Hellboy – Saat der Zerstörung 1 & 2

1993 gelang Comic-Autor Mike Mignola ein großer Wurf: Er erschuf den „Klemptner unter den Superhelden“, einen rothäutigen Dämon mit abgesägten Hörnern und einer Steinfaust, der auf den eingängigen Namen Hellboy hörte. Spätestens seit dem 2004 erschienenen Kinofilm von Guillermo del Toro ist Hellboy auch außerhalb der Szene ein Begriff. Und heute erfolgreicher denn je! Nicht nur naht das zweite Kinoabenteuer, auch eine Zeichentrickserie kommt, ein Computerspiel – und LAUSCH hat nun mit der Vertonung der klassischen Comic-Abenteuer begonnen.

von Frank Stein

Der erste Zweiteiler – „Saat der Zerstörung“ – basiert auf dem ersten Comic-Band. Erzählt wird die Origin Story des im doppelten Wortsinne schlagfertigen Geisterjägers. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von dem irren Zauberer Rasputin im Auftrag der Nazis beschworen, um für Hitler den Krieg zu gewinnen, gelangte der Junge aus der Hölle in die Hände von Professor Trevor Bruttenholm und einer Gruppe amerikanischer GIs, die dem unheiligen Treiben der Deutschen auf der Spur gewesen waren. Von Bruttenholm großgezogen, entwickelt sich Hellboy statt zum Werkzeug des Bösen zu seinem energischsten Bekämpfer, wobei der gradlinige Hüne sowohl die Fäuste als auch seinen überdimensionierten Revolver sprechen lässt.

Die eigentliche Handlung von „Saat der Zerstörung“ setzt jedoch 60 Jahre später ein (im Comic sind es noch 35 Jahre, aber man wollte bei LAUSCH wohl mit der Zeit gehen). Zehn Monate war Bruttenholm mit der Cavendish-Expedition im ewigen Eis der Arktis verschollen, auf der Suche nach einem uralten Tempel. Doch nun ist er wieder da – kann sich aber an nichts von dem erinnern, was geschah, nachdem sie die Ruine betreten haben. Bevor er sich mit Hellboy hierzu aussprechen kann, taucht jedoch unvermittelt ein froschartiges Monstrum auf und bringt den Ziehvater des rothäutigen Geisterjägers um. Eine klare Sache für Hellboy, dass er sich dahinter klemmt – um seinen Dad zu rächen und um herauszufinden, was die Gebrüder Cavendish, deren Familie schon seit neun Generationen von der Suche nach dem Tempel besessen gewesen sein soll, all die Jahre dort zu finden hofften. Dabei wird er mit seiner Vergangenheit konfrontiert und trifft auf einen Mann, der mit seiner Hilfe das Chaos über die Welt bringen will.

Die Hörspiel-Umsetzung des Comics hält sich sehr nah an die Vorlage des auf Deutsch bei Cross Cult erschienenen Abenteuers – mitunter gar wortwörtlich, was jedoch dem trockenen Tonfall Hellboys, der hier wie da als Erzähler dient, nur entgegen kommt, da schon in den Comics die Stimmung nahezu perfekt ist. Wo nötig wurde der Text behutsam erweitert – gerade um beschreibende Momente –, wobei diese Passagen nahtlos mit den übernommenen Textzeilen verschmelzen und ein knarrig-kultiges Ganzes ergeben. Um den multimedialen Cross-Over noch perfekt zu machen, engagierte man bei LAUSCH für die drei Hauptprotagonisten Hellboy, Liz Sherman und Abe Sapien zudem die Synchronsprecher Tilo Schmitz, Ranja Bonalana und Joachim Tennstedt, die selbige Figuren auch in den beiden Kinofilmen ihre Stimme liehen, wodurch eine hervorragende Kontinuität von der großen Leinwand zum großen Kopfkino gewährleistet ist.

Auch ansonsten gibt sich „Saat der Zerstörung“ akkustisch keine Blöße. Die Effekte sind krachend, wo nötig, und von feiner Detailfreudigkeit, wo möglich. So hört man den Roten durchaus mal an seiner Lieblingszigarre ziehen, wenn aber die Steinfaust spricht, poltert es so gewaltig auf der Tonspur, dass man die Zerstörungsorgie buchstäblich spüren kann. Die Musikuntermalung ist überwiegend dezent und auf sperrige Weise klanglich passend. Eingänge Melodien sucht man vergeblich, dafür kommen jammernde Synthesizer und pochendes Schlagwerk zum Zuge. Dabei werden Effekte und Musik geschickt eingesetzt, um Szenenwechsel zu unterstützen, etwa im Falle von Telefonaten oder durch Bandaufzeichnungen, die Einschübe und Rückblenden bilden, wobei es dem Können der Macher zu verdanken ist, dass der Hörer hier trotz Raum- und Zeitsprüngen nicht den Überblick verliert.

Während die Handlung auf der ersten CD noch im Wesentlichen szenisch vorangetrieben wird und Hellboy, der lakonisch das Geschehen kommentiert, als Erzähler vergleichsweise zurückhaltend bleibt, wirkt der zweite Teil dagegen sehr von langen Monologen beherrscht, was allerdings auch in der Comic-Vorlage der Fall ist. Also selbst wenn es so wirken mag, als ob in diesem Fall bereits die Grenzen der Adaption einer Geschichte von einem primär visuellen in ein rein akustisches Medium aufgezeigt würden, ist das tatsächlich nicht der Fall, denn Mignola war schon immer ein Autor, der seine Bilderwelten ausgiebig kommentiert.

Fazit: Hellboy ist einfach Kult – und LAUSCH ist es mit dem Hörspiel-Debüt des roten Riesen perfekt gelungen, diesen Kult einzufangen. Atmosphärisch zwischen Cthulhu-Mythos und Hardboiled Detective Stories mäandernd, bietet „Saat der Zerstörung“ alles, was der Fan sich wünschen kann: Comic-nahe Dialoge gesprochen von den Original-Synchronstimmen der „Hellboy“-Filme und untermalt von einer unheilschwangeren Tonkulisse, die einfach irgendwie zu Mignolas Bildergeschichten passt. Für Comic-Aficionados und Hörspiel-Begeisterte gleichermaßen ein hörenswertes Erlebnis. So darf es weitergehen!


Hellboy – Saat der Zerstörung 1 & 2
Hörspiel nach den Comics von Mike Mignola
Günter Merlau (Regie)
LAUSCH 2008
ISBN: 978-3-939600-47-3 / 978-3-939600-48-0
2 CDs, 69 / 64 min., deutsch
Preis: je EUR 9,99

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