Hintergrund

Königin und Horaskaiserin Amene wird ermordet. Da sie kein Testament hinterlässt, fühlen sich mehrere Leute zu ihrer Nachfolge verpflichtet und spalten damit das Reich in mehrere Fraktionen. Die verschiedenen Adelshäuser mischen dabei kräftig mit, da ein König, der ihnen gewogen ist, natürlich ihren Machteinfluss erhöhen würde. Dies ruft ganze Heerscharen und Söldnerheere auf dem Plan, die als wichtige Schachfiguren in den Kampf um die Krone ziehen. Im ganzen Land herrscht Ausnahmezustand, da die Fronten in dem anstehenden Krieg noch nicht abschließend geklärt sind und so mancher seine Fahne nach dem Wind richtet, um die Gunst der Stunde für seine eigenen Interessen zu nutzen. Die wichtigsten Thronanwärter sind Aldare, die älteste Tochter von Amene, die in der Rangfolge an erster Stelle steht, sowie Timor, der jüngste Sohn von Amene. Während Aldare wegen ihrer vorbildlichen Tugendhaftigkeit und ihres tiefgründigen Wesen von allen geliebt und geschätzt wird, gilt der charismatische, aber lasterhafte Timor als aufgeblasener Popanz. Als Zünglein in der Waage könnte sich Romin erweisen, ein verstoßener Prinz, der seine Truppen ebenfalls ins (Liebliche) Feld führt, um sie dem anzubieten, der ihm seine alten Rechte wiedergibt.

Das erste Kapitel von „Hinter der Thron“ gibt einen kurzen Überblick über den Verlauf der Kampagne. Dabei werden die wichtigsten Personen charakterisiert und ihre Ziele und Mittel erläutert. Sehr ausführlich wird auf die verschiedenen Regimenter, die käuflichen Söldnertrupps und die stolzen Ritterorden eingegangen. Auch die Auswirkungen des Krieges auf die Gesellschaft werden gebührend behandelt.

Hier wird vor allem eines klar: Die Lage ist äußerst unklar und verwirrend. Und das betrifft nicht nur den Verlauf des Krieges, sondern auch die darin verwickelten Personen mit ihren Zielen und Absichten. Allein in diesem Kapitel tauchen über 50 NSC auf! Alles was Rang und Namen hat, von den wichtigsten Adligen über die höchsten Priestern bis hin zu den reichsten Kaufleuten wird zumindest kurz angesprochen. Hier die Übersicht zu behalten, ist selbst für eingefleischte „DSA“-Kenner nicht ganz leicht. Doch selbst wenn man nicht alle vermittelten Informationen sofort erfassen kann, erhält man Unmengen an Material für eigene Ideen und Abenteuer...

Die Abenteuer

Die Abenteuer spielen alle vor, mit und um die Thronfolgekriege. Sie erfassen dabei einen Zeitraum von fast drei Jahren. Die ersten drei Abenteuer stellen sich für die Helden als Einzelepisoden dar und doch gibt es einen Zusammenhang, den sie vermutlich erst zum Ende der Kampagne erkennen werden.

Die Gefangenen von Naumstein

Im ersten Abenteuer treffen die Helden auf Geron, den Sohn eines Barons, dessen Familie durch eine hinterhältige Intrige Titel und Besitz an Rimaldo verloren hat, und helfen ihm, seine früheren Rechten wiederzuerlangen. Dafür begeben sie sich auf die Burg Naumstein, die ein Geheimnis bergen soll, „das Kaiser stürzen und Könige machen kann“. Doch die Burg wurde erst kürzlich mit einem listigen Handstreich von Rimaldo eingenommen, sodass sich Scharen von Söldner hier tummeln. Die Helden müssen nun in die Burg eindringen, das Geheimnis erkunden und sich nebenbei dem skrupellosen Titelräuber stellen. Alles in allem kein leichtes Unterfangen, da es die Helden mit einem gefährlichen und listigen Gegner zu tun haben...

Das Abenteuer bietet einen guten Einstieg für die Kampagne, da die Gesamtsituation des Landes anhand eines konkreten Problems gut vermittelt wird. Zudem lernen die Helden hier die ersten wichtigen NSC kennen, mit denen sie später noch zu tun haben werden.


Vor dem zweiten Abenteuer kann man als Meister noch mit „Der Falke kämpft um seinen Horst“ ein kleines „halbjähriges“ Zwischenspiel einbauen. Am Ende des ersten Abenteuers haben die Helden zwar den Intriganten Rimaldo ausgeschaltet, jedoch herrschen dessen Schergen immer noch über wichtige Dörfer und Burgen in der Baronie. Dass sich in der jetzigen Situation kein Herrscher um eine kleine Baronie schert, ist klar und so obliegt es Geron beziehungsweise den Helden, die gesamte Baronie wieder zu reinigen und zu unterwerfen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Helden Verbündete suchen und Geld (den wichtigsten Verbündeten) aufbringen, um Truppen aufzustellen, mit denen sie die widerspenstigen Schergen besiegen können.

Hierbei handelt es sich um kein ausgearbeitet Abenteuer, sondern um verschiedene Szenarienvorschläge, die dazu dienen können, die Helden zu beschäftigen und sie mit dem Kriegszustand vertraut zu machen. Als Meister hat man dabei sehr großen Spielraum und kann selbst entscheiden, wie ausführlich man die Rückeroberung gestalten möchte.

