Frag – Gold-Edition

Schon mal versucht, ein richtig gutes Ego-Shooter-Deathmatch (Jeder gegen Jeden) ganz ohne Computer zu spielen? Geht nicht? Und ob! Alles was ihr dafür braucht, sind nur ein paar Freunde, ein Spieltisch und eine Ausgabe des „Frag – Gold-Edition“-Brettspiels. Nebenbei übrigens auch deutlich günstiger, als so manche Spiele-Maschine oder notwendige PC-Hardware-Erweiterung.

von Dominik Cenia

 

 

Das Brettspiel „Frag“ stammt ursprünglich von Steve Jackson Games und hat seit seiner Veröffentlichung in 2001 schon so einige Inkarnationen erlebt. So durfte man sich beispielsweise mit„Frag Deadlands“ im Setting des Horror-Western-Rollenspiels die blauen Bohnen um die Ohren jagen oder mit „Frag PvP“ die bekannten Figuren aus Scott Kurtz’ „PvP“-Comic (hierzulande eher unbekannt) in den Kampf schicken.

Aber was ist eigentlich ein „Frag“? Wikipedia klärt einen da recht schnell über die (recht unschöne) Herkunft des Begriffes im militärischen Sinne auf. In der Welt der Computerspiele und dabei vor allem bei den Ego-Shootern ist ein „Frag“ nicht anderes als der erfolgreiche Abschuss der Spielfigur eines anderen menschlichen Spielers. Und genau darum geht es auch im „Frag“-Brettspiel, dessen deutsche Ausgabe bei Pegasus Spiele erschienen ist. Der Zusatz „Gold Edition“ hat dabei wohl nichts mit der goldfarbenen Spielschachtel zu tun, sondern bezieht sich auf die bislang wohl aufwändigste Ausstattung des Spiels. Geboten wird ein ziemlich großes und beidseitig verwendbares Spielbrett, sechs Kunststoff-Spielfiguren von unterschiedlicher Farbe, ein ganzer Haufen an Karten, Spielsteinen und Würfeln sowie zwei Folienstifte und sechs Charakterkarten, die sich dank ihrer Laminierung immer wieder neu beschreiben und abwischen lassen. Vorbei sind die Zeiten der guten alten „Block + Bleistift“-Komponenten.

Das Spielziel von „Frag“ ist denkbar einfach. Der Spieler, welcher zuerst drei „Frags“ hat, gewinnt. Da dies mitunter recht schnell eintreffen kann, sind mehrere Partien an einem Abend nicht auszuschließen. Erreicht wird das Ganze, indem man wahllos auf alles und jeden schießt, der sich ebenfalls auf dem Spielbrett befindet. Hierzu wird einfach für die Reichweite (abhängig der Zielsicherheit einer Spielfigur) und dann noch einmal für den Schaden (abhängig der Waffe) gewürfelt. Die insgesamt 18 sechsseitigen Würfel kommen dabei recht häufig zum Einsatz. Wird die eigene Spielfigur „gefraggt“, kommt sie zu Beginn ihres nächsten Spielzugs ganz einfach per „respawn“ wieder zurück ins Spiel.

Damit die ganze Sache auf Dauer nicht zu eintönig wird, gibt es auf dem Spielbrett zahlreiche Felder mit so genannten Waffen- oder Gadgetsymbolen. Dank dieser Felder darf man mit einer gewissen Chance Waffen- oder Gadgetkarten ziehen. Dabei gibt es vom Impulsgewehr über den Elektroblaster oder die Schrotflinten auch solche Späße wie Phasenverschiebung, Adrenalinschub oder Energieschild. Die Vielzahl der unterschiedlichen Karten macht einen Großteil der Abwechslung an „Frag“ aus. Weitere Sonderkarten wie „Spiel gehackt“, „Verbindung getrennt“ oder „Lag“ zeugen zusätzlich davon, dass hier wirklich versucht wurde, all die Tücken und Kleinigkeiten eines Computerspiel-Alltags irgendwie einzufangen.

