H. P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich 2

„Das Grauen von Dunwich“ gehört neben Geschichten wie „Cthulhus Ruf“ und „Die Farbe aus dem All“ zu den ikonischsten des Horror-Autors H. P. Lovecraft. Umso mehr darf man sich freuen, das der Carlsen-Verlag die Horror-Manga-Reihe, bestehend aus Adaptionen der Werke des Schriftstellers durch Illustrator und Texter Gou Tanabe, mit einem neuen Manga fortsetzt: „Das Grauen von Dunwich 2“. Von dem Begriff „Manga“ sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn die Reihe ist im westlichen Comic-Stil gehalten. Sie ist für ihre Qualität bei den Leser*innen bekannt! Ist diese Adaption ebenfalls von so hoher Güte, wie viele erhoffen?

von Markus Kolbeck

Die Ausstattung & das Original

Der Band ist 2024 als Softcover mit 224 Seiten (davon zwei Seiten mit Werbung) bei Carlsen Manga auf Deutsch erschienen. Er ist komplett (bis auf das Vorwort) in Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit vielen Grauschattierungen gehalten und stellt den zweiten von drei Bänden dar, mit denen die Geschichte umgesetzt wird. Nach rund eineinhalb Stunden ist er durchgelesen. Zur Leserichtung dieser japanischen Reihe will ich hier nichts anmerken; es findet sich ein Hinweis im Buch dazu. Die Originalerzählung „The Dunwich Horror“ ist 1928 von Lovecraft geschrieben worden und wurde von ihm 1929 in dem Pulp-Magazin „Weird Tales“ veröffentlicht.

Der Originalautor & der Illustrator

Zu dem US-amerikanischen Autor Howard Phillips Lovecraft (1890-1937)  und dem japanischen Manga-Zeichner Gou Tanabe (geb. 1975) muss man eigentlich nichts erläutern, denn sie dürften dem*der Leser*in mittlerweile bekannt sein.

Inhalt

Im fiktiven Dunwich, Massachusetts, USA wird Lavinia Whateley im Februar 1913 ein Sohn von einem Unbekannten geboren: Wilbur. Er konnte nach sieben Monaten laufen, beherrschte mit elf Monaten die Sprache und mit vier Jahren las er bereits okkulte Texte. 14 Jahre nach seiner Geburt (1927) führt der Manga die Geschichte fort. Wilbur sieht weitgehend aus wie ein Erwachsener und hat eine auffallend hohe Bildung. Er will das „Necronomicon“ studieren, das blasphemische und magische Buch. Dies wird ihm von Professor Armitage nicht verwehrt, er darf es sich aber nicht ausleihen. Die Angelegenheiten spitzen sich zu ersten tragischen Ereignissen zu und Wilburs Schicksal erfüllt sich. Danach eskaliert die Situation in der Region von Dunwich durch den Fluch der Whatleys in dramatischer Weise!

Kritik

Als Kritik kann ich – da Band 2 eine sehr ähnliche Qualität hat wie Band 1 – im Wesentlichen nur schreiben, was ich auch schon zu Band 1 geschrieben habe. Wer den Zeichenstil von Tanabe bereits kennt, weiß, was ihn*sie hier erwartet: Virtuose Zeichnungen mit realistischen (was Personen, Tiere, Orte, Gegenstände und Natur betrifft) und detaillierten Darstellungen. Die Geschichte wird mit der für Lovecrafts Werk nötigen dichten Atmosphäre und dem ansprechenden Stil adaptiert. Wenn man den Umfang dieses Bandes mit über 200 Seiten auf alle drei Bände hochrechnet, kommt man auf zu erwartende 600 Seiten Länge. Da es sich bei der Originalgeschichte lediglich um eine 45 Seiten lange Erzählung handelt, muss sie zwangsläufig von Tanabe ausgebaut werden. Dies sieht man auch schon am zweiten Band, der sich ausgiebig dem üblen „Necronomicon“, Wilburs Schicksal und dem Fluch der Whatleys widmet. Damit ist die Geschichte nicht mehr werktreu! Doch bleibt das Grundgerüst erhalten und alle soweit wichtigen Personen, Orte und Themen werden weitergeführt. Der Illustrator und Texter geht mit diesem Band – wie schon mit Band 1 – wirklich deutlich neue Wege, denn ältere Bände sind in der Handlung nicht so sehr ausgeweitet worden (aber auch nicht immer hundertprozentig werktreu).

Es werden die Folgen von Gewaltanwendungen gegen Menschen gezeigt, auch Szenen, in denen Tiere Schaden erlitten haben. Das bedeutet dann konkret, dass der Horror in diesem Band nicht immer subtil in Szene gesetzt wird. Diese drastischen Szenen und auch der subtilere Horror sind Gou Tanabe jedoch hervorragend gelungen! Die Geschichte entfaltet sich in Band 2 erst richtig – im Gegensatz zum eher zurückhaltenden Band 1. Nochmal ein Wort zu den Schwarz-Weiß-Zeichnungen: Diese transportieren gerade wegen ihrer Grauschattierungen die Stimmung der Geschichte gut. Ob diese so gut  herübergekommen wäre, wenn die Illustrationen in Farbe gezeichnet worden wären, zweifle ich an.

Fazit: Auch hier zum Schluss gilt, was ich bereits zu Band 1 geschrieben habe: Die Umsetzung durch Gou Tanabe ist auch mit diesem Band kongenial gelungen! Die Qualität der Zeichnungen und die dichte Atmosphäre wissen wieder einmal zu überzeugen. Eine würdige Fortsetzung der Adaption eines der Meisterwerke von H. P. Lovecraft. Man darf sich auch auf Band 3 freuen!

H. P. Lovecrafts Das Grauen von Dunwich 2
Horror-Manga
Gou Tanabe
Carlsen Manga 2024
ISBN: 978-3-551-80113-5
224 S., Softcover, deutsch
Preis: 14,00 EUR

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