Genau wie das „Heroes of the Fallen Lands“-Buch ist „Heroes of the Forgotten Kingdoms“ für neue „Dungeons & Dragons“-Spieler gedacht. Das zeigt sich vor allem durch die verringerte Anzahl von Charakterklassen und Powers. Das Buch selbst enthält eine kurze Regelzusammenfassung, die für einen Anfänger genau die richtige Länge hat, einem alten Hasen aber wahrscheinlich zu vage ist.

Die Charakterklassen sind sehr vereinfacht worden und damit anfängerfreundlicher. Es werden nur „Character Builds“ angeboten, die eine recht eingeschränkte Auswahl an Powers haben. Was zuerst vielleicht wie ein Nachteil aussieht, kann sich (zumindest bei uns im „Dungeons & Dragons Essentials“-Spiel) als Vorteil erweisen, weil das Aussuchen der Powers während der Charaktererschaffung nicht so lange dauert und durch die vorhandenen Builds schnell recht klar ist, was genau man sich unter dem Charakter vorzustellen hat.

Das Buch kommt als vollfarbiges DIN-A5-Softcover daher. Das Layout ist gewohnter „Dungeons & Dragons“-Standard, wenn auch die Überschriften im Vergleich zu den anderen Texten sehr groß ausgefallen sind. Im Buch findet der Leser acht Kapitel, ein Vorwort, ein Glossar und einen Index.

Kapitel 1 (Game Overview) gibt eine kurze Zusammenfassung der grundlegenden „Dungeons & Dragons“-Regeln. Dort wird als erstes kurz beschrieben, was und wer zum Spielen benötigt wird, welche Produkte der „Dungeons & Dragons Essentials“ es noch gibt, welche Spiel-tiers existieren (also Heroic, Paragon und Epic) und wie überhaupt gespielt wird. Dann folgt eine kurze, anfängerfreundliche Zusammenfassung der Regeln. Zwar sind alle Regeln, die zum Spielen benötigt werden, enthalten, aber diese sind recht kurz gehalten. Viele Besonderheiten der Regeln, die zum grundlegenden Spielen von „Dungeons & Dragons“ nicht benötigt werden, wurden schlichtweg ins „Rules Compendium“ verbannt.

Kapitel 2 (Making Characters) beschäftigt sich auf 25 Seiten mit der Charaktererschaffung. Anfängerfreundlich und ausführlich ist dort erklärt, wie man überhaupt einen Charakter erstellt und wie man seinem Charakter dann auch Leben einhaucht (Gesinnung und Verhalten des Charakters, sowie sein Hintergrund). Hier wird nur die Charaktererschaffung erklärt. Für viele der angesprochenen Punkte dieses Kapitels muss man schon etwas im Buch blättern, um seinem Charakter das Entsprechende zuzuordnen. So werden Skills und Ausrüstung erst später im Buch ausführlich beschrieben, genauso wie die Rasse und Klass.

Danach folgt mit Kapitel 3 (Understanding Powers) eines der wahrscheinlich wichtigsten Kapitel für jedes „Dungeons & Dragons 4.0“-Spiel und vor allem für jeden „Dungeons & Dragons“-Anfänger. Hier wird erklärt, was es mit Power Sources wie Martial, Primal und Arcane auf sich hat, wie oft verschiedene Powers eingesetzt werden können und wie sich diese manifestieren.

In Kapitel 4 (Character Classes) werden die Klassen auf jeweils ca. 16 Seiten gut und ausführlich beschrieben, haben aber, durch die „Build“-Herangehensweise nicht die riesige Powers-Auswahl, wie die Klassen aus den regulären „Dungeons & Dragons 4.0“-Regelwerken. Jede Klasse hat einen Heroic (Level 1-10), Paragon (Level 11-20) und Epic Tier (Level 21-30). Zu guter Letzt gibt es noch ein Epic Destiny, den „Destined Scion“.

In diesem Kapitel finden sich die Builds Sentinel (Druide), welcher mehr an den Druiden aus der „Dungeons & Dragons 3rd Edition“ erinnert, als der bisher für „Dungeons & Dragons 4.0“ verfügbare Druide, der Cavalier (Paladin), der Hunter und der Scout (beides Ranger) und der Hexblade (Warlock). Alle Builds unterscheiden sich (teilweise erheblich) von dem, was in den normalen „Dungeons & Dragons 4.0“-Büchern bisher erschienen ist, sodass diese auch eine gute Ergänzung für ein „Dungeons & Dragons 4.0“-Spiel abgeben würden. Es wird erklärt, wie man sich einen typischen Vertreter jeder Klasse vorstellen kann und wie welche Rasse zu welcher Klasse passt.

