Hellboy – Fast ein Gigant

Hellboy ist wieder da – und noch immer nicht müde, Vampiren, monströsen Zwergen und noch monströseren Riesen kräftig auf die Hucke zu geben. Im dritten Hörspiel-Abenteuer von LAUSCH, das inhaltlich auf einer Kurzgeschichte aus dem vierten Cross-Cult-Comic-Sammelband „Sarg in Ketten“ basiert, muss sich der „Klemptner unter den Superhelden“ einem Monstrum mit Größenwahn stellen.

von Frank Stein

 

Nach einem vermurksten Job in Rumänien befindet sich Liz Sherman, Hellboys Freundin und Kollegin beim B.U.A.P., der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr Paranormaler Erscheinungen“, in einem lokalen Krankenhaus. In den Kellern des Schlosses des Vampirs Giurescu hatte die Behörde einen menschengroßen Homunculus entdeckt, der durch Liz’ pyrokinetische Kräfte versehentlich befreit wurde. Seitdem scheint sie jede Lebenskraft verloren zu haben, und niemand kann genau erklären weshalb. Während Abe Sapien und Direktor Manning Liz in der Klinik bewachen, machen sich Hellboy und Mitstreiterin Kate Corrigan auf die Suche nach dem geflohenen Kunstmenschen. Die Spur führt über Friedhöfe, von denen in letzter Zeit mehrere Leichen gestohlen wurden, zu einem unheimlichen Kloster, in dem grausige Dinge vor sich gehen. Höchste Zeit, dass der Dämon mit der Steinfaust hier einmal ordentlich auskehrt.

Das neue „Hellboy“-Abenteuer schließt lose an den Zweiteiler „Der Teufel erwacht“ an, indem es die Handlung dort ansetzen lässt, wo das vorige Abenteuer endete, nämlich in Rumänien in der Umgebung des Giurescu-Schlosses. Dennoch muss man die vorige Geschichte nicht kennen, da das Hörspiel auch unbeleckte Leser durch hilfreiche Erklärungen an die Hand nimmt. Die kann man indes auch wirklich brauchen, denn Mignolas Vorlage zeichnet sich nicht eben durch leichte Verständlichkeit, aus, was weniger an der durchaus gradlinigen – wenngleich stellenweise durch Rückblenden verschachtelt erzählten – Handlung liegt, als vielmehr an dem Bizarren seiner Stoffe. In „Fast ein Gigant“ wird die klassische „Frankenstein“-Geschichte in Form von Homunculi variiert, und es treten etwa Paracelsus, geifernde Zwerge und ein titanisch aufgedunsenes Fleischmonstrum auf. Glücklich der, der die Comic-Bilder hierzu bereits kennt, ansonsten wird die Fantasie der Hörer durchaus beansprucht.

Technisch gibt sich das Hörspiel keine Blöße. Sprecher Tilo Schmitz geht in seinem Alter Ego Hellboy vollkommen auf und trifft zu jedem Zeitpunkt den richtigen, zumeist extrem lässigen Ton. Auch der Abe Sapien wird durch den Einsatz von Joachim Tennstedt geradezu filmisch zum Leben erweckt, wenngleich seine Rolle in diesem Abenteuer eher eine kleine ist. Positiv hervorzuheben ist Helmut Krauss, der den Giganten mit finsterer Intensität mimt. Gestört hat mich allein die Wahl von Bernd Hölscher für den Roger. Irgendwie kam mir der Homunculus, der später eine größere Rolle in der Reihe spielen wird, stets dumpfer und auch ein wenig einfältiger vor. Hier wirkt er beinahe wie ein Mensch.

Fazit: Ein Hörgenuss für Kenner. Während auch das neue „Hellboy“-Abenteuer Gelegenheitshörern, die dem Universum um den Höllenjungen bisher noch fremd gegenüberstehen, das eine oder andere verwirrte Stirnrunzeln abringen dürfte (hier empfiehlt sich dringend der Einstieg bei „Saat der Zerstörung“ oder über die Comics), fühlen sich Kenner und Liebhaber von Mignolas knallrotem Dämon gleich wie zuhause und werden eine gute Stunde kultverdächtig gut unterhalten.


Hellboy – Fast ein Gigant
Hörspiel nach den Comics von Mike Mignola
Günter Merlau (Regie)
LAUSCH 2009
ISBN: 978-3-939600-51-0
1 CD, 67 min., deutsch
Preis: je EUR 9,95

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