Flash – Der schnellste Mensch der Welt (Die offizielle Vorgeschichte zum Film)

Flash gehört zu den bekanntesten und langlebigsten Superhelden des DC-Comic-Universums. Bereits seit 1940 zischt der Rote Blitz durch seine Bildergeschichten-Abenteuer. Anders als vielen Kollegen – Superman, Batman, Aquaman, von den Helden der Marvel-Konkurrenz ganz zu schweigen – war ihm ein eigener Kinofilm aber jahrzehntelang nicht vergönnt. 2023 kam er dann endlich, „The Flash“, als Teil des DC Extended Universe mit Ezra Miller in der Hauptrolle. Dieser Comic ist als Begleitband – als offizielle Vorgeschichte – erschienen.

von Kurt Wagner

Schaut man den Film „The Flash“, kommt einem erstmal alles wie immer vor. Barry Allen ist ein etwas trotteliger junger Mann, der ständig Hunger hat und gern mal zu spät kommt. Und als Flash flitzt er superschnell durch die Straßen, um Leben zu retten. Wer genauer hinschaut, bemerkt allerdings einige Veränderungen im Vergleich zu dem Flash, den man aus „Justice League“ (2017/2021) kennt. Beispielsweise ist Flash auf einmal ein recht passabler Kämpfer, er hat einen Anzug, der aus einem Ring springt, und kann durch Wände „phasen“, indem er seine Moleküle in Schwingung versetzt. Das sind keine großen Dinge und normalerweise nehmen Zuschauer das zwischen Filmen einfach als Figurenentwicklung hin, aber natürlich eröffnet es Möglichkeiten, zusätzliche Geschichten zu erzählen – und genau hier setzt der Comic an.

In „Flash – Der schnellste Mensch der Welt“ sind drei Kurzgeschichten enthalten, die alle von Kenny Porter geschrieben und von verschiedenen Künstlern illustriert wurden. In der ersten Story, „Stärker als Stahl“, vereitelt Flash einen Waffendeal und zieht sich so den Zorn von Gangstern zu, die einen Superschläger namens Girder auf ihn loslassen, der sich als übermächtiger Gegner entpuppt. In diesem Comic wird die Freundschaft zwischen Flash und Batman vertieft, außerdem bekommt er den Anzug im Ring.

„Eine neue Phase“ heißt die zweite Geschichte. In dieser legt sich Flash einmal mehr mit dem organisierten Verbrechen an, und ein schwarzes Schlackemonster namens Tarpit (englisch für „Teergrube“) will ihn endgültig ausschalten. Gleichzeitig gerät Barry beruflich in Stress, und an seinen Vater, der im Knast sitzt, muss er auch denken. Alles scheint ihm über den Kopf zu wachsen – und plötzlich setzt ein unkontrolliertes Vibrieren seines Körpers ein. Ein Stress-Symptom, das zur Superkraft wird, das hat man auch nicht alle Tage. Zum Glück hat Daddy auch hinter Gittern noch väterlichen Trost auf Lager.

Am Ende steht „Das Ultimatum“. Endlich scheint es für Barry und Flash aufwärts zu gehen. Doch da taucht ein selbsternannter Superschurke auf, der Central City mit schier übermächtigen Kreiselwaffen bedroht und die Herausgabe von Flash fordert. An ihm will er ein Exempel statuieren. Wird die Stadt ihren Helden aufgeben? Ich gestehe, dass mir der Prequel-Aspekt dieses Comics für den Kinofilm nicht klargeworden ist. Vielleicht geht es um die Beziehung zwischen Flash und Central City. Vielleicht ist es nur ein Füllkapitel. Ich weiß es nicht.

Alle drei Geschichten sind unterhaltsam, ohne jetzt das Rad des Superheldencomics neu zu erfinden. De facto muss Barry Allen gegen drei Supergegner antreten und dabei Stück für Stück in seine Rolle als Flash hineinwachsen. Das richtet sich thematisch deutlich eher an Mainstream-Kinogänger ohne große Comic-Kenntnisse, denn an langjährige „Flash“-Veteranen. Diese dürften sich hier eher langweilen.

Optisch wird sehr unterschiedliche Kost geboten. Comic 1 hat sehr deutliche Manga-Anleihen (nicht im Sinne großer Kulleraugen, aber durch spitze Kinnpartien, expressive Mimik und einen recht groben, aber sehr dynamischen Strich), ein Stil, der mir persönlich nicht so gut gefällt, aber immer häufiger auch in normalen Comics anzutreffen ist. Comic 2 punktet durch mehr Realismus und eine Kolorierung, die vor allem bei dem glänzend roten Flash-Anzug ins Auge fällt. Comic 3 setzt auf kantige Züge und gedeckte Farben, hier schwingt ein extra Hauch Brutalität in den Bildern mit.

Im Bonusmaterial finden sich ein paar Variant Cover, Charakterentwürfe und zwei Vergleiche von Schwarz-Weiß-Seiten und ihren farbigen Endversionen.

Fazit: Wer Tie-In-Produkte mag, bekommt mit dem Comic „Flash – Der schnellste Mensch der Welt (Die offizielle Vorgeschichte zum Film)“ ein paar kleine Hintergrundhappen geboten, die in die Filmhandlung hineinspielen. Ein Muss, um den Kinofilm zu verstehen, ist die Lektüre allerdings keineswegs. Da die drei gebotenen Geschichten an sich jetzt nicht vor Innovation sprühen, und sich auch die Optik nur im Mittelmaß bewegt, kann ich nur eine bedingte Empfehlung aussprechen. Ein definitiver Kann-Kauf, vor allem für Fans.

Flash – Der schnellste Mensch der Welt (Die offizielle Vorgeschichte zum Film)
Comic
Kenny Porter, Jason Howard, Juan Ferreyra u.a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3000-2
140 S., Softcover, deutsch
Preis: 17,00 EUR

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