Während in den USA bereits die vierte Staffel der zugehörigen TV-Serie „Game of Thrones“ läuft, welche der zweiten Hälfte des dritten Buches „Storm of Swords“ entspricht, hat der Panini Verlag immerhin die dritte Graphic Novel veröffentlicht, die etwa dem dritten von vier Teilen des ersten Buches entspricht (beziehungsweise der ersten Hälfte des deutschen Buches „Das Erbe von Winterfell“). Die dritte Graphic Novel enthält die Teile 13-18 der im amerikanischen Original zweimonatlich erscheinenden Hefte. Das Format ist wie bisher geblieben: etwas kleiner als DIN-A4 und der üblichen Veröffentlichungsgröße aktueller Graphic Novels entsprechend und aus 192 vollfarbigen Seiten bestehend.

Zum Inhalt

Der kleinwüchsige Tyrion Lannister ist von Catelyn Stark gefangen genommen worden und muss sich im Grünen Tal Catelyns tyrannischer Schwester Lisa Arryn stellen. Es kommt zu einem Gottesurteil, bei dem Tyrion überraschend einen Streiter für sich gewinnen kann, was zu einem anderen Ende führt, als die beiden Schwestern es erhofft haben. Auf seiner Reise zurück in den Süden trifft er auf die wilden Bergvölker, die auch nichts anderes im Sinn haben, als ihn einen Kopf kürzer zu machen.

Als Jon Snow und seine Freunde frühzeitig zu Männern der Nachtwache ernannt werden, hat er Sorge, dass sein dicker Freund Samwell Tarly ohne ihn künftig vom Ausbilder Allisar Thorn getriezt und fertiggemacht wird. Doch ihm kommt eine Idee, wie er Sam schützen kann. Als die beiden gemeinsam mit dem Lord Commander vor die Mauer reiten, um in einem Götterhain ihren Schwur zu leisten, finden sie die Leichen zweier Brüder, die jedoch seltsame Merkmale aufweisen. Die Mitnahme der beiden Leichen zur Untersuchung in die Schwarze Festung erweist sich als keine gute Idee.

Weit hinter der Meerenge im Osten von Westeros muss die Targaryen Nachfahrin Daenerys ihren Mut für ihren ungeborenen Sohn Rhaego beweisen und vor den alten Dothraki-Frauen das blutende Herz eines Hengstes essen, um dem Ungeborenen Kraft und Mut zu geben. Als ihr Bruder die Feier stört und nach einer Krone verlangt, bekommt er vom Anführer der wilden Horde Khal Drogo eine ganz besondere goldene Krone zum Geschenk. Neben der Gefahr durch ihren Bruder gibt es auch einen Anschlag durch Unbekannte, was ihren Gemahl Khal Drogo so sehr erzürnt, dass er seine bisherigen Pläne aufgibt und eine neue Eroberung ins Auge fasst.

Sollte man meinen, dass den genannten Protagonisten große Gefahren drohen, so sollte man erst recht nicht in Ned Starks Haut in Königsmund stecken. Die zurückgetretene Hand des Königs erwacht gerade erst aus einem Fiebertraum nach der Verletzung durch Jaime Lannister, als König Robert ihn erneut zu seiner Hand ernennt und selbst auf die Jagd geht. Ned macht sich mit dem Kopfgeld auf einen Mordbrenner aus dem Gefolge Tywin Lannisters, dem Vater der König, keine Freunde und will aus Sorge seine beiden Töchter wieder in den Norden schicken. Als er zudem eine furchtbare Entdeckung macht, die das gesamte Reich in den Bürgerkrieg stürzen könnte, schließt er ein unsicheres Bündnis und warnt eine bedrohte Feindin, weil er ihr Schande und den Tod ersparen möchte. Doch als es zu einem Unglück kommt, muss er feststellen, dass seine Pläne, Absprachen und vor allem seine ehrenhaften Absichten wenig wert sind …

Kritik

Inhaltlich hält sich auch die dritte Graphic Novel eng an die Romanvorlage und kürzt so behutsam, dass es selbst einem Romanleser kaum auffällt. Die Spannung und das Entsetzen beim Leser werden hier auf den Höhepunkt getrieben und kommen fast so gut rüber wie im Roman. An manchen Stellen vermögen die Bilder sogar einen noch intensiveren Genuss im Gegensatz zum Buch hervorrufen. Wesentlich besser als in Band 1 und 2 der Graphic Novels wird die Handlung und die Verflechtung der Figuren und deren Handlungen dargestellt. Der Spannungsbogen wird gut gehalten und durch die wechselnden Perspektiven der „Point of View“-Charaktere endlich gut verstärkt. Allerdings werden manche Hintergründe nicht so ausführlich beleuchtet wie in den Romanen. Der Handlung tut dies wenig Abbruch.

Bei der Qualität der Zeichnungen fällt leider wieder auf, dass sich die Personen alle sehr ähneln. Sowohl die Männer als auch die Frauen haben oft sehr ähnliche Gesichtszüge und Konturen. So könnte man Hodor auch mit Ned Stark oder König Robert verwechseln oder Cersei mit Danerys Targaryen. Die Qualität an sich ist aber weiter hoch mit tollen Farbspielen und -gegensätzen. Seine Stärken spielt der Zeichner weiter bei großräumigen Bildern oder Landschaften aus. Leser mit empfindlichem Magen seien an dieser Stelle noch gewarnt: In diesem Band kommt es wesentlich häufiger zu brutaleren Szenen mit Blut, Schmerz und Geschrei.

Diskutabel ist sicherlich immer noch der Preis. Einerseits werden tolle Bilder geliefert, andererseits muss man für den ersten Roman umgerechnet vier Graphic Novels für insgesamt ca. 80 Euro erwerben. Eine stolze Summe.

Fazit: Hier haben auch Romanleser richtig Spaß! Man fiebert erneut an vielen Stellen richtig mit, bekommt Bilder zu sehen, die das Gelesene der Romane vielleicht noch einmal anders zeigen, als man selbst vor Augen hatte. Für Nichtleser bietet die Graphic Novel sowieso eine kompakte Zusammenfassung, die nicht wie die Romane alle Gedanken der Charaktere wiedergibt, sondern sich auf die wesentliche Handlung konzentriert.