Geschichten aus der Nightside 2: Ein Spiel von Licht und Schatten

John Taylor, Privatdetektiv, ist zurück und ermittelt wieder in der Nightside, jenem okkulten neonschwarzen Stadtteil Londons, in dem es immer drei Uhr morgens ist. Er hat den Ruf, alles zu finden, und diesmal bekommt er einen ganz besonderen Auftrag: Er soll den unheiligen Gral aufspüren.

von Nicolas Hohmann

 

„Ein Spiel von Licht und Schatten“ ist der zweite Band der Reihe „Geschichten aus der Nightside“, die aus der Feder Simon R. Greens stammt. Auf dem angelsächsischen Markt schon länger vorhanden, bringt Feder&Schwert als Verlag für Phantastisches und Okkultes nun die deutschen Übersetzungen im Taschenbuchformat mit rund 200 Seiten heraus.

Die Geschichte dreht sich um den unheiligen Gral, jenem Kelch, aus dem Judas beim Abendmahl trank, und dem wie seinem heiligen Pendant mächtige Kräfte nachgesagt werden. Verschiedenste Fraktionen haben Interesse an diesem Artefakt, wobei die üblichen Verdächtigen – Untote, Dämonen und organisiertes Verbrechen – lieber den Kopf einziehen, denn wenn der Vatikan, Engel, gefallene Engel und die Autoritäten Interesse anmelden, dann hält man sich besser raus. Es sei denn man heißt John Taylor und wird von allen Parteien beauftragt, eben diesen Kelch zu finden.

In durchaus misslicher Lage nimmt Taylor mit Flintensuzie an seiner Seite die Spur auf und überlegt sich, wessen Seite er sich überhaupt anschließt. Währenddessen bricht sprichwörtlich die Hölle in der Nightside aus, als unbesiegbare gefallene Engel, deren bloßer Anblick einen zur Salzsäule erstarren lassen, den Stadtteil auseinandernehmen. Zum Glück fällt Taylor dabei eine mystische alte Waffe, die lebende Pistole, in die Hände, eine Knarre aus Fleisch und Blut, mit der es dann doch möglich ist, Engel zu töten, oder durch offensives Zeigen in die Flucht zu schlagen.

Jedoch hat der Einsatz der Pistole ihren Preis: Sie penetriert den Geist und gräbt jene dunklen Erinnerungen und Gefühle aus, die man lieber vergessen hätte. Da sowohl Taylor als auch die toughe Suzie die Waffe einsetzen, nutzt der Autor die Gelegenheit, das Seelenleben der beiden recht drastisch zu zeigen.

Beide prügeln sich nun durch diverse Clubs der Nightside, verschrecken Dämonen und Untote, die sich alleine durch Taylors Ruf einschüchtern lassen, und legen ihre Stammkneipe in Schutt und Asche, um am Ende den unheiligen Gral in den Händen zu halten und eine Entscheidung treffen zu müssen.

Auch der zweite Band der Reihe ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer und rasanter Reißer, in einem Setting, das zu Recht als neonschwarz bezeichnet wird. Die Nightside ist eben so bunt und vielfältig wie eine Gothic-Industrial-BDSM-Party. Der Roman dürfte insbesondere das Stammklientel von WhiteWolf oder Feder&Schwert, also Freunde der Welt der Dunkelheit oder eben Leute aus der Goth-Industrial-Szene ansprechen. Alles in allem kommt mir die Nightside aber immer noch zu nett und zu familiär rüber. Sie ist eben nicht so düster und grimmig, wie man es sich wünschen würde.

Fazit:
„Ein Spiel von Licht und Schatten“ bietet ein kurzes Lesevergnügen zu einem Preis, der für ein 200-Seiten-Taschenbuch leider nach wie vor zu hoch gegriffen ist.


Geschichten aus Nightside 2: Ein Spiel von Licht und Schatten
Horror/Mystery-Roman
Simon R. Green
Feder&Schwert 2007
ISBN: 978-3867620048
201 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 10,95

bei amazon.de bestellen