Viel mehr gibt die knapp vierseitige Spielanleitung aber auch schon nicht her. Die vereinzelten Hinweise auf mögliche Turnierspiele lassen ein paar passende kurze Regeln dazu vermissen und bis auf den Vorschlag, einen eigenen Spielplan etwa mit zusätzlichen „Respawn-Felder“ zu erstellen, werden auch keine weiteren Spielvarianten, wie das Spielen mit Teams oder das altbekannte „Capture the Flag“, angeboten, welches eigentlich in keinem guten Ego-Shooter fehlen darf. Hier hätte ich mir eine der umfangreichen Ausstattung gerecht werdende, etwas ausführlichere Spielanleitung gewünscht.

Womit wir auch schon beim Thema wären: die Ausstattung. Hier war Pegasus natürlich an das Ausgangsmaterial von Steve Jackson Games gebunden. Ego-Shooter genießen in einigen Kreisen bekanntlich nicht gerade den besten Ruf. Dieses Problem wurde bei dem Spielmaterial jedoch geschickt umschifft. Bei den Spielfiguren handelt es sich eindeutig um Roboter, und die teils comichaften Illustrationen auf den Spielkarten sind typischen Piktogrammen (aus Sport oder Alltag) nachempfunden. Blutrünstig erscheinen hier nur die Auswahl der Waffen und die 20 Blutmarker. Doch was den Rest angeht, wurde die Materie ganz gut verpackt und mit ein paar bissigen Seitenhieben („Verbindung getrennt“, „Lag“ usw.) aus der Welt der Online- und Netzwerkspiele verfeinert.

Auf der anderen Seite waren die Spielfiguren in meinem Testexemplar allesamt verbogen und noch mit ein paar deutlichen Gussresten versehen. Auch das Spielbrett erscheint mit seiner „Grau in Grau“-Optik leider ein wenig eintönig. Hier ist man von anderen Verlagen deutlich schönere Spielbretter gewohnt. Hinzu kommt ein etwas merkwürdig anmutender Warnhinweis, der nicht nur auf der Schachtel selbst, sondern auch auf dem Spielbrett zu finden ist. „Warnung: Dieses Spiel enthält sinnlose Gewalt und kann zu verstärkter Lärmentwicklung und unkontrollierter Blasenentleerung führen“. Sinnlose Gewalt und Lärmentwicklung … von mir aus. Aber Blasenentleerung? Was wollen uns die Macher damit sagen?

Fazit: Unabhängig all dieser Kleinigkeiten macht „Frag“ wirklich Spaß. Allerdings erst so richtig ab der vorgeschlagenen Spieleranzahl von 4 bis 6. Davor ist einfach zu wenig los auf dem übergroßen Spielbrett. Bieten sich allerdings genug Ziele an und wird man gleichzeitig selbst von allen Seiten beschossen, läuft „Frag“ wirklich zu Hochtouren auf. Dann ist das Spiel ein wunderbarer „Absacker“ für einen langen Spieleabend oder das ideale Ballerspiel für zwischendurch, etwa während einer spielegeladenen Convention. Durch die einfachen Spielregeln, die kurze Spieldauer und das (beabsichtigt) völlig sinnfreie Spielprinzip hat „Frag“ auf alle Fälle das Zeug dazu, immer mal wieder auf den Spieltisch zu wandern. Mit Sicherheit kein Spiel für Jedermann und auch nichts für ein abendfüllendes Programm. Dafür mit den richtigen Leuten aber ein echter Spaß für zwischendurch. Und ganz ehrlich: Sehr viel mehr will die „Frag – Gold-Edition“ doch gar nicht sein. Na dann, durchladen!


Frag – Gold-Edition
Brettspiel für 4 bis 6 Spieler
P. Reed
Steven Jackson Games / Pegasus Spiele 2009
ISBN: n. a.
Sprache: Deutsch
Preis: ca. EUR 39,95

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