Die Stunde des Todes

Irgendwann werden die Helden schließlich von Comto Ravendoza um Hilfe gebeten. Seine Leute haben eine geheime Nachricht von Vinsalt nach Al Anfa abgefangen, aus der hervorgeht, dass eine Frau verstorben ist, die einem Geheimbund von Meuchelmördern angehört hat. Da der Verdacht besteht, dass der Bund etwas mit dem Tod von Kaiserin Amene zu tun hatte, sollen die Helden Nachforschungen über die Frau anstellen, dabei mehr über den Geheimbund herausfinden und nach Möglichkeit selbigen unschädlich machen. Der Weg führt zunächst nach Vinsalt, doch ab dann gestalten sich die Nachforschungen als sehr schwer, denn die Helden wissen nicht einmal den Namen der verstorbenen Frau. Jetzt ist vor allem Detektivarbeit angesagt und dabei können sie nebenbei noch so manch anderem kleinen Geheimnis auf die Spur kommen, ehe sie sich zum Schluss in einem knallharten Kampf einer Meuchlergilde stellen müssen.

Die einzelnen Orte und deren Personen sind schön ausgearbeitet und bieten neben dem roten Fanden des Abenteuers noch zahlreiche kleinere Nebenschauplätze. Die Spur von der toten Frau zur Meuchlergilde ist allerdings nicht ganz einfach zu finden und etwas enttäuschend fand ich, dass einmal die Spur nicht von den Helden gefunden werden kann, sondern die Helden von der Spur gefunden werden... Alles in allem aber ein packendes Stadtabenteuer.

Danach gibt es mit „Unter dem Banner zweier Reiche“ und „Tod dem Tyrannen“ zwei weitere optionale Szenarien. Im ersten geht es um die Belagerung von Harden, im zweiten um die Stadt Bethana, die sich von ihren tyrannischen Herrschern befreien und eine Republik werden will.

Träume von Bosparan

Im dritten Abenteuer werden die Helden von der Praioskirche beauftragt, um einen gefährlichen Giftmischer zu stellen. Dafür müssen sie in der vinsalter Unterwelt Nachforschungen anstellen, was natürlich alles andere als ungefährlich ist. Die Spur führt schließlich in Katakomben längst vergessener Zeit...

Auch hier liegt ein gutes Stadtabenteuer vor. Nachdem aber bereits das zweite Abenteuer in Vinsalt spielt, wäre mir etwas Abwechslung willkommen gewesen.

Aufmachung

„Hinter dem Thron“ erscheint als Hardcover mit 108 Seiten sowie zehn Seiten Beilagen (Karten und Handouts). Das Layout und die Aufmachung entsprechen dem üblichen „DSA“-Standart. Obwohl der Text gut gegliedert ist, wird man gelegentlich doch von der Fülle erschlagen. Dies liegt vor allem daran, dass das Abenteuer auf 108 Seiten „gepresst“ worden ist. Der Text ist sehr gedrängt, was bei den viel zu wenig Bildern besonders erdrückend wirkt. Auf den 108 Seiten ist tatsächlich nur auf der letzen Seite eine freie Stelle. Zuweilen hätte ich mir gewünscht, dass manche Passagen, wie separate Schauplatzbeschreibungen, auf einer neuen Seite begonnen worden wären, anstatt sich einfach an den Vortext anzuschließen. Auch hätten gelegentlich Überschriften über die ganze Seite (der Text ist durchgängig zweispaltig) der Übersichtlichkeit sehr gut getan.

Aufgrund der Informationsfülle und der hohen Anzahl an NSC hätte ich mir auch ein Glossar oder zumindest einen Index gewünscht, damit man Informationen zu einzelnen Personen gezielt nachschlagen kann. Vermisst habe ich ferner militärische Karten, die die Stellungen der wichtigsten Truppen im Verlauf des Kriegs zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass dies im abschließenden zweiten Band „Masken der Macht“ nachgeholt wird. Ansonsten kann man sich, was das Preis-Leistung-Verhältnis betrifft, nicht beklagen, da „Hinter dem Thron“ wirklich vor Informationen überquillt.

Zum Abschluss will ich noch eine gute Idee lobend hervorheben. Zu dem Band wird eigens eine Musik-CD erscheinen, die einzelne Szenen musikalisch unterstützen soll. Im Buch selbst sind die entsprechenden Passagen schon mit einem Symbol hervorgehoben. Die CD ist aktuell noch nicht erschienen, sodass ich zu ihrer Qualität nichts sagen kann, aber die Idee ist auf jeden Fall eine Erwähnung wert, da es meines Wissen nach kein Rollenspielbuch gibt, für das eigens Musik komponiert worden wäre.

Fazit: Im Großen und Ganzen hat mir „Hinter dem Thron“ sehr gut gefallen, was vor allem an dem stimmigen Hintergrund und einigen wirklich sehr interessanten NSC lag. Obwohl die Abenteuer für sich genommen nichts Besonderes sind, gewinnen sie durch ihren Zusammenhang gewaltig an Reiz. Das Ganze ist halt mehr als die Summe seiner Einzelteile. Die Kampagne ist gut aufgebaut, da die Helden immer wieder Informationen bekommen und Personen treffen, die erst später von Bedeutung sind. Und natürlich garantiert auch der gesamte Hintergrund um die Thronfolgekriege an sich schon eine spannende Geschichte. Schön ist hier vor allem, dass es zwischen den Abenteuern zeitliche Freiräume gibt, die man als Meister für eigenen Idee nutzen kann. Aufgrund der Komplexität des Hintergrundes sollten sich aber nur erfahrenen Meister an die Kampagne wagen. Denn neben Abenteuern mit viel Handlungsfreiheit für die Spieler muss auch die komplexe und verwirrende politische Situation mit all ihren Intrigen und Nebenschauplätzen überzeugend dargestellt werden. Wem dies gelingt, der kann „Hinter dem Thron“ zu einem unvergessenen Erlebnis für seine Spieler machen.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de.