Fünf Reiche

„DER KÖNIG IST TOT! Nur wenn ihr Ehre beweist, euren Einfluss in den fünf Reichen geltend machen könnt und euch geschickt über eure Konkurrenten erhebt, könnt ihr der Nachfolger und damit DER NEUE KÖNIG werden.“ – „Von Ehre weiß ich jetzt nix, hätte aber 3 bei Lila, 5 bei Rot und sogar 6 bei Grün. Geht das auch?“ – „Bitte wie? Naja … Ach, na gut. Herzlichen Glückwunsch.”

von KaiM

In diesem taktischen Kartenspiel werden Länderkarten in die eigene Auslage gespielt, um sich möglichst viele Punkte und damit Einfluss in den fünf Reichen zu sichern. Zwei bis vier Halbmonarchen ab zehn Jahren wetteifern auf diese Weise um den Thron der fantastischen Reiche und sollen dazu gerade mal 45 Minuten benötigen. Diese Angaben kann man im Grundsatz so unterschreiben. Zu zweit spielt es sich auch gut, wobei ich es mit mehreren Personen dann doch reizvoller finde.

Das Material

Die kleine Box ist auch wegen ihres Inlays prall gefüllt, aber im Wesentlichen sind dort jede Menge normal- und einige großformatige Karten enthalten. Die Qualität der Karten könnte etwas besser sein, ist für mich aber gerade so noch in Ordnung. Die Gestaltung hingegen ist schon wirklich ansprechend, denn die asiatisch anmutende Designsprache in Verbindung mit den Tiercharakteren, wie sie auch auf der Schachtel zu sehen sind, macht schon was her. Auch die Spielkarten, die lediglich die Landschaften der fünf Reiche symbolisieren, sind schön anzusehen. Hier gefällt mir das Spiel in all seiner Abstraktheit richtig gut. 

Die Anleitung ist kurz und knapp, wie es dem Spiel auch gerecht wird. Es bleiben zwar ein paar Fragen offen, wenn man die Karten sortiert und das erste Spiel vorbereitet, das klärt sich aber schnell, wenn man später die Sonderfertigkeiten aller Vertreter der Reiche angeschaut hat. Sind die Karten erst einmal sortiert, ist das Spiel schnell aufgebaut, sodass man nach dem Regelstudium innerhalb von fünf bis zehn Minuten losspielen kann.

Der Spielablauf

Das Ziel des Spiels ist es, möglichst viel Ansehen in den Fünf Reichen zu sammeln. Dies erreicht man, indem man eine Kartenauslage aus nummerierten Karten aufbaut. Je höher die Zahl auf den Karten, desto mehr Ansehen bringen die Karten, so weit, so einfach. Da sich Ansehen jedoch verdient werden will, muss man immer mit der „1” anfangen und darf sich nur Schritt für Schritt bis zur „6“ hocharbeiten. Zudem kann man noch Sonderaufträge erlangen und Meilensteine erfüllen, um ein paar Bonuspunkte zu ergattern. Wenn schließlich alle Aufträge verteilt wurden oder der Nachziehstapel leer ist, wird das Ansehen gezählt, und natürlich gewinnt man, wenn man am meisten davon hat.

Der Spielablauf ist dabei denkbar einfach. Ist man am Zug, kann man entweder eine Karte ausspielen oder am Markt Karten ertauschen. Man legt eine Karte in eine von drei Kartenreihen und darf dann entweder zwei Karten blind vom Nachziehstapel ziehen oder, unter bestimmten Bedingungen, eine komplette Reihe nehmen. Wenn man Karten ausspielt, müssen diese entweder genau in die Auslage passen oder man spielt eine Charakterkarte, die eine einmalige Sonderfertigkeit gewährt. So kann man einzelne Karten aus der Hand der Gegner klauen, bestimmte Karten aus dem Markt nehmen oder vielleicht doch mal eine Zahl beim Ausspielen einer Karte überspringen. Für eine Aktion kann man auch noch Karten in den Markt bringen, um die verdeckt ausliegenden Auftragskarten zu ergattern oder als freie Aktion einen Meilenstein erfüllen. So spielen alle reihum, bis eine der Spielendebedingungen eingetreten sind. 

