzählen ein, hier jedoch auf Besonderheiten in der beschriebenen Region und beinhaltet ein kurzes, fertiges Abenteuer.

„Hunting Ground: The Rockies“ gibt keinen umfassenden Plot vor, sondern beschreibt den Hintergrund im Bezug auf die Spielercharaktere so allgemein gehaltenen, dass der Erzähler in seiner Chronik nicht eingeschränkt wird, sondern dazu ermuntert wird, die Teile zu übernehmen die er für passend hält. Zu fast jedem Hintergrundeintrag gibt es eine Abenteueridee (Story Hook), die kurz erläutert, wie der Erzähler seine Spieler (mit geringem Aufwand) involvieren kann.

Fazit: Meiner Meinung nach bietet dieser dicht gepackte Quellenband eine gute Inspirationsquelle, wie die Welt der Werwölfe funktioniert und wie eine Chronik in diesem Hintergrund angelegt werden kann/sollte. Wer also eine Werwolf-Chronik beginnen möchte und dazu noch keinen Hintergrund hat, kann Antworten zu vielen Fragen in diesem Quellenband finden (und mit geringem Aufwand seine Chronik in der aus Werwolfsicht attraktiven Gegen der Rockies ansiedeln).