Kapitel 5 stellt dann die sechs Rassen vor. Dabei handelt es sich um Dragonborn (eine Art Halbdrachen), Drow (Dunkelelfen mit weißem Haar, schwarzer Haut und vielfach noch schwärzerer Seele), Half-Elves, Half-Orcs und Tieflings (Menschen die vor Urzeiten einen Pakt mit einem Höllenfürsten geschlossen haben und deshalb ein diabolisches Aussehen haben). Zu guter Letzt werden noch Menschen als Rasse angeboten. Jede Rasse bekommt ein paar Seiten Hintergrundtext, der erklärt, wie die Rasse in das Setting passt, wie die Weltanschauung der Rasse aussieht und wie andere auf die Rasse reagieren. Zusätzlich hat jede Rasse besondere Modifikatoren, die die Attributswerte und Fertigkeiten sowie die Powers beeinflussen können.

Die Fertigkeiten der Charaktere werden in Kapitel 6 (Skills) beschrieben. Auf 26 Seiten werden das grundlegende Konzept der Fertigkeiten und ihre Anwendungsmöglichkeiten beschrieben. Dazu gibt es zu jeder Fertigkeit eine ausführliche Beschreibung, die erklärt, was man sich darunter vorzustellen hat und wozu die Fertigkeit verwendet werden kann. Weiterführende Regeln wie Skill Challenges werden hier wieder nur kurz angerissen, aber nicht ausführlich behandelt.

Das siebte Kapitel (Feats) stellt die Feats zur Verfügung. Dabei handelt es sich um besondere Fähigkeiten, die jeder Charakter lernen kann. Diese geben in einer bestimmten Situation einen Vorteil oder stellen dem Charakter einen besonderen Gegenstand zur Verfügung, etc.. Hintergrund der Feats ist es, Spielern die Möglichkeit zu geben, ihre Charaktere zu individualisieren.

Alten Hasen wird auffallen, dass zwar der Stufenanstieg bis Level 30 im Buch angeboten wird, das Feats-Kapitel aber keinerlei Paragon oder Epic Feats enthält. Alle Feats sind prinzipiell schon ab Level 1 verfügbar (sofern ein Charakter die Voraussetzungen für den Feat erfüllt), werden aber mit zunehmender Stufe stärker, was die Auswahl natürlich etwas einfacher macht. Zudem sind die Feats in Kategorien eingeteilt (Armor Training, Combat Insight, Divine Devotion, Enduring Stamina, Implement Training, Learning and Lore, Primal Soul, Quick Reaction, Steadfast Willpower, Two-Weapon Training, Underdark Lore, etc.), sodass man sich auf bestimmte Feat-Gruppen spezialisieren könnte. Weiterhin erklärt das Kapitel jedes Feat ausführlich und verständlich, sodass man auch weiß, was man mit einem bestimmten Feat anfangen kann.

Das letzte Kapitel behandelt dann „Gear and Weapons“. Hier wird die Ausrüstung der Charaktere beschrieben. Es gibt Waffen und Rüstungen und „normale“ Ausrüstung, wie etwa ein Zelt oder eine Decke. Regeln für magische Gegenstände sind auch in dem 30 Seiten umfassenden Kapitel enthalten. Für neue Spieler ist erwähnenswert, das sowohl die Rüstungen als auch die Waffen (im Gegensatz zum Kapitel im „Rules Compendium“) alle bebildert sind, sodass man sich auch sofort etwas unter beispielsweise einer Fellrüstung, vorstellen kann.

Zu guter Letzt folgen noch ein Glossar und, sehr löblich, ein ausführlicher Index.

Fazit: Das Buch eignet sich sehr gut für neue Spieler und bieten eine gute Ergänzung für ein normales „Dungeons & Dragons 4.0“-Spiel. Prinzipiell kann man sogar mit nur diesem Buch schon spielen (wenn man sich selbst Monster ausdenken möchte und ansonsten gerne Regeln improvisiert), denn die Grundlagen werden erklärt. Zusammen mit „Heroes of the Fallen Lands“ entfaltet das Buch sein ganzes Potenzial, weil dann Rassen/Klassen-Kombinationen möglich werden, die nur mit einem Buch nicht möglich sind.

Alles in allem hat Wizards of the Coast mit „Heroes of the Forgotten Kingdoms“ ein sehr gutes Einsteigerbuch für „Dungeons & Dragons 4.0“ abgeliefert und das System für Neulinge sehr viel zugänglicher gemacht, als dies bisher bei „Dungeons & Dragons“ der Fall war. Man bekommt kein beschnittenes Einsteiger-Buch, welches nur Charaktere bis beispielsweise Level 5 zulässt (wie das ja bei einigen Einsteigerversionen der Fall ist), sondern ein komplettes und gutes Rollenspielbuch mit dem man lange seinen Spaß haben kann.