George R. R. Martins Der Heckenritter

Comic-Adaptionen von Romanen sind „in“ und wenn man die Popularität bedenkt, derer sich George R. R. Martins Saga „Das Lied von Eis und Feuer“ erfreut, war es nur eine Frage der Zeit bis auch hiervon eine entsprechende Comic-Umsetzung erscheint. „Der Heckenritter“ ist so eine Umsetzung.

von amel

„Der Heckenritter“ erschien zuerst als kurzer Roman in dem Buch „Der 7. Schrein“, das verschiedenen Autoren die Möglichkeit bot, ihre Welten in kurzen Romanen vorzustellen (so war beispielsweise auch Stephen Kings „Der dunkle Turm“ vertreten, sowie Pratchetts „Scheibenwelt“, LeGuins „Erdsee“ und verschiedene andere). Die Geschichte spielt ein Jahrhundert vor der Geschichte des „Lieds von Eis und Feuer“. Das Buch scheint nicht mehr im Druck zu sein und auch einzeln konnte ich die Geschichte nirgends finden. Fans von Martins Buchserie müssen also auf den Comic zurückgreifen, wenn sie die Zeit bis zum nächsten Roman überbrücken wollen.

Der Comic erzählt die Geschichte des Knappen Dunk, dessen Meister ein Heckenritter war. Als Heckenritter zog er umher und hatte mal diesen Herren, mal jenen, kämpfte für sie und lebte von ihnen, nur um irgendwann weiterzuziehen und sich einen neuen Herren zu suchen. Doch nun ist er tot und Dunk muss ihn begraben, ohne die Chance gehabt zu haben, selbst zum Ritter zu werden.

Dunk ist zwar stark wie ein Ochse, aber nicht sehr helle, und so beschließt er in seiner grenzenlosen Naivität zum nächsten Turnier zu ziehen und dort als „Ser Duncan der Große“ anzutreten. Er trifft den Stalljungen Egg, der sich ihm als Knappe geradezu aufdrängt. Beim Turnier trifft er außerdem auf eine schöne Puppenspielerin, die ihn schon bald in große Schwierigkeiten bringen wird, und auf diverse Prinzen der verschiedenen Häuser.

Martin (und damit auch Avery, der Autor der Comic-Bearbeitung) erzählt die Geschichte so, wie man es vom Autor von „Lied von Eis und Feuer“ erwarten würde. Schnell bringt sich der naive Knappen in eine Situation, in der ihm die Hinrichtung droht, und er muss sich mit gleich mehreren Häusern auf diplomatischer Ebene auseinandersetzen. Ein Intrigenspiel entspinnt sich. Martin und Avery führen den Leser immer sicher durch die Geschichte, bald schon hört man fast das Klirren der Lanzen und das spöttische Lachen des Prinzen.

Die Zeichnungen tragen ihren Teil dazu bei, dass die Geschichte so gut funktioniert. Sie sind ein Mittelding aus dem alten „Micky-Maus“-Stil und den eher künstlerischen Comics der heutigen Zeit. Ein Rezensent hat den Stil als teilweise „naiv“ bezeichnet, was vielleicht auf diese Tatsache zurückzuführen ist. Ich jedenfalls war lange nicht mehr so angetan von den Zeichnungen eines Comics. Die Bilder stehen der Geschichte nicht im Weg, sie fördern ein leichtes Verständnis und stellen die jeweiligen Situationen eindrucksvoll dar. Aber natürlich ist das auch Geschmackssache.

Man kann aus meinen Ausführungen sicher erahnen, dass mich „Das Lied von Eis und Feuer“ begeistert. Mag man den Stil der Romane, mag man auch den „Heckenritter“. Kennt man die Romane nicht, bekommt man eine ausgezeichnete Rittergeschichte geboten und einen guten Eindruck, ob einem die Romane gefallen könnten.

Fazit: „Der Heckenritter“ erzählt in großartigen Bildern eine spannende, intrigengeladene Rittergeschichte. Freunde des Romanzyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ sollten unbedingt einen Blick darauf werfen, aber auch jeder andere Fan von gut erzählten Ritter- oder Fantasygeschichten kommt voll auf seine Kosten.


Der Heckenritter
Comic
Ben Avery, Mike S. Miller, nach einer Geschichte von George R. R. Martin
Panini Comics 2007
ISBN: 978-3-86607-482-8
144 S., Softcover, Deutsch
Preis: EUR 16,95

bei amazon.de bestellen