Gruselkabinett 107: Der weiße Wolf von Kostopchin

Wenn in Werken der sogenannten „Schauer-Romantik“ Wölfe auftauchen, sind Vampire oder Mischwesen nicht weit. Ob es in Gilbert Campbells Gruselgeschichte „Der weiße Wolf von Kostopchin“ um einen Blutsauger oder um einen Werwolf geht, erfährt man in der 107. Folge der Hörspielreihe „Gruselkabinett“ von Titania Medien.

von Simon Ofenloch

Mitte des 19. Jahrhunderts: Witwer Pawel Sergejewitsch ist mit seinen Kindern Olga und Alexej ins Exil gegangen. Im Grenzland zwischen Polen und Russland haben sie eine Unterkunft gefunden und sich bald einigermaßen eingerichtet. Doch in den verschneiten Karpaten treibt ein geheimnisvoller Wolf sein Unwesen. Auf der Jagd nach der gefährlichen Bestie trifft Pawel Sergejewitsch auf die seltsame junge Frau Ravina, deren Schönheit ihn in den Bann schlägt. Als er Ravina mit nach Hause nimmt, begeht er einen verhängnisvollen Fehler.

Gilbert Campbell verfasste im 19. Jahrhundert phantastische Erzählungen wie auch Detektivgeschichten. In der Öffentlichkeit haben sich wenige seiner Werke erhalten. Seine Schauergeschichte „The White Wolf of Kostopchin“ soll er gegen Ende des 19. Jahrhunderts verfasst haben. Angeblich erschien sie erstmals 1889. Aus dieser Vorlage fertigte Marc Gruppe, Mitgeschäftsführer von Titania Medien, das Drehbuch zur Hörspieladaption. Die ursprüngliche Handlung ist nicht besonders originell, verarbeitet vor allem hinlänglich bekannte Motive der Schauer-Literatur, und doppelt sich zudem in wesentlichen Inhalten mit einer anderen Vorlage, die ebenso zu einem „Gruselkabinett“-Hörspiel wurde, Folge 49 „Der weiße Wolf“. Dieser Adaption liegt die Erzählung „The White Wolf of the Hartz Mountains“ des Engländers Frederick Marryat zugrunde, erstveröffentlicht 1839.

Hörgenuss bietet die 107. Folge „Der weiße Wolf von Kostopchin“ nichtsdestotrotz, denn mit den Sprechern Hans Bayer, Pascal Breuer und Anja Kruse sind in den Hauptrollen sympathische Profis am Werk. Vervollständigt wird das kleine Ensemble durch die jungen Sprecher Clara Fischer und Lando Auhage, die ebenso ordentliche Arbeit leisten. Dazu kommen die üblichen gut gesetzten Geräusche und Musiken, die wesentlich zur überzeugenden Atmosphäre der Vertonung beitragen.

Äußerst gelungen ist das Covermotiv, das wiederholt Illustrator Ertugrul Edirne gefertigt hat.

Fazit: Mit Folge 107 „Der weiße Wolf von Kostopchin“ liefert Titania Medien in der bewährten Hörspielreihe „Gruselkabinett“ eine etwas an Spannung und Überraschungen arme, düsterromantische Geschichte in gewohnt gelungener Vertonung ab.


Gruselkabinett 107: Der weiße Wolf von Kostopchin
Hörspiel nach einer Erzählung von Gilbert Campbell
Marc Gruppe
Titania Medien 2015
ISBN: 978-3-7857-5171-8
1 CD, ca. 61 min., deutsch
Preis: EUR 6,99

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