Gefahrenzuschlag – Todeszonen der 6. Welt

Manchmal scheint es, als gäbe es für jeden Job drei oder mehr Interessenten, und man weiß nicht, wie man die nächste Miete zahlen soll. Manchmal möchte man die bekannte Gegend verlassen, und untertauchen wäre einfach langweilig. Und manchmal will man sich einfach größeren Herausfoderungen stellen und dafür auch besser bezahlt werden. Genau für diese Aufträge, bei denen ein Shadowrunner mehr investieren muss, aber auch mehr erwarten kann, gibt es Gefahrenzuschläge ... wenn man noch dazu kommt, sie zu kassieren.

von Adaon

Um sich einen Gefahrenzuschlag zu verdienen, muss man als illegaler Aktivposten für einen Konzern schon einiges auf sich nehmen. Die Orte für solche Einsätze sind nicht einfach nur metamenschenfeindlich, sondern oftmals kurz- oder langfristig tödlich. Warum sich Shadowrunner dennoch in diese Gegenden aufmachen sollten, erklärt uns der neue Ergänzungsband „Gefahrenzuschlag“.

Wie auch in anderen Publikationen für „Shadowrun“ ist der Inhalt als Informationszusammenstellung, Besprechung und Kommentar der Matrix-Seite „JackPoint“ dargestellt. Ergänzt wird dieser Inhalt wie immer durch einige Kurzgeschichten und verteilte, passende Zeichnungen. Das Buch ist übersichtlich gehalten und unterteilt sich in die Gebiete Hochsee, Polargebiete, Weltraum und Wüste sowie einen Abschnitt für Umweltzerstörer (und die auf sie ausgesetzten Kopfgelder). Scheint dieser letzte Abschnitt auch im ersten Moment nicht stimmig, so ist die Bedeutung nach kurzem Anlesen in einem Ergänzungsband über „Gefahrenzuschläge“ doch offensichtlich: Insektenschamanen, Blutmagier und Toxische Schamanen werden vorgestellt. Für ein kurzes Zwischendurch-Abenteuer scheinbar genau richtig, können diese Widersacher auch mit wesentlich größerem Bedrohungspotenzial aufgebaut werden – und im Gegensatz zu einem feindlichen Konzern können diese Individuen nicht nur gejagt und zur Strecke gebracht werden, es schützt sogar noch die Umwelt (oder zumindest zahlreiche Leben) und gibt ein nettes Kopfgeld! (Wenn man es denn noch kassieren kann. Es hat schon seine Gründe, dass für alle vier Apokalyptischen Reiter zusammen von verschiedenen Stellen 1.600.000,- Nuyen geboten werden.)

Der Abschnitt „Auf hoher See“ berichtet von Über- und Unterwasseraktivitäten und -interessen zahlreicher Konzerne. Von Angriffen auf Frachtschiffe, Bergungsunternehmen, Bohr- und Unterwasserforschungsstationen bis zu den Arkoblöcken mit einer Bevölkerung, die in die Millionen geht, finden sich hier zahlreiche Informationen über die Meere im Jahr 2073. „Im ewigen Eis“ beschreibt ausführlich Aktivitäten der Konzerne und Staaten, Bewohner und Lebensbedingungen sowie massenhaft Möglichkeiten für Runner in den Polargebieten und angrenzenden Landgebieten von Arktis und Antarktis, einschließlich guter Tipps zum Überleben. „Der Weltraum“ zeigt mit einem historischen Überblick die Entwicklung der Raumfahrt im „Shadowrun“-Universum auf und erklärt, welche Konzerne wo in der ewigen Leere ihre Interessen vertreten. Vom Verkehrsaufkommen im erdnahen Orbit bis zur permanenten Station auf dem Mars geht dieser Abschnitt so ausführlich wie die vorigen auf die besonderen Bedingungen des Weltraums und die Möglichkeiten für Shadowrunner ein. Im letzten Abschnitt geht es „Durch die Wüste“. Von den Desert Wars, über politische Interessenten, bis zu Geisteraktivitäten, besonders in der Mojave, sind auch hier einige Abenteueraufhänger und -ideen versammelt, wenn auch nicht so zahlreich wie in den vorigen Abschnitten.

Kleiner Kritikpunkt sind die wenigen Druckfehler und fehlenden Seitenverweise im Text, die gerade aufgrund der sonstigen Qualität der Pegasus-Produkte ins Auge fallen. Auch wirkt der Anteil des Buches für die Todeszone „Wüste“, im Vergleich zu den ausführlich angesprochenen anderen Todeszonen, überraschend kurz gefasst. Alles denkbar Interessante und Wichtige scheint zwar angesprochen, doch im Vergleich zu den ausführlichen Informationen über Polargebiete, Wasser und Weltraum liest man über die Wüsten der Erwachten Welt recht wenig, sodass es wie ein nachträglicher Beitrag für das Buch wirkt.

Fazit: Ein großartiger Ergänzungsband! Nicht nur für Runner, die schon „alles gesehen haben“, gibt es hier tonnenweise Material, auch die gesamte Hintergrundwelt wirkt dadurch wesentlich erweitert und abgerundet. Ob für einen Auftrag für einen Abend oder eine ganze Kampagne, von heißen Kopfgeldjagden bis hin zu wochenlangen Einsätzen in der Arktis, bringt „Gefahrenzuschlag“ eine Menge mit. Man muss sich natürlich überlegen, ob so kurz vor dem Erscheinen der 5. Edition noch der Griff nach einem Ergänzungsband für die 4. Edition lohnt. Meiner Meinung nach steht die Dichte und Vielfalt der gebotenen Informationen (158 Seiten Hintergrund zu 10 Seiten Regeln, die auch noch teilweise Informationen liefern) hier in einem klar positiven Verhältnis.


Gefahrenzuschlag
Quellenbuch
David Ellenberger, Jason M. Hardy, R.J. Thomas, Michael Wich, Robert Wieland
Pegasus Press 2013
ISBN: 978-3-941976-55-9
168 Seiten, Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,95

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