Gruselkabinett 77: Das Feuer von Asshurbanipal

Wenn man den Namen Robert E. Howard (1906-1939) hört, denkt der kundige Phantast vor allem an seine „Conan“-Geschichten, diese rohe Bronze-Age-Fantasy um einen muskelbepackten Barbaren. Dass er sich auch in subtilem Grusel versucht hat, überrascht zunächst. Ebenso erwartet man keine kosmischen Schrecken – frei nach H. P. Lovecraft – bei ihm. Doch „Das Feuer von Asshurbanipal“ bietet genau das, wenn auch in etwas anderer Form als bei seinem Autorenkollegen.

von Jakob Schwarz

 

Mit der 77. Folge der Hörspiel-Reihe „Gruselkabinett“ hat Titania Medien eine ungewöhnliche Geschichte vertont, ein cthuloides Abenteuer nach einer Erzählung aus der Feder von Robert E. Howard. Wobei das Ganze anfangs noch sehr wie eine klassische Abenteuergeschichte (die auch Indiana Jones erleben könnte) beginnt. Wir schreiben das Jahr 1928 und der unerschrockene amerikanische Schatzjäger Steve Clarney ist mit seinem langjährigen Weggefährten Yar Ali in der Wüstenei der arabischen Halbinsel unterwegs. Er will eines sagenumwobenen Edelsteins habhaft werden, der als „Das Feuer von Asshurbanipal“ bekannt ist und der – hier lässt Lovecraft erstmals grüßen – in der auch im „Necronomicon“ des verrückten Arabers Abdul Alhazred erwähnten „Stadt der Teufel“ versteckt sein soll.

Nachdem sie aus fragwürdiger Quelle ein paar Richtungshinweise erhalten haben, begeben sich Clarney und Yar Ali in die Einöde. Sie haben mit Sandstürmen, Beduinen, Erschöpfung und Durst zu kämpfen, doch gerade, als sie bereits aufgeben wollen, entdecken sie die schwarze Stadt, jenen unheiligen Ort aus uralter Zeit, in der nicht nur der riesige Rubin verborgen sein soll, sondern auf dem, gemunkelten Geschichten zufolge, auch ein schrecklicher Fluch lastet. Doch Clarney lässt sich nicht schrecken. Entgegen der immer drängender werdenden Warnungen seines Begleiters dringt er mit einer Mischung aus Ignoranz und Todesverachtung in die tote Stadt ein – und erlebt dort mehr als nur eine Überraschung!

Diese Überraschung erlebt nicht nur Clarney, sondern auch der Hörer, denn die bis kurz vor Schluss gradlinige und von einer angenehmen Abenteuerschaueratmosphäre geprägte Geschichte schlägt am Ende zwei Volten, die ein bisschen aufgesetzt wirken. Es ist nicht so schlimm, dass es das Finale ruinieren würde, aber ein wenig hergeholt wirken diese Momente schon. Ansonsten gibt es jedoch an dieser Episode wenig zu kritisieren. Das Cover von Ertugrul Edirne verspricht eine exotische Kulisse und unheimliche Schatzjägerstimmung. Die Stimmen von Wolfgang Pampel (witzigerweise die Synchronstimme von Harrison Ford) und Tayfun Bademsoy lösen dieses Versprechen dann gekonnt ein, unterstützt durch eine dezente Geräuschkulisse und einen wunderbar unheilvollen Score.

Fazit: Ein Schauerabenteuer vor exotischer Kulisse – das ist „Das Feuer von Asshurbanipal“, definitiv eines der besseren Hörspiele der ohnehin schon hochwertigen „Gruselkabinett“-Reihe, wenngleich es sehr gradlinig auf sein Ziel zustrebt. Die einzigen unerwarteten Wendungen kommen dann in der Tat so unerwartet, dass sie ein wenig holprig wirken. Doch das ändert nichts an der tollen Atmosphäre, die in der Adaption der Erzählung von Robert E. Howard entstanden ist. Eins allerdings muss man sagen: Lovecraft kann mit cthuloidem Schrecken dann doch besser umgehen, als Howard.


Gruselkabinett 77: Das Feuer von Asshurbanipal
Hörspiel nach zwei Erzählungen von Robert E. Howard
Marc Gruppe
Titania Medien 2013
ISBN: 978-3-7857-4816-9
1 CD, ca. 57 min., deutsch
Preis: EUR 8,99

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