Gabriel Burns 24: Der erste der zehn

In Rumänien, im Land hinter den Sieben Bürgen, ist auch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus nicht alles eitel Sonnenschein. Das erfahren Bakerman und Joyce Kramer am eigenen Leib, als sie in Bukarest in eine Falle tappen. In der kanadischen Walachei bekommen es Steven Burns und Larry Newman derweil mit menschlichen Gräueltaten zu tun.

von Simon Ofenloch

 

Irgendwo im kanadischen Nirgendwo liest Larry Newman einen verstörten, in sich gekehrten Steven Burns auf. Dieser war zuvor mit einer ungeheuerlichen Erkenntnis über seine Person und seine Rolle im Kampf um die Fahlen Orte in einer unverschlossenen Zelle des aufgegebenen Gefängniskomplexes Fairlane aufgewacht. In dem tief in den unwirtlichen Barren Grounds gelegenen Betonklotz, der in einem unglücklichen Zusammenhang mit Stevens Vergangenheit steht, wurde er von seltsamen Geisterstimmen heimgesucht und schließlich aus der Festung getrieben, hinaus ins weite Ödland. Dort irrte er umher, bis der verständigte Larry ihn fand.

Auf dem Weg zurück in die Zivilisation bekommen Steven Burns und Larry Newman es in einem abgewirtschafteten Diner mit zwei finsteren Gestalten zu tun, die gerade eine Tramperin gemordet haben und nun die Betreiberin der Gaststätte und ihr Kind, ein kleines Mädchen, terrorisieren. Auch gegenüber den zwei Reisenden fühlen sich die Täter überlegen. Doch da haben sich die beiden, die im Ganzen die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben, fatal verrechnet. Denn Steven greift plötzlich auf jene Fähigkeiten zurück, die ihm erst kürzlich voll bewusst geworden sind. Fähigkeiten, die Larry verwirren, ihn aber gleichzeitig verstehen lassen, warum Bakerman ihm aufgetragen hat, Steven seit neuestem schärfer im Auge zu behalten.

Parallel zu diesen Ereignissen im kanadischen Hinterland erleben Bakerman und seine Assistentin Joyce Kramer in der rumänischen Hauptstadt die Hölle auf Erden. Bukarest ist einer der zehn „Fahlen Orte“ und ganz offensichtlich jener „erste der zehn“, welcher dem Bösen, dem Wahnsinn, dem Schrecken anheimfällt. Ein Hilferuf hat Bakerman und Joyce Kramer nach Bukarest geführt. Zuerst erkennen sie, dass sie zu spät kommen, dann, dass sie hereingelegt wurden, und schließlich, dass es nichts mehr zu retten gibt. Außer der eigenen Haut.

Ein anderer hat Rumänien längst verlassen. Victor Zeysen, der Arzt, für den Hippokrates von Kós ein Unbekannter sein muss, hat eine Schar merkwürdig stiller, grauhaariger Kinder durch die Passkontrolle des Flughafens von Vancouver geschleust. Wer die Hörspielreihe „Gabriel Burns“ kennt, weiß, dass das Grauen auch in Kanada zuhause ist. Jetzt hat es neuen Auftrieb bekommen!

Drei Folgen lang hat das Team um Volker Sassenberg Großes geleistet, spannende und klärende Episoden dem nach Aufschlüssen und Zusammenhängen hungrigen Publikum vorgelegt und gleichzeitig geniale neue Entwicklungen eröffnet. Mit „Der erste der zehn“ wurde wieder einen Gang zurückgeschaltet. Dabei rutschte man in den Leerlauf. Viel Substanzielles passiert in dieser Folge nicht. Sie dient eher dazu, den aktuellen Status Quo zu untermauern. Mit Stevens düsterem Alter Ego wurde das Publikum in der vorangegangenen Folge bekannt gemacht. In dieser Episode erleben die Hörer es in Aktion. Dass Bukarest verloren ist, wurde ebenfalls schon angedeutet. Durch den Trip von Bakerman und Joyce Kramer wird diese Tatsache noch einmal eindringlich verdeutlicht, aber nicht tiefergehend erklärt. Alles in allem ist „Der erste der zehn“ eine Episode, bei der man sich – am Inhalt gemessen – nicht ärgern müsste, wenn man sie verpassen würde. Allerdings müsste man dann auch auf ein technisch und atmosphärisch perfekt gemachtes Hörspiel verzichten können.

Fazit:
Die 24. Folge der grundsätzlich genialen Hörspielreihe liefert inhaltlich wenig Substanzielles. Zeit zum Atemholen und Rekapitulieren, zum Sich Sammeln und Sich Freuen auf kommende interessantere Episoden.


Gabriel Burns 24: Der erste der zehn
Volker Sassenberg
Universal 2007
ISBN 978-3-8291-1933-7
1 CD, ca. 50 min., deutsch
Preis: EUR 7,99

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