Seine Romanserie „Das Lied von Eis und Feuer“ (Original: „The song of Ice and Fire“) hat George R. R. Martin noch nicht weiter vorangebracht, doch die TV-Serie und der Comic beziehungsweise die Graphic Novel schreiten stetig voran und erzählen ebenso – wenn auch mit anderen Schwerpunkten und im Rahmen ihres Mediums – die Geschichten um die großen Familien Stark, Lannister, Targaryen, Greyjoy und ihren Kampf um den Thron der Sieben Königreiche.

Da die Graphic Novel im amerikanischen Original aus sechs zweimonatlich erscheinenden Heften besteht, die für die deutsche Ausgabe in einem Band zusammengefasst werden, musste der deutsche Leser rund ein Jahr auf die Fortsetzung warten. Das Format ist etwas kleiner als DIN-A4 und entspricht der üblichen Veröffentlichungsgröße aktueller Graphic Novels wie zum Beispiel auch die „Buffy“-Bände. Auch diese Ausgabe besticht durch 192 vollfarbige Seiten.

Der zweite Band beruht ebenso auf dem ersten deutschen Roman „Die Herren von Winterfell“ und knüpft mit der Handlung direkt an den ersten Band an. Dabei wird zu Beginn in einem kurzen Text die Handlung des ersten Bandes zusammengefasst.

Zum Inhalt

Der zwergenhafte und oft als „Gnom“ bezeichnete Tyrion Lannister hat sich zur Mauer hoch im Norden begeben und erhält dort vom Lord Commander beunruhigende Nachrichten, die er verspricht, dem König beziehungsweise dem Kleinen Rat mitzuteilen. Für den Bastard Jon Snow überbringt er dessem Bruder Bran auf Winterfell Grüße und einen Vorschlag, das Leben durch die Verkrüppelung lebenswerter zu gestalten. Auf dem Weg zurück nach Kings Landing wird er schließlich durch Zufall gefangengenommen und muss sich im Grünen Tal unerwarteten Vorwürfen entgegenstellen, die sein Leben bedrohen.

Als Jon Snow auf der Mauer erste Bekanntschaften schließt und sich mit einem missgünstigen Ausbilder herumschlagen muss, lernt er auch den Neuling Samwell Tarly, einen fetten Jungen aus dem Süden kennen, der schnell von allen gehänselt wird. Seine Lösung zu diesem Problem zusammen mit seinem Schattenwolf Ghost gefällt nicht jedem Bruder. Seine richtigen Brüder Bran und Robb bekommen unterdessen Besuch von Tyrion, der für Bran eine Überraschung bereithält, und müssen sich später bei einem Ausritt mit Wildlingen befassen, was sich schnell zu einer tödlichen Bedrohung erwächst.

In Kings Landing ist Eddard Stark als Hand des Königs damit beschäftigt, seine Töchter Arya und Sansa zu zähmen, die beide ihren ganz eigenen Kopf und Interessen haben, was dazu führt, dass Arya eine ganz besondere Art Tanzlehrer bekommt und Sansa mit Littlefinger und dem „Hund“ zwei gefährliche Personen der Stadt kennenlernt. Arya muss dabei nicht nur Katzen fangen und den Schwertkampf üben, sondern hört durch Zufall auch das Gespräch zweier Männer und ihrer seltsamen Pläne mit. Eddard selbst muss nicht nur ein Turnier des Königs organisieren, sondern den König selbst von gefahrvollen Tätigkeiten abhalten und versucht zeitgleich, den seltsamen Tod seines Vorgängers und Mentors Jon Arryn aufzuklären. Dabei fällt ihm auch ein Buch mit der Abstammung und Nachkommen aller großen Familien in die Hände, und er stolpert über ein Geheimnis.

Daenerys Targaryen hingegen hat im Osten über der Meerenge ganz andere Schwierigkeiten zu meistern. In Vaes Dothrak, der Stadt aller Pferdeherren, kommt es zur Konfrontation mit ihrem Bruder.

Kritik

Wie schon der erste Band hält sich auch diese Graphic Novel sehr werkgetreu an die Romanvorlage, wobei nur weniges gestrichen wurde. Inhaltlich lässt sich also auch hier nichts kritisieren, wobei weiterhin die „Point of View“-Charaktere zwar deutlicher geworden, aber nicht komplett klar zu erkennen sind. Das Medium Zeichnung oder Graphik wurde leider zu wenig genutzt, um etwas Neues der Handlung hinzuzufügen beziehungsweise aus einer anderen Sichtweise als der Roman zu zeigen (wie es hingegen oft und meistens sehr gut die TV-Serie macht). Auch der Tiefgang der Handlung und die Verflechtung gelingt nicht ansatzweise so gut wie im Roman. Auch wenn die Serie dieses Problem hat, hat diese das durch andere Schwerpunkte oder zusätzliche Szenen gelöst. Für einen Nicht-Roman-Kenner ist ein Spannungsbogen aber sicherlich – und vor allem besser als im ersten Band – erkennbar und vorhanden und die Handlung an sich schlüssiger aufgebaut. Durch die wechselnden Perspektiven tauchen allerdings in der Graphic Novel, die nur einen Teil des ersten Bandes abdeckt, manche Personen so kurz auf, dass der neue Leser manches Mal überrascht sein mag.

Die Qualität der Zeichnungen hat sich nicht wesentlich geändert: Exzellente Farbgegensätze, helle und dunkle Bilder und hier auch besser getroffene Action-Sequenzen geben im wahrsten Sinne ein tolles Bild ab. Man hat zudem den Eindruck, dass hier besser als in Band 1 an den Unterschieden der einzelnen Personen in der Darstellung gearbeitet wurde. Sehr zu loben ist abschließend die Darstellung der Gebäude und Landschaften, die im Gegenteil zu den Charakteren immer unverwechselbar sind und – wenn auch manchmal in grobem Zeichenstil – eine klar erkennbare Szenerie schaffen.

Fazit: Die Romanleser werden auch beim zweiten Band diesen nur als nette Ergänzung ansehen, dem die volle Tiefe des Originals fehlt. Für Einsteiger ist die Graphic Novel aber optimal, da sie sich schneller lesen lässt und natürlich auch bildliche Eindrücke vermittelt. Die Qualität der Zeichnungen ist im Vergleich zu Band 1 zudem gestiegen. Nur kann auch hier der Preis eine Einstiegshürde darstellen, wobei dem Leser aber auch eine spannende und gut gezeichnete Geschichte geboten wird.