Gheos

Als Gott zu Beginn der Zeitrechnung gilt es, Kontinente und Inselreiche aus dem Nichts zu erheben, mit Kulturen und Volksstämmen zu besiedeln und diese mit Reichtümern, Nahrungsmitteln und Kriegsmaterial zu versorgen, um so die Herrschaft über sie zu erringen. Doch Vorsicht, jederzeit können ganze Kontinente ihre Gestalt ändern und mit ihnen Kulturen untergehen.

von Michael Wilhelm

 

 

Die amerikanische Brettspiele-Schmiede Z-Man Games hat mit diesem doch recht deutlich an den europäischen Markt angepassten Titel weitaus mehr als nur einen "Carcassonne"-Klon abgeliefert. Auch wenn das Design der hier zwar dreieckigen Karten mit dem Grundton Grün auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit vorgaukelt, und auch hier der Spielplan sich erst nach und nach durch das Legen der Spielplättchen aufbaut, verfügt "Gheos" doch über einige sehr individuelle und interessante Mechanismen. Auch hier werden reihum durch die Spieler vom verdeckt liegenden Stapel die dreieckigen Spielplättchen gezogen und an bereits ausliegende angelegt. Auf diesen Plättchen finden sich Schwert-Symbole für die Kampfkraft der Kultur, Weizen-Symbole als Nahrungsmittel und Kelche, um den Wert der Kultur anzuzeigen.

Der wesentliche Unterschied zu "Carcassonne" liegt aber in der Dynamik des Spielplans. Anstelle das Plättchen am Rande anzulegen kann nämlich auch ein bereits ausliegendes ersetzt werden. Dadurch können sich ganze Kontinente, die aus mindestens drei Abschnitten bestehen, verschieben und zu Inseln, die sich aus nur zwei Abschnitten zusammensetzen, zerfallen. Nach dem Legen eines Plättchens kann entweder eine neue der sechs Kulturen ins Spiel gebracht werden oder ein Volksstamm einer bereits ausliegenden Kultur in den eigenen Vorrat genommen werden.

Interessant ist hierbei, dass nicht eine Kultur einem Spieler fest zugeordnet wird, sondern der Kulturstein lediglich den Heimatkontinent der Kultur markiert, während die Volksstämme, jeweils fünf pro Kultur, die anteilige Herrschaft der Spieler an der jeweiligen Kultur symbolisieren. Ein Spieler mit fünf Volksstämmen beherrscht also eine Kultur komplett, während sich fünf Spieler mit je einem Volksstamm gleichmäßig die Herrschaft teilen können. Aber auch der Besitz von Volksstämmen kann sich im Spielverlauf verändern. Auch die Stärke und damit der Wert der Kulturen ändern sich im Laufe des Spiels, eben durch das Ersetzen der Plättchen. Verschieben sich Kontinente oder zerfallen sie zu einer Insel, sinkt damit auch der Wert der einzelnen Volksstämme, die ein Spieler von dieser Kultur besitzt.

Besonders interessant wird das erst dadurch, dass die Spieler mittels ihrer Wertungsplättchen – jeder bekommt zu Beginn des Spieles drei – selbst die Zeitpunkte aussuchen, zu denen sie ihre Volksstämme werten lassen. So ist es möglich, vor der Wertung noch schnell eine Kultur aufzuwerten oder nach der Wertung, bevor ein anderer Spieler durch eine eigene Wertung davon profitieren kann, den Kontinent zu verkleinern und damit die Kultur abzuwerten. Das geht natürlich auch in die andere Richtung. Verbindet man zwei Kontinente durch eine Landbrücke, breitet sich die Kultur auf dem ganzen Kontinent aus und die einzelnen Volksstämme werden wertvoller.

Befindet sich auf dem neuen Kontinent schon eine andere Kultur, bricht ein Krieg aus. Dann werden auf den beiden Ursprungskontinenten die Schwert-Symbole gezählt, die unterlegene Kultur wird vernichtet und alle Spieler verlieren die zugehörigen Volksstämme. Es kann also schnell passieren, dass eine mächtige und wertvolle Kultur durch Krieg und Auseinanderbrechen des Kontinents das Antlitz des Spielfeldes verlässt.

Das Spiel ist zu Ende, sobald alle Spieler ihre drei Wertungsplättchen aufgebraucht oder sechs Epochen-Zwischenwertungen, die sich unter den Plättchen verstecken, stattgefunden haben.

Fazit: "Gheos" ist ein von Anfang bis Ende spannendes und abwechslungsreiches Legespiel, das den Vergleich mit "Carcassonne" eigentlich nicht scheuen muss. Gerade der abwechslungsreiche Spielablauf, bedingt durch das selbständige Wählen des Wertungszeitpunktes und den dynamischen, sich ständig ändernden Spielplan, macht den besonderen Reiz des Spieles aus. Außerdem ist "Gheos" auch zu zweit eine spannende Option.


Gheos
Kartenlegespiel für 2 bis 4 Spieler
Rene Wiersma, Joshua Cappel
Z-Man Games 2006
60 dreieckige Spielplättchen, 12 Wertungsplättchen, 54 Siegpunkte-Marker, 30 Volksstamm- und 6 Kultursteine, englisch
Preis: $ 22,99

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