Auch vor dem Medium Comic macht der Erfolg des Romanepos’ „Das Lied von Eis und Feuer“ (Original: „The Song of Ice and Fire“) von George R. R. Martin nicht Halt. Wie die Romane und die Fernsehserie erzählt der Comic beziehungsweise die Graphic Novel die Geschichte um den Thron der Sieben Königreiche und die Familien Stark und Lannister, Targaryen und Baratheon und viele mehr. Bisher haben alle Veröffentlichungen wie TV-Serie, Brettspiel, Kartenspiel und Rollenspiel sehr gute Kritiken bekommen, da sie alle auf ihre eigene Art das Flair der Romane und der Welt einfangen.

Die Graphic Novel besteht aus sechs durch extra Cover abgetrennte Teile (da dieser Sammelband im Original als sechs einzelne Bände erschien), die nicht ganz die erste Hälfte des Romans abdecken. Das Format ist etwas kleiner als DIN-A4 und entspricht der üblichen Veröffentlichungsgröße der aktuellen Graphic Novels wie zum Beispiel auch die „Buffy“-Bände. Mit 192 Seiten ist diese Graphic Novel aber wesentlich dicker als viele andere Bände aus anderen Universen, folgt dabei aber auch im Wesentlichen sehr werkgetreu den Romanen.

Zum Inhalt

Als eine Patrouille der Nachtwache, die den Norden durch eine gigantische Mauer gegen die Wildnis und Kreaturen schützt, von mysteriösen Wesen angegriffen wird, die Untote oder Geister zu sein scheinen, flieht der einzig Überlebende und wird als Verräter, dem niemand glaubt, von Lord Eddard Stark enthauptet. Auf dem Rückweg nach Winterfell finden die Starks einen toten Schattenwolf, der das Wappentier der Familie ist. Doch die Jungen der Wölfin haben überlebt und sind in der Anzahl und Geschlecht der Kinder der Familie vorhanden. Da dies als Zeichen gesehen wird, erhält jedes der Kinder ein Junges zur Aufzucht.

Eddard muss danach mit dem überraschenden Besuch seines Königs und alten Freund Robert Baratheon umgehen, der weit in den Norden reist, um Eddard als Hüter des Nordens zu seiner neuen „Hand“ zu machen, die praktisch die Regierungsgewalt im Reiche inne hat. Dafür muss Eddard jedoch mit dem König in die Hauptstadt King’s Landing im Süden des Landes ziehen, während seine Frau Catelyn mit den Söhnen Robb und Bran auf Winterfell bleibt. Robb wird als Vertreter Eddards über Winterfell herrschen, und Bran wurde während des Besuchs des Königs schwer verletzt und ist nicht reisefähig. Eddard nimmt seine beiden Töchter Arya und Sansa mit, damit sie am Hofe Neues lernen. Gleichzeitig soll Sansa später mit Joffrey, dem Sohn des Königs, vermählt werden, um die Bande noch enger zu schmieden. Schon während der Reise kommt es zu Unstimmigkeiten mit Personen aus dem Gefolge des Königs, und auch in King’s Landing stellt Eddard fest, dass er in der Höhle des Löwen gelandet ist und selbst geglaubte Verbündete anscheinend kein offenes Spiel mit ihm spielen.

Eddards Bastardsohn Jon hat sich unterdessen der Wache an der Mauer angeschlossen, der auch Eddards Bruder Benjen dient. Da Catelyn Jon die Untreue Eddards nachträgt, will dieser lieber seinen Schwertarm der Abwehr der Lande der Sieben Königsreiche zur Verfügung stellen. An der Mauer ist er jedoch plötzlich als reicher Sohn des Herrschers des Norden verschrien und muss sich sowohl gleichaltriger Kameraden als auch älterer Vorgesetzter erwehren. Auch die dreizehnjährige Danerys Targaryen hat weit im Osten hinter der Meerenge mit Gegnern zu kämpfen, wovon der Größte ihr Bruder ist: Viserys Targaryen, Sohn des vor fünfzehn Jahren gestürzten und ermordeten Königs Aerys II., will wieder an die Macht gelangen. Dazu arrangiert er die Hochzeit zwischen ihr und Khal Drogo, dem mächtigen Anführer eines Stammes der kriegerischen Dothraki, ein Reitervolk, das Essos, die Nachbarinsel von Westeros, zu weiten Teilen beherrscht. So erhofft er sich, eine Armee aufstellen zu können, mit der er die Sieben Königreiche zurückerobern kann. Doch sowohl Khal Drogo als auch Daenerys haben andere Pläne.

Kritik

Die Graphic Novel ist sehr werkgetreu entstanden und hält sich durchgehend an die Romane, wenn auch einige wenige Passagen gekürzt und gestrichen wurden, was sich allerdings bei dem Umfang auch nicht vermeiden lässt. Rein vom Inhalt lässt sich daher nichts beanstanden; ganz im Gegenteil, die inhaltliche Umsetzung ist gut gelungen, wenn auch die „Point of View“-Charaktere (im Roman werden die einzelnen Abschnitte jeweils aus Sicht einer Person erzählt) hier nicht ganz so auffallen oder als Handlungsträger klar werden. Trotzdem lässt sich der Geschichte gut folgen, die Hintergründe werden klar und sind verständlich, und der Spannungsbogen ist nachverfolgbar. Durch den fehlenden Hintergrund, der in den Romanen immer wieder in den Gedanken der Charakteren ausgebreitet wird, fehlt allerdings der Tiefgang der Handlung und die Beschreibung der Personen und Orte, die die Romane auszeichnet und den Leser so fasziniert.

Die Qualität der Zeichnungen ist sehr gut bis exzellent, mit tollen Farben, Schattierungen, Hell- und Dunkeltönen, die auch die Charaktere klar definieren und unterscheiden lassen. Dies trifft aber vorrangig auf die Männer zu, die handlungsbestimmenden Frauen (Daenerys, Catelyn, Cersei) sehen sich doch sehr ähnlich. Zudem sind alle extrem hübsch und an bestimmten Stellen sehr üppig ausgestattet. Gerade Catelyn wird in den Romanen keineswegs so beschrieben, in der TV-Serie wird sie sogar deutlich älter und eher etwas herb dargestellt.

Fazit: Als Einstieg vor TV-Serie oder Romanen ist die Graphic Novel eine gute Wahl, die Lust auf mehr macht. Kenner der Romane werden aber enttäuscht sein, da die Komplexität und Tiefe fehlen. Für eine Zugfahrt oder einen Flug bietet die Graphic Novel schöne Unterhaltung in einer hohen zeichnerischen Qualität. Einzig der Preis könnte den einen oder anderen Gelegenheitsleser oder Einsteiger abhalten.