Das Spielgefühl

„Fünf Reiche“ spielt sich schnell und fluffig. Man spielt eine Karte oder tauscht Karten über den Markt. Es dauert meist nur kurz, bis man wieder am Zug ist und die nächste Aktion machen kann. Dabei ist man ständig involviert, weil man schaut, was die anderen am Tisch so machen. Denn es ist interessant, welche Karten aus dem Markt genommen werden oder welcher Meilenstein demnächst beansprucht werden könnte. Dabei macht besonders der Markt den Reiz des Spiels aus. Er ist sehr dynamisch und bietet viele Möglichkeiten, dort unnütze Karten abzulegen und neue zu bekommen. Aber gleichzeitig eröffnet man natürlich auch Möglichkeiten für die Gegner am Tisch, also möchte man nur Karten ablegen, die niemand wirklich nutzen kann. Das ständige Abwägen von Pro und Contra der eigenen Aktionen sowie das Timing und der schnelle Spielfluss heben das Spiel von anderen Kartenspielen dieser Komplexität ab. 

Thematisch darf man natürlich nicht zu viel erwarten, denn es bleibt am Ende doch ein abstraktes Kartenspiel mit Karten, die aus irgendwelchen Gründen mal eine „1“ tragen, mal eine „4“ oder eben die begehrte „6“. Ein wenig Thema bringen lediglich die Charakterkarten und die Vertreter der fünf Reiche, von denen wir pro Spiel jeweils nur einen Einzigen für uns gewinnen können und die uns mächtige Sonderfertigkeiten bringen. Das reicht nicht für wirkliche Immersion, bringt aber ein schönes Gesamtbild auf den Tisch. 

Abwechslung bekommt das Spiel durch insgesamt zehn Vertreter, von denen jeweils fünf pro Spiel ausliegen. Die Aufträge, die verdeckt ausgelegt werden und wo auch nicht klar ist, welche im Spiel sind, waren aber insgesamt eher weniger interessant. Sie wurden selten genommen, weil sie doch recht teuer sind und die beiden möglichen Siegpunkte, die sie maximal bringen können, auch nicht garantiert sind. Insgesamt bringt aber jedes Spiel seine Abwechslung durch den Markt und die unterschiedlichen Richtungen, in die sich die Spielenden am Tisch entwickeln. 

In Summe bietet das Spiel schnelle Kost, die Spaß macht, ein wenig Taktik abverlangt und immer mal wieder auf dem Tisch landen kann. Trotzdem springt der Funke nicht in allen Runden über, weil die Relevanz der eigenen Entscheidungen nicht so offensichtlich ist. Wenn man es nicht darauf anlegt, kann man es auch einfach ohne große Höhen und Tiefen runterspielen. Andere Runden mochten hingegen das Taktieren, freuten sich über gutes Timing und gelungene Pläne.

Fazit: Dieses Spiel macht es mir nicht leicht. Mir gefällt es, es gibt insgesamt wenig zu meckern und es ist schön anzusehen. Auf der anderen Seite ist es zwar nicht allzu komplex, für einen Absacker dann aber irgendwo doch nicht geeignet, zumindest in meinen Runden. Für das Geld bekommt man aber ein gutes Spiel in kleiner Schachtel geboten, was zumindest in einigen Schränken einen Platz finden dürfte.

Fünf Reiche
Brettspiel für 2 bis 4 Personen ab 10 Jahren
Jeffrey CCH, Kenneth YWN
Mirakulus 2025
EAN: 4250231741517
Sprache: Deutsch
Preis: 23,00 EUR 

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