Geister der Vergangenheit

Jedes Jahr aufs neue erscheint mit schöner Regelmäßigkeit ein neuer Abenteuerband für das Detektiv-Rollenspiel „Private Eye“. Mit „Geister der Vergangenheit“ legt die Redaktion Phantastik mittlerweile den siebten Abenteuerband vor.

von André Frenzer

Der Band beginnt auch gleich mit einem Mord: Patrick Aylewood, ein junger Mann, dessen großes Erbe ihm genügend Freiheiten verschuf, ist tot. Er wurde während eines Urlaubs an der alten schottischen Grenze erschossen. Für die Behörden ist der Fall rasch klar: Im rasenden Vater seiner Ex-Verlobten haben sie schnell einen Täter gefunden. Doch wie so oft im Leben der Detektive ist das Leben nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint und eben jene Ex-Verlobte heuert die Charaktere an, um Beweise für die Unschuld des Vaters zu sammeln.

„Geister der Vergangenheit“ führt die Charaktere dabei aus der pulsierenden Metropole London hinaus in die Einsamkeit der schottischen Borders, der ehemaligen Grenzregion zwischen England und Schottland. Ein Großteil des Bandes legt dabei auch ein besonderes Augenmerk auf die Beschreibung eben dieser Region und ihrer Bewohner: industriell noch rückständig, gleichzeitig romantisch und unheimlich und mit verschwiegenen und eingeschworenen Einwohnern. Dabei versäumt es der Autor nicht, viele interessante NSC einzuführen, die auch für die weitere Verwendung in späteren Abenteuern gedacht sind. Außerdem beleuchtet er die örtlichen Sagen und Legenden und skizziert so einen lebendigen und umfangreichen Hintergrund, vor dem sich das Abenteuer entfaltet.

Der eigentliche Fall verlangt zwar eine gute Kombinationsgabe von den Detektiven und wird auch ihre Spürnasen ordentlich auf die Probe stellen. Letztendlich ist die Lösung aber eher unspektakulär und auch der Tathergang bietet keine allzu großen Überraschungen. Solide und dank der besonderen Atmosphäre des Border Countries bleibt der Fall sicherlich noch ein wenig im Gedächtnis. Als Bonus ergibt sich aus den Hintergrundgeschichten der NSC auch noch die Möglichkeit, weitere Fälle in der Grenzregion anzusiedeln, von denen einer auch kurz umrissen wurde.

Die Aufbereitung für den Spielleiter ist vorbildlich, werden doch alle vorkommenden NSC ausführlich charakterisiert. Außerdem gibt es auch eine „Relation-Map“, die die Zusammenhänge der in den Fall involvierten Personen grafisch darstellt sowie Übersichtslisten zum Abhaken über die Hinweise, die die Detektive finden können. Für die wichtigsten Orte wurde darüber hinaus auch an Karten gedacht.

Das Cover wurde wieder von Manfred Escher designt, der eine gelungene Collage aus wichtigen Motiven des Szenarios zusammenstellte. Auch das Layout des Abenteuers weist keine allzu großen Überraschungen auf: zahlreiche Schwarz-Weiß-Photographien zieren die Seiten, das Schriftbild ist klar und gut lesbar, Zusatzinformationen in schwarzen Textkästen gut kenntlich abgesetzt. Auch die verwendeten Illustrationen sind auf einem akzeptablen Niveau. Insgesamt ist das Layout schlicht aber hübsch.

Fazit: Umfangreiches Hintergrundmaterial mit einem grundsoliden Kriminalfall vor einer ganz besonderen Kulisse. Zu einem sehr fairen Preis von 13,95 EUR erhält hier jeder „Private Eye“-Spielleiter einen weiteren anständigen Fall, der seine Gruppe auch mal aus London hinausführt. Auch Spieler anderer Systeme können zu diesen Konditionen durchaus mal einen Blick riskieren.


Geister der Vergangenheit
Abenteuerband
Martin Lindner
Redaktion Phantastik 2013
ISBN: 978-3000426971
56 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 13